Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Propriété du logement pour tous 1390 N 19 juin 1997<br />
Die Initiative <strong>de</strong>s Schweizerischen Hauseigentümerverban<strong>de</strong>s<br />
verdient ohne Zweifel Ihre Unterstützung. Aus realpolitischen<br />
Grün<strong>de</strong>n ersuche ich Sie hingegen, <strong>de</strong>m Rückweisungsantrag<br />
Widrig zuzustimmen, um Alternativen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stossrichtung mir richtig erscheint, noch in die Diskussion<br />
einbringen zu können.<br />
Im Falle einer Ablehnung <strong>de</strong>s Rückweisungsantrages Widrig<br />
danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative.<br />
Thanei Anita (S, ZH): «Wohneigentum für alle», o<strong><strong>de</strong>r</strong> beispielsweise<br />
«Arbeit für alle»: Wer von uns wür<strong>de</strong> solche hehren<br />
Ziele nicht unterstützen? Wohneigentum be<strong>de</strong>utet für<br />
viele Sicherheit und Selbstbestimmung. Die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
pädagogischen Rekrutenprüfungen zeigen alljährlich, dass<br />
ein grosser Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung, zumin<strong>de</strong>st <strong><strong>de</strong>r</strong> männlichschweizerischen,<br />
ein eigenes Heim anstrebt.<br />
Doch was will diese Initiative? So vielversprechend ihr Titel<br />
ist, so unverschämt ist ihr Inhalt. In Tat und Wahrheit ist es<br />
eine simple Steuerinitiative. Sie bezweckt Steuererleichterungen<br />
für Eigentümer, vor allem für bereits Besitzen<strong>de</strong>. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
stossend ist dabei, dass die Steuererleichterungen<br />
bei <strong>de</strong>n obersten Einkommen am grössten sind. Die Initiative<br />
verstärkt zu<strong>de</strong>m die bereits heute bestehen<strong>de</strong> Rechtsungleichheit<br />
zwischen Mieterinnen und Mietern und Eigentümern.<br />
Letztere sind bereits jetzt steuerrechtlich krass privilegiert.<br />
Dazu kommen die massiven Steuerausfälle für Bund<br />
und Kantone und <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstand, dass diese Initiative letztlich<br />
gar nicht eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>nd ist. Ich verweise diesbezüglich<br />
auf Seite 17 <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft; daran vermag auch die Studie<br />
Stu<strong><strong>de</strong>r</strong> nichts zu än<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Die tiefe Eigentumsquote in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz hängt nachweislich<br />
nicht mit <strong>de</strong>m Steuersystem zusammen. Die Eigenmietwerte<br />
beispielsweise tauchen <strong>de</strong>nn auch in keiner Liste <strong><strong>de</strong>r</strong> Kriterien<br />
für die tiefe Eigentumsquote in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz auf.<br />
Herr Hegetschweiler, Sie können das noch hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tmal sagen<br />
– es wird nicht wahrer. O<strong><strong>de</strong>r</strong> haben Sie schon jeman<strong>de</strong>n<br />
angetroffen, <strong><strong>de</strong>r</strong> wegen Eigenmietwerten o<strong><strong>de</strong>r</strong> Steuern kein<br />
Haus kauft? O<strong><strong>de</strong>r</strong> verfügt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kanton Wallis über <strong><strong>de</strong>r</strong>art tiefe<br />
Steuern, dass die Eigentümerquote sich <strong>de</strong>shalb dort auf<br />
60 Prozent beläuft? Probleme sind wohl eher auf die Kosten<br />
und letztlich auf das fehlen<strong>de</strong> Eigenkapital zurückzuführen.<br />
Es fällt auch auf, wie einseitig diese Initiative ist. Echte Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
bedarf vieler Instrumente. Ich verweise auf<br />
das Vorkaufsrecht <strong><strong>de</strong>r</strong> Mieterinnen und Mieter, auf die Verflüssigung<br />
von Bauland, auf die Dämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Baukosten<br />
und Bo<strong>de</strong>npreise. Das heisst: För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Wohneigentums<br />
ja – aber zu Ihrer Initiative wer<strong>de</strong>n und müssen wir nein<br />
sagen.<br />
