17.12.2012 Aufrufe

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Loi sur l’asile et LSEE. Modification 1040 N 5 juin 1997<br />

rechtlich unannehmbaren Situation. Das ist genau das, was<br />

die Mehrheit berücksichtigen möchte. Vor allem möchte sie<br />

<strong>de</strong>n Spielraum <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates nach innen – das betrifft die<br />

Rechtfertigung im Innern <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s – ein wenig erweitern.<br />

Damit hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat eine Legitimation, nach innen das<br />

zu tun, was er tun will. So o<strong><strong>de</strong>r</strong> so ist die Bezeichnung einer<br />

Gruppe von Schutzbedürftigen eine politische Willenskundgebung.<br />

Sowohl die Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> CVP- wie auch <strong><strong>de</strong>r</strong> SP-Fraktion haben<br />

genau dargestellt, warum die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />

zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist.<br />

Herr Fehr, Sie haben gefragt, was wir jetzt hätten. Wir haben<br />

im Moment noch nichts. Das ist die neue Formulierung <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>srates. Die wollen Sie. Ich bin froh, dass min<strong>de</strong>stens<br />

das nicht in Frage gestellt wird. Wir stellen fest, dass die Gewährung<br />

vorübergehen<strong>de</strong>n Schutzes in Artikel 4 als Absicht<br />

nicht bestritten wird.<br />

Sie haben auch gesagt, Herr Fehr, das sei gefährlich. Gefährlich<br />

für wen? Welche Gefahr laufen wir <strong>de</strong>nn? Es ist auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall für das Leben von Menschen nicht gefährlich,<br />

wenn wir <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommissionsmehrheit annehmen,<br />

im Gegenteil: Wir geben uns die Möglichkeit, zusätzliche Leben<br />

zu retten.<br />

Deshalb bitte ich Sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit zuzustimmen.<br />

Sie wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission mit komfortabler<br />

Mehrheit angenommen. Das war – Sie wissen es – nicht immer<br />

so.<br />

Persönlich wer<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit von Felten –<br />

«à titre personnel», wie man auf französisch so schön sagt –,<br />

die Frauenanliegen, unterstützen, weil ich eben eine Frau<br />

bin. Die Kommissionsmehrheit war aber klar dagegen.<br />

Koller Arnold, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt: Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung vorübergehen<strong>de</strong>n<br />

Schutzes – damit befassen wir uns bei diesem<br />

Artikel ein erstes Mal – geht es um ein neues Rechtsinstitut<br />

für Gewaltflüchtlinge. Dieses Rechtsinstitut führen wir<br />

vor allem aus humanitären Überlegungen ein; es muss naturgemäss<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>srat ein beträchtliches Ermessen offenlassen,<br />

<strong>de</strong>nn es ist hier ein<strong>de</strong>utig ein politischer Entscheid,<br />

<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat zu treffen hat. Dieser politische Entscheid<br />

ist von <strong><strong>de</strong>r</strong> in Artikel 2 statuierten Maxime abzugrenzen, wonach<br />

Flüchtlingen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel Asyl gewährt wird, sofern sie<br />

die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Asylgesetzes erfüllen.<br />

Eine völkerrechtliche Verpflichtung zur vorübergehen<strong>de</strong>n<br />

Schutzgewährung gibt es dagegen nicht. Daher – das muss<br />

klar sein – schafft auch die neue gesetzliche Regelung keinen<br />

Rechtsanspruch für <strong>de</strong>n einzelnen auf Gewährung vorübergehen<strong>de</strong>n<br />

Schutzes. Als Schutzbedürftige kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bun<strong>de</strong>srat insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen bezeichnen, die, ohne individuell<br />

gezielt verfolgt zu sein – das macht <strong>de</strong>n Tatbestand<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Flüchtlingseigenschaft aus –, <strong>de</strong>n Folgen von Krieg, Bürgerkrieg<br />

entfliehen wollen.<br />

Die Vorlage <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates verzichtet bewusst auf eine<br />

Definition <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutzbedürftigen. Dies aus folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n:<br />

Das Konzept <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates gewährt <strong>de</strong>n politischen<br />

Behör<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme von<br />

Schutzbedürftigen bewusst einen grossen Ermessensspielraum,<br />

um eine grosszügige humanitäre Politik zu ermöglichen,<br />

die sich allerdings auch an aussen- und innenpolitischen<br />

Gegebenheiten, an <strong>de</strong>n Mitteln und <strong><strong>de</strong>r</strong> letztlich beschränkten<br />

Aufnahmekapazität unseres Lan<strong>de</strong>s angesichts<br />

grosser Migrationsströme orientiert. Eine Definition <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schutzbedürftigen wür<strong>de</strong> diesen Handlungsspielraum unnötig<br />

einschränken und könnte allenfalls <strong>de</strong>n Eindruck erwekken,<br />

eine Person, die die Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Definition erfülle,<br />

habe einen – völkerrechtlich allerdings klar nicht existieren<strong>de</strong>n<br />

– Rechtsanspruch auf Gewährung vorübergehen<strong>de</strong>n<br />

Schutzes.<br />

Mir ist <strong>de</strong>nn auch kein Staat bekannt, <strong><strong>de</strong>r</strong> diesen Status <strong>de</strong>finiert<br />

hätte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es begnügen sich alle Staaten, die dieses<br />

Institut eingeführt haben, mit einer Umschreibung, wonach es<br />

sich bei <strong>de</strong>n Gewaltflüchtlingen um Personen aus Kriegso<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bürgerkriegsgebieten han<strong>de</strong>ln muss. Dieser offenen<br />

Formulierung hat sich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> bun<strong>de</strong>srätliche Entwurf –<br />

ohne eine abschliessen<strong>de</strong> Aufzählung vorzunehmen – in<br />

Artikel 4 angeschlossen.<br />

Wenn ich auf die Häufigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatbestän<strong>de</strong> abstelle – ich<br />

<strong>de</strong>nke an die Leute aus Bosnien und aus Sri Lanka, die wir<br />

aufgenommen haben –, so han<strong>de</strong>lt es sich doch regelmässig<br />

um Bürgerkriege. Deshalb scheint uns diese Verweisung<br />

zweckmässig.<br />

Wieso wehrt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat gegen die Ergänzungen gemäss<br />

<strong>de</strong>n Anträgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit von Felten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission? Was die Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission anbelangt,<br />

sind wir <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass diese Ergänzungen keinen<br />

nützlichen Abgrenzungswert haben. Denn was die Menschenrechtsverletzungen<br />

anbelangt, ist es doch so: Wer<br />

Opfer systematischer, gezielter, schwerer Verletzungen von<br />

Menschenrechten ist, erfüllt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel die Flüchtlingseigenschaft<br />

und hat Anspruch auf die Anerkennung als Flüchtling.<br />

Dies zeigen wir ja in voller Klarheit mit unserer Politik gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n. Ich habe es Ihnen gestern bereits gesagt:<br />

Bei <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n, die ein Asylgesuch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz stellen<br />

– diese sind Opfer von Menschenrechtsverletzungen –,<br />

haben wir heute eine Anerkennungsquote von über<br />

40 Prozent.<br />

Was das weitere Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt anbetrifft, muss ich Ihnen<br />

sagen: Das Kriterium <strong><strong>de</strong>r</strong> «allgemeinen Gewalt» hat<br />

überhaupt keinen Abgrenzungswert. Ich will hier nicht alte<br />

Theorien neu vortragen, aber es gibt doch die Theorie, wonach<br />

wir auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz in einer Welt <strong><strong>de</strong>r</strong> strukturellen<br />

Gewalt wohnen usw. Deshalb ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung,<br />

dass wir mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Nennung solcher weiterer Kriterien nicht<br />

Klarheit schaffen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Gegenteil Anlass zu Missverständnissen<br />

geben. Die Erwähnung weiterer Kriterien führt<br />

zu Abgrenzungsschwierigkeiten mit <strong>de</strong>m Flüchtlingsbegriff<br />

von Artikel 3.<br />

Ich habe es beispielsweise als verantwortlicher Departementschef<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erlebt, dass man mir gesagt hat, in<br />

ein Land, wo schwere Menschenrechtsverletzungen vorkommen,<br />

dürfe <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat keinerlei Rückführungen mehr machen<br />

lassen. Das wür<strong>de</strong> unsere Handlungsfreiheit aber übermässig<br />

einschränken.<br />

Deshalb möchte ich Sie bitten, <strong><strong>de</strong>r</strong> bun<strong>de</strong>srätlichen Fassung<br />

zuzustimmen und <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit und jenen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit von Felten abzulehnen.<br />

Abs. 1 – Al. 1<br />

Abstimmung – Vote<br />

Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit 71 Stimmen<br />

Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit 60 Stimmen<br />

Abs. 2 – Al. 2<br />

Abstimmung – Vote<br />

Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit 74 Stimmen<br />

Für <strong>de</strong>n Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit 56 Stimmen<br />

Art. 5<br />

Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />

Abs. 1<br />

Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

Abs. 2<br />

Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

(die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung betrifft nur <strong>de</strong>n französischen Text)<br />

Art. 5<br />

Proposition <strong>de</strong> la commission<br />

Al. 1<br />

Adhérer au projet du Conseil fédéral<br />

Al. 2<br />

.... sérieuses raisons d’admettre que ....<br />

Angenommen – Adopté<br />

Art. 6, 7<br />

Antrag <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />

Zustimmung zum Entwurf <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!