Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gestion du Conseil fédéral 1036 N 5 juin 1997<br />
Ich stelle fest, dass die Informationspolitik gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
Gebiet Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>/Migration sehr schlecht ist. O<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
ausgedrückt: Es wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerung schlecht verkauft, was<br />
die Schweiz auf diesem Gebiet leistet.<br />
Ich bitte Sie, daran zu <strong>de</strong>nken, dass beim EDA die Entwicklungshilfe<br />
integriert ist. Dafür geben wir 1,3 Milliar<strong>de</strong>n Franken<br />
pro Jahr aus. Wir haben beim EJPD die Flüchtlingshilfe,<br />
wo wir jährlich etwa 0,9 Milliar<strong>de</strong>n Franken für das Asylwesen<br />
ausgeben. Wenn man anschaut, was die Schweiz für bedrängte<br />
Leute im Ausland leistet, muss man sogar diejenigen<br />
Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> mit einbeziehen, welche wir als Arbeitskräfte in<br />
unser Land holen und welche wir versorgen müssen, weil sie<br />
arbeitslos wer<strong>de</strong>n. Diese Hilfe ist im Biga/EVD angesie<strong>de</strong>lt.<br />
Sie wissen, was für gewaltige Summen wir für die Arbeitslosenkasse<br />
ausgeben. Sie wissen, dass rund 46 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ausgaben an Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> gehen. Das ist gesetzlich richtig so,<br />
aber es sind gewaltige Leistungen, welche die Schweiz erbringt.<br />
Es braucht hier eine bessere Koordination zwischen<br />
<strong>de</strong>n Departementen.<br />
Informationsmässig müssen unsere Leistungen besser verkauft<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn Sie die Summen zusammenzählen –<br />
Entwicklungshilfe EDA 1,3 Milliar<strong>de</strong>n Franken, Flüchtlinge<br />
EJPD 0,9 Milliar<strong>de</strong>n Franken, dann die rund 3 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken für die Arbeitslosenversicherung für Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> –,<br />
dann kommen Sie auf Beträge, welche in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit<br />
hervorgehoben wer<strong>de</strong>n müssen. Sie wissen, wie die Schweiz<br />
zurzeit international angeschossen o<strong><strong>de</strong>r</strong> angeblich angeschossen<br />
ist. Wir haben ein Public-Relations-Problem.<br />
Erzählen Sie einmal in Deutschland, welches eine etwa<br />
zwölfmal grössere Bevölkerung hat als die Schweiz, dass wir<br />
gegen 5 Milliar<strong>de</strong>n Franken pro Jahr für Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>hilfe einsetzen<br />
und dass das umgerechnet auf Deutschland rund<br />
60 Milliar<strong>de</strong>n Franken wären. Das sind unglaubliche Summen.<br />
Also: Die Informationspolitik auf <strong>de</strong>m Gebiet Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>/Migration<br />
sollte sich <strong>de</strong>njenigen Prinzipien anpassen, welche<br />
wir letzte Woche auch via GPK öffentlich gemacht haben,<br />
und die Politik zwischen <strong>de</strong>n drei genannten Departementen<br />
sollte, wie Herr Lauper das gesagt hat, besser koordiniert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Koller Arnold, Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt: Zunächst möchte ich noch<br />
zur Lage bei <strong>de</strong>n eidgenössischen Gerichten Stellung nehmen,<br />
also beim Bun<strong>de</strong>sgericht, ein Problem, auf das Herr<br />
Tschäppät hingewiesen hat.<br />
Wir sind uns bewusst, dass die Lage sowohl in Lausanne wie<br />
in Luzern sehr, sehr schwierig ist. Wir kennen alle die chronische<br />
Überlastung unserer obersten Gerichte. Aber wir haben<br />
ja im Einverständnis mit Ihnen einen Grundsatzentscheid getroffen,<br />
dass die Lösung dieser Probleme nicht in einer ständigen<br />
Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> obersten Richter bestehen<br />
kann. Sie wissen: In Lausanne haben wir bereits 30 Bun<strong>de</strong>srichter<br />
und 30 nebenamtliche Bun<strong>de</strong>srichter, in Luzern sind<br />
es je 9.<br />
Wir sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, dass wir eine Strukturreform miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
realisieren müssen, wenn wir vermei<strong>de</strong>n wollen, auf diesem<br />
falschen Weg einer ständigen Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bun<strong>de</strong>srichter weiterzugehen. Die entsprechen<strong>de</strong> Botschaft<br />
für eine Reform auf Verfassungsstufe liegt beim Parlament.<br />
Die Verfassungskommissionen sind hier an <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit; und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong> Vorschlag auf Gesetzesstufe, <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwurf<br />
eines totalrevidierten Organisationsgesetzes, wird nach <strong>de</strong>n<br />
Sommerferien in die Vernehmlassung gehen. Dann wer<strong>de</strong>n<br />
wir tatsächlich eine sehr, sehr dringen<strong>de</strong> und ernsthafte Diskussion<br />
über diese Strukturreform unserer obersten Gerichte<br />
führen müssen. Wenn dann alle Stricke reissen, besteht immer<br />
noch die Möglichkeit dieses Irrweges – ich sage es bewusst<br />
– <strong><strong>de</strong>r</strong> Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srichter.<br />
Wir sind uns auch bewusst, dass neuestens die Lage am<br />
Eidgenössischen Versicherungsgericht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s heikel gewor<strong>de</strong>n<br />
ist, weil die Eingänge dort wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftslage<br />
vor allem im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosen- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Invali<strong>de</strong>nversicherung<br />
noch viel stärker zugenommen haben als<br />
die Erledigungen. Offenbar bestehen auch interne Probleme<br />
in bezug auf das Ausmass <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlastung. Das gehört halt<br />
dazu. Auch in Lausanne war das ja immer <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. Gewisse<br />
Richter sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung, diese Überlastung hänge auch mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen Speditivität <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Richter zusammen.<br />