Bei aller För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung dürfen wir nie vergessen, dass es immer<br />
noch einen grossen Anteil von Nichteigentümerinnen und -eigentümern<br />
geben wird, und zwar vor allem aus finanziellen<br />
Grün<strong>de</strong>n. Ein immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Vergessenheit geratenes verfassungsrechtliches<br />
Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnungs- und Bo<strong>de</strong>npolitik ist<br />
die För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung eigentumsähnlicher Nutzungsformen. Hier ist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> genossenschaftliche Wohnungsbau zu erwähnen, und<br />
ich <strong>de</strong>nke, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> WEG-Kredit, <strong><strong>de</strong>r</strong> gestern im Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at<br />
beschlossen wur<strong>de</strong>, diesbezüglich aufzustocken ist.<br />
Letztlich wird auch von Ihnen Eigentum angestrebt, vor allem<br />
wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherheit und Selbstbestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Betroffenen.<br />
Erreicht wer<strong>de</strong>n muss eine gleichwertige Sicherheit und<br />
Selbstbestimmung für alle.<br />
Somit erwarte ich von <strong>de</strong>n Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ern, dass sie<br />
auch für die Mieterschaft eine ähnliche Sicherheit durch Kündigungs-<br />
und Preisschutz mit anstreben. Denn letztlich geht<br />
es nicht nur um Wohneigentum für alle, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um ein sicheres<br />
Dach über <strong>de</strong>m Kopf für alle.<br />
Deshalb ist diese Initiative abzulehnen.<br />
Raggenbass Hansueli (C, TG): 1. Die bis anhin betriebene<br />
Wohneigentumspolitik hat bis heute zuwenig gegriffen. Das<br />
darf generell gesagt wer<strong>de</strong>n, ansonsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauseigentümeranteil<br />
nicht auf <strong><strong>de</strong>r</strong> im Vergleich zum Ausland sehr tiefen<br />
Quote von 33 Prozent verharren wür<strong>de</strong>.<br />
2. Darüber hinaus müssen wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz eine überaus<br />
hohe private Verschuldung feststellen, gera<strong>de</strong> im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hypotheken. Die Anfälligkeit einer <strong><strong>de</strong>r</strong>artigen Volkswirtschaft,<br />
die bis anhin glücklicherweise immer von tiefen Zinsen profitieren<br />
konnte, ist offenkundig. Was geschieht, wenn das<br />
Zinsinseldasein <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz das Zeitliche segnet? Die Folgen<br />
sind schwer abschätzbar, vor allem in einer wirtschaftlichen<br />
Situation wie <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen.<br />
3. Unsere Finanzlage ist katastrophal. Dies gilt es kurz-, mittel-<br />
und langfristig zu berücksichtigen.<br />
Wir haben etwas zu tun. Die auf <strong>de</strong>m Tisch liegen<strong>de</strong> Initiative<br />
«Wohneigentum für alle» ist die richtige Gelegenheit, sich mit<br />
<strong>de</strong>n soeben angesprochenen Problemen intensiv auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.<br />
Der Rückweisungsantrag Widrig kommt daher<br />
sehr gelegen. Es sind aber nicht nur die von Herrn Widrig aufgeführten<br />
Motionen in die Überlegungen einzubeziehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch die parlamentarische Initiative von Kollege Peter<br />
Bircher, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Eigenmietwertbesteuerung aufheben und<br />
<strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug nicht mehr zulassen will. Selbstverständlich<br />
wäre, wie von ihm gewünscht, eine grosszügige<br />
Übergangsfrist für Neueigentümer zu schaffen.<br />
Es ist daher heute und jetzt <strong><strong>de</strong>r</strong> richtige Zeitpunkt, die Rückweisung<br />
zu unterstützen. Ich bitte Sie, dies zu tun.<br />
Bircher Peter (C, AG): Man kann sicher das Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Initiative<br />
gutheissen, die Frage ist, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> richtige ist. Ich<br />
muss, nach<strong>de</strong>m unser Finanzminister vor zwei Tagen ein<br />
sehr tristes Szenarium <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Situation <strong>de</strong>s öffentlichen<br />
Haushaltes unseres Lan<strong>de</strong>s dargelegt hat, klar dafür eintreten,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhaltung <strong>de</strong>s Steuersubstrates grösste Sorge<br />
zu tragen ist. Ich kann unter keinem Titel verantworten, dass<br />
Steuerausfälle entstehen. Das Thema <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohneigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
darf aber nicht aus Abschied und Traktan<strong>de</strong>n fallen,<br />
es liegt auch auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Linie unserer Bun<strong>de</strong>sverfassung.<br />
Den Antrag Widrig begrüsse ich; die Vorlage soll nochmals<br />
an die Kommission zurückgewiesen wer<strong>de</strong>n, die sehr grundlegend<br />
über die Bücher gehen soll. Ich knüpfe aber die Erwartung<br />
daran, dass meine vorhin erwähnte parlamentarische<br />
Initiative mitberücksichtigt wird. Sie plädiert für die totale<br />
Abschaffung <strong>de</strong>s Eigenmietwertes, für die gleichzeitige<br />
Streichung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzuges; dabei kann sie aber<br />
steuerneutral ausgestaltet wer<strong>de</strong>n, und zwar mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übergangsregelung,<br />
mit zeitlich pauschalen und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhe klar<br />
limitierten Schuldzinsenabzügen, befristet z. B. auf einige<br />
Jahre ab Neuerwerb einer Liegenschaft. Auch wären eine<br />
klare Trennung von Privat- und Geschäftsvermögen möglich<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Massnahmen für das Wohnsparen.<br />
Ich erwarte also, in<strong>de</strong>m ich <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückweisung zustimme, eine<br />
grundlegen<strong>de</strong> Neubeurteilung durch die WAK, <strong>de</strong>nn ich bin<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> festen Überzeugung, dass das bisherige System, wie wir<br />
es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz mit <strong>de</strong>m Eigenmietwert und überhaupt mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Besteuerung <strong>de</strong>s Grun<strong>de</strong>igentums haben, auf Dauer<br />
nicht mehr haltbar ist. Viele europäische Staaten – ich nenne<br />
Grossbritannien und die Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland – haben<br />
diese «Geschichte» abgeschafft. Es wäre damit auch<br />
möglich, schlankere Steuergesetze zu machen und sehr viel<br />
Steuerbürokratie abzubauen.<br />
Fehr Hans (V, ZH): Frau Thanei hat gesagt, dass kein Hauskäufer<br />
je auf die I<strong>de</strong>e käme, wegen <strong>de</strong>m Eigenmietwert auf<br />
<strong>de</strong>n Hauskauf zu verzichten. Frau Thanei, ich habe zwanzig<br />
Jahre lang kein Haus gekauft. Immer, wenn ich <strong>de</strong>n Vertrag<br />
unterschreiben wollte, war ich enerviert wegen diesem Eigenmietwert,<br />
und habe dann nicht unterschrieben. Ich muss<br />
allerdings sagen, dass ich auch kein Geld gehabt hätte.<br />
Zur Volksinitiative «Wohneigentum für alle»: Das Ziel ist absolut<br />
unbestritten, nämlich eine breitere Streuung <strong>de</strong>s Wohneigentums<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zu erreichen. Die Grün<strong>de</strong> muss ich<br />
nicht mehr aufzählen. Es sind einerseits staatspolitische<br />
Grün<strong>de</strong>. Wohneigentümer haben eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s starke Beziehung<br />
zum Staat, zum Bo<strong>de</strong>n, zum Gemeinwesen. Und es<br />
ist auch klar, dass Wohneigentümer langfristige Sparer sind;<br />
es sind Leute, die investieren, nicht nur konsumieren; es sind<br />
Leute, die auf diese Weise zur Sicherung von Wohlstand und<br />
Arbeitsplätzen beitragen. Man sagt immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> – ich habe<br />
das jetzt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> linken Seite gehört –, es gebe diese<br />
Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bereits. Was da in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> beruflichen<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale