17.12.2012 Aufrufe

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Postulat Hochreutener 1494 N 20 juin 1997<br />

nerseits die Gestaltungsreichweite und -kraft <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratisch<br />

verfassten politischen Institutionssystems (Regierungen,<br />

Parlamente, Souverän) in Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Entgrenzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Märkte, <strong><strong>de</strong>r</strong> transnationalen Ausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> allgemeinen Deregulierung abgenommen haben. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

nahm parallel dazu die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten<br />

Nichtpolitik – <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaft, Wissenschaft und Medien –<br />

mit <strong>de</strong>m massiven Ausbau ihrer Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungspotentiale gegenüber<br />

Mensch, Gemeinschaft und Umwelt stark zu. Im Unterschied<br />

zur Politik unterstehen diese alltagsregulieren<strong>de</strong>n<br />

Kräfte nur beschränkt einer öffentlichen-<strong>de</strong>mokratischen<br />

Kontrolle (Repräsentations- und Legitimationspflicht). Kurz<br />

gesagt: Zurzeit erleben wir die schleichen<strong>de</strong> Entpolitisierung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Politik und gleichzeitig die Politisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtpolitik. In<br />

diesem Zusammenhang for<strong><strong>de</strong>r</strong>e ich <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat auf:<br />

a. eine Situations- und Ten<strong>de</strong>nzanalyse dieses Steuerungverlustes<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Politik zu erstellen;<br />

b. die Ergebnisse aus gesellschafts- und staatspolitischer<br />

Sicht zu würdigen; und<br />

c. mittels institutioneller Neukonstruktionen die Rückgewinnung<br />

<strong>de</strong>s Primates <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik anzustreben.<br />

Während wir zurzeit offiziell die Bun<strong>de</strong>sverfassung revidieren,<br />

läuft inoffiziell eine gesellschaftliche Neuverfassung<br />

durch <strong>de</strong>n tiefgreifen<strong>de</strong>n technisch-wirtschaftlichen Wan<strong>de</strong>l<br />

im globalen Ausmass.<br />

Texte du postulat du 19 mars 1997<br />

Diverses étu<strong>de</strong>s scientifiques, mais aussi le travail et l’expérience<br />

<strong>de</strong>s instances politiques, révèlent <strong>de</strong>ux phénomènes:<br />

d’une part, un rétrécissement <strong>de</strong> l’horizon et une réduction <strong>de</strong><br />

la capacité d’action <strong>de</strong>s institutions du système démocratique<br />

(peuple, parlement, gouvernement), suite à l’internationalisation<br />

<strong>de</strong>s marchés, à la mondialisation <strong>de</strong>s gran<strong>de</strong>s entreprises<br />

et à la déréglementation générale qui les accompagne;<br />

d’autre part, l’importance prise par ce qu’on peut appeler<br />

le non-politique, qui – économique, scientifique ou médiatique<br />

– constitue un énorme potentiel <strong>de</strong> bouleversements<br />

pour l’homme, pour la société et pour l’environnement et dont<br />

les forces qui réglementent la vie quotidienne échappent<br />

presque totalement au contrôle démocratique, notamment<br />

aux obligations <strong>de</strong> représentation et <strong>de</strong> légitimation. Bref,<br />

nous assistons à une dépolitisation rampante <strong>de</strong> la politique<br />

et simultanément à une politisation du non-politique.<br />

Dans ces conditions, je <strong>de</strong>man<strong>de</strong> au Conseil fédéral:<br />

a. d’établir un constat <strong>de</strong> l’état actuel <strong>de</strong> la perte <strong>de</strong> contrôle<br />

enregistrée par le politique et d’en évaluer la tendance;<br />

b. d’analyser les résultats <strong>de</strong> cette étu<strong>de</strong> sous l’angle politique<br />

et social;<br />

c. <strong>de</strong> rétablir le primat du politique par la création d’institutions<br />

nouvelles.<br />

Alors que nous sommes en train, <strong>officiel</strong>lement, <strong>de</strong> réviser la<br />

Constitution fédérale, nous assistons, in<strong>officiel</strong>lement, à un<br />

bouleversement technicoéconomique qui révolutionne tout<br />

l’ordre social.<br />

Mitunterzeichner – Cosignataires: Fässler, Gross Andreas,<br />

Gross Jost, Günter, Gysin Remo, Ruffy, Stump (7)<br />

Schriftliche Begründung – Développement par écrit<br />

Im mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Staatsverständnis unterschei<strong>de</strong>n wir zwei<br />

Sphären:<br />

– Die Sphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik, welche die öffentliche Entwicklung<br />

mittels <strong>de</strong>mokratischer Institutionen steuert und<br />

– die Sphäre <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtpolitik <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlich-technischwirtschaftlichen<br />

Interessenverfolgung, welche <strong>de</strong>m öffentlichen<br />

Zugriff weitgehend entzogen ist.<br />

In diesem Sinne ist die Diskussion und die Legitimation <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gesellschaftlichen Entwicklung halbiert. Während zurzeit die<br />

Politik und <strong><strong>de</strong>r</strong> Staat mit ihrem sozialstaatlichen Projekt infolge<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Globalisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Märkte und <strong><strong>de</strong>r</strong> transnationalen<br />

Interessenausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmen ihre finanzielle Basis<br />

bedroht und ihre territorial fixierten Einflussmöglichkeiten<br />

eingeschränkt sehen, vergrössert die Nichtpolitik ihr Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungspotential.<br />

Der gesellschaftliche Wan<strong>de</strong>l vollzieht sich<br />

damit immer mehr im nichtpolitischen, und damit nicht öffent-<br />

lich steuerbaren Bereich. Weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik aber nach wie vor<br />

eine Allverantwortlichkeit zugeschrieben wird, sie aber <strong>de</strong><br />

facto zur Sachverwalterin von Entwicklungen gewor<strong>de</strong>n ist,<br />

die sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> geplant noch gestaltet hat (wirtschafts- und wissenschaftsstrategische<br />

Entscheidungen ausserhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik),<br />

kommt sie immer mehr in einen Zwiespalt zwischen realem<br />

Einfluss und öffentlicher Rechenschaftspflicht. Ihr fällt<br />

dadurch die schwierige Aufgabe zu, wegweisen<strong>de</strong> Entschei<strong>de</strong><br />

von Wirtschaft und Wissenschaft im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Investitions-<br />

und Forschungsfreiheit in späten Phasen einer öffentlichen<br />

Akzeptanz zuzuführen. Das zeigt sich gera<strong>de</strong> jetzt<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gentechnologie.<br />

Diese stille Verschiebung von gesellschaftlichen Steuerungsund<br />

Regulierungsaufgaben von <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik in die Nichtpolitik<br />

kann entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> tatenlos – im Sinne einer schwachen Politik<br />

und eines schwachen Staates – akzeptiert wer<strong>de</strong>n, o<strong><strong>de</strong>r</strong> aber<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mächtiger gewor<strong>de</strong>ne Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtpolitik wird institutionalisiert<br />

vermehrter öffentlich-<strong>de</strong>mokratischer Rechtfertigung<br />

zugeführt. So könnte beispielsweise – und in Anlehnung an<br />

die EU – eine Art Wirtschafts- und Sozialrat geschaffen wer<strong>de</strong>n,<br />

in <strong>de</strong>m die Wirtschaft öffentlich ihr Verhalten zu erklären<br />

hätte. O<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz wür<strong>de</strong> ein Technologieforum eingeführt,<br />

in <strong>de</strong>m wegweisen<strong>de</strong> Forschungs- und Technologiestrategien<br />

frühzeitig und öffentlich zur Sprache gebracht wür<strong>de</strong>n.<br />

Das institutionelle Manko zwischen öffentlichem Einfluss<br />

und öffentlicher Verantwortung <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtpolitik wür<strong>de</strong><br />

dadurch vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />

Schriftliche Erklärung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

vom 14. Mai 1997<br />

Déclaration écrite du Conseil fédéral<br />

du 14 mai 1997<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat ist bereit, das Postulat entgegenzunehmen.<br />

Überwiesen – Transmis<br />

97.3166<br />

Postulat Hochreutener<br />

Menschenrechtsverletzungen.<br />

Errichtung eines Museums<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Begegnungsstätte<br />

Postulat Hochreutener<br />

Violations <strong>de</strong>s droits <strong>de</strong> l’homme.<br />

Création d’un musée<br />

ou d’un lieu <strong>de</strong> rencontre<br />

___________________________________________________________<br />

Wortlaut <strong>de</strong>s Postulates vom 21. März 1997<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat wird eingela<strong>de</strong>n – als Massnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Prävention,<br />

aber auch als konkretes Symbol <strong><strong>de</strong>r</strong> Solidarität als<br />

eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Ziele unserer Aussenpolitik – <strong>de</strong>n eidgenössischen<br />

Räten eine Vorlage zur Errichtung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterstützung eines<br />

Museums o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Begegnungsstätte gegen das Vergessen<br />

von schrecklichen Menschenrechtsverletzungen zu unterbreiten.<br />

Texte du postulat du 21 mars 1997<br />

Le Conseil fédéral est prié <strong>de</strong> présenter aux Chambres fédérales<br />

– comme mesure <strong>de</strong> prévention, mais aussi comme<br />

symbole concret <strong>de</strong> la solidarité, qui est <strong>de</strong>venue un <strong>de</strong>s objectifs<br />

principaux <strong>de</strong> la politique étrangère suisse – un projet<br />

pour créer ou subventionner un musée ou un lieu <strong>de</strong> rencontre,<br />

afin <strong>de</strong> gar<strong><strong>de</strong>r</strong> la mémoire <strong>de</strong>s atteintes graves aux droits<br />

<strong>de</strong> l’homme.<br />

Mitunterzeichner – Cosignataires: Baumberger, Bühlmann,<br />

David, Deiss, Ehrler, Engler, Epiney, Gadient, Gren<strong>de</strong>lmeier,<br />

Imhof, Lachat, Leu, Loeb, Lötscher, Maitre, Mühlemann,<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!