Ich glaube, das müsse nicht unsere Sorge sein. Unsere<br />
Sorge muss eine wirklich tiefgreifen<strong>de</strong> Strukturreform in bezug<br />
auf unsere obersten Gerichte sein. Sonst bin ich auch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung: Wenn uns diese nicht gelingt, wird uns nur<br />
mehr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausweg über die Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srichter<br />
offenstehen. Das zur Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage bei <strong>de</strong>n obersten<br />
Gerichten.<br />
Nun zur Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> inter<strong>de</strong>partementalen Zusammenarbeit,<br />
vor allem im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Migration: Ich glaube, wir müssen<br />
von Anfang an einmal in aller Offenheit festhalten, dass es in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache liegt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Blickwinkel <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen<br />
Departemente, die mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zusammenarbeiten, oft ein<br />
unterschiedlicher ist.<br />
Es liegt beispielsweise in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache, dass das Eidgenössische<br />
Departement für auswärtige Angelegenheiten<br />
und das Eidgenössische Justiz- und Polizei<strong>de</strong>partement bei<br />
Persona-non-grata-Erklärungen eine unterschiedliche Aufgabe<br />
zu erfüllen haben. Das Eidgenössische Departement<br />
für auswärtige Angelegenheiten ist für die guten Beziehungen<br />
mit allen ausländischen Staaten zuständig und verantwortlich.<br />
Es wird daher normalerweise gegenüber Personanon-grata-Erklärungen<br />
eher skeptisch sein. Mein Departement<br />
hingegen ist für die innere Sicherheit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s verantwortlich.<br />
Es wird daher, wenn wir ent<strong>de</strong>cken, dass Diplomaten<br />
unter <strong>de</strong>m Schutz <strong>de</strong>s Diplomatenstatus Spionage betreiben,<br />
relativ rasch zu einer Persona-non-grata-Erklärung<br />
tendieren. Solche unterschiedlichen Blickwinkel liegen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache und sind daher an sich kein Problem. Wichtig<br />
ist nur, dass es nachher in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit klappt,<br />
dass man nach aussen nur mit einer Stimme spricht und<br />
nach aussen klare Entschei<strong>de</strong> trifft.<br />
Genau das gleiche haben wir beispielsweise auch im Bereich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bosnien-Rückführungsaktion. Dass da die Ausgangspunkte<br />
in einem Departement, das für das ganze Flüchtlingswesen<br />
verantwortlich ist, und in einem Departement, das für<br />
die Aussenbeziehungen verantwortlich ist, vielleicht unterschiedlich<br />
sind, liegt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um in <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur <strong><strong>de</strong>r</strong> Sache. Wichtig<br />
ist, dass sich dann die verschie<strong>de</strong>nen beteiligten Departemente<br />
tatsächlich koordinieren.<br />
Der Bun<strong>de</strong>srat hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
Migrationsgebiet sehr um eine bessere Koordination <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen<br />
betroffenen Departemente bemüht. Das wichtigste<br />
Koordinationsgremium ist die Inter<strong>de</strong>partementale Arbeitsgruppe<br />
für Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsfragen, kurz IAW genannt. Die<br />
IAW ist vom Bun<strong>de</strong>srat in Umsetzung <strong>de</strong>s Berichtes zur Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />
und Flüchtlingspolitik bereits 1992 eingesetzt wor<strong>de</strong>n.<br />
Ihre hauptsächliche Funktion besteht neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicherstellung<br />
<strong>de</strong>s kontinuierlichen Informationsflusses zwischen<br />
<strong>de</strong>n beteiligten Bun<strong>de</strong>sstellen gera<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Koordination <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vom Bund in <strong>de</strong>n Bereichen Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>-, Arbeitsmarkt-,<br />
Flüchtlings- und Asylpolitik zu treffen<strong>de</strong>n Massnahmen.<br />
Die IAW setzt sich daher zusammen aus <strong>de</strong>m geschäftsleiten<strong>de</strong>n<br />
Ausschuss, welchem die Direktoren <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes<br />
für Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>fragen, <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Flüchtlinge<br />
und <strong>de</strong>s Biga sowie die jeweiligen Chefs <strong><strong>de</strong>r</strong> Politischen Abteilungen<br />
<strong>de</strong>s EDA angehören, und aus Vertretern <strong><strong>de</strong>r</strong> Direktion<br />
für Entwicklung und Zusammenarbeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Eidgenössischen<br />
Finanzverwaltung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberzolldirektion, <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes<br />
für Aussenwirtschaft und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Gesundheit.<br />
Mit dieser Zusammensetzung ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Einbezug aller<br />
sich mit migrationspolitischen Fragen befassen<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sstellen<br />
sichergestellt.<br />
Die aktuellen Themen, die zurzeit im Rahmen <strong>de</strong>s IAW behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n, betreffen <strong>de</strong>nn auch u. a. die Koordination<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bosnien-Beschlüsse und die gemeinsame<br />
Sprachregelung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Haltung gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Jugoslawien (Stichwort: Konditionalisierung).<br />
Gera<strong>de</strong> in dieser asylpolitisch sehr, sehr wichtigen Frage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rückführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kosovo-Albaner, das darf ich auch Herrn<br />
Stamm sagen, haben wir in letzter Zeit im Bun<strong>de</strong>srat wirklich<br />
alle Kräfte konzentriert. Der Bun<strong>de</strong>srepublik Jugoslawien ist<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale