Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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10. Juni 1997 N 1113 Geschäftsbericht <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
Volkswirtschafts<strong>de</strong>partement<br />
Département <strong>de</strong> l’économie publique<br />
Imhof Rudolf (C, BL), Berichterstatter: Seit Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> siebziger<br />
Jahre wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwerb von Wohnungen und Hauseigentum<br />
vom Bund unterstützt. Rechtsgrundlage sind <strong><strong>de</strong>r</strong> Artikel<br />
34sexies <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>sverfassung und das Wohnbau- und Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsgesetz<br />
vom 4. Oktober 1974 (WEG). Das<br />
WEG ist im wesentlichen auf sozialpolitische Ziele ausgerichtet.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und <strong><strong>de</strong>r</strong> damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Möglichkeit, Eigenheime zu grün<strong>de</strong>n, verfolgt das WEG auch<br />
ein gesellschaftspolitisches Ziel.<br />
Als 1991 und 1992 die letzten Rahmenkredite für das WEG<br />
beschlossen wur<strong>de</strong>n, stellte sich die Geschäftsprüfungskommission<br />
<strong>de</strong>s Nationalrates die folgen<strong>de</strong>n Fragen:<br />
1. Wur<strong>de</strong>n die vom Gesetzgeber festgelegten Ziele mit <strong>de</strong>m<br />
Vollzug erreicht?<br />
2. Ist das WEG in konjunkturpolitischer Hinsicht ein wirksames<br />
Instrument?<br />
3. Welches sind die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen <strong>de</strong>s<br />
WEG?<br />
Die Kommission wollte also die sozial- und gesellschaftspolitische<br />
Wirksamkeit und an<strong><strong>de</strong>r</strong>seits die wirtschaftliche Wirkung<br />
<strong>de</strong>s WEG ermitteln. Nach Ansicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission<br />
mussten diese Fragen geprüft wer<strong>de</strong>n, um eine Entscheidungsgrundlage<br />
für die Beratung <strong>de</strong>s nächsten Rahmenkredites<br />
zu erarbeiten. Am 20. März 1997 hat die Geschäftsprüfungskommission<br />
die Schlussfolgerungen <strong>de</strong>s Berichts <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sektion Wirtschaft mit 15 zu 0 Stimmen bei 5 Enthaltungen<br />
genehmigt.<br />
Nun zu <strong>de</strong>n Schlussfolgerungen:<br />
Was die erste Frage betrifft, stellt die Kommission mit Befriedigung<br />
fest, dass mit <strong>de</strong>m Vollzug <strong>de</strong>s WEG die im Jahre<br />
1974 vom Gesetzgeber festgelegten sozialpolitischen Ziele<br />
im wesentlichen erreicht wor<strong>de</strong>n sind. Weniger befriedigend<br />
sieht die Bilanz hingegen im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> bereitgestellten finanziellen,<br />
materiellen und personellen Mittel aus. Dies gilt<br />
für die Wohneigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, wo lediglich die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
För<strong><strong>de</strong>r</strong>mittel an die Zielgruppenhaushalte ging. Zu<strong>de</strong>m verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
sich zwischen 1970 und 1990 <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohneigentümer<br />
nur wenig. Deren Quote bewegt sich heute trotz<br />
<strong>de</strong>m WEG nur bei etwa 30 Prozent, womit die Schweiz im europäischen<br />
Vergleich auf <strong>de</strong>n hintersten Rängen liegt. Anhand<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung <strong><strong>de</strong>r</strong> PVK lässt sich keine Meinung<br />
über die gesellschaftspolitische Wirksamkeit <strong>de</strong>s WEG bil<strong>de</strong>n,<br />
d. h. über die gesellschaftspolitischen Auswirkungen,<br />
welche effektiv auf dieses Gesetz zurückzuführen wären.<br />
Wir äussern uns auch nicht zur Effizienz <strong>de</strong>s WEG, d. h. zum<br />
Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m WEG erreichten Resultaten<br />
und <strong>de</strong>n dafür eingesetzten Mitteln (Kosten-Nutzen-Analyse).<br />
Schliesslich lässt sich anhand dieser Gutachten auch kein<br />
Kausalzusammenhang zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentumsför<strong><strong>de</strong>r</strong>ungspolitik<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigentümerquote herstellen.<br />
Was hingegen die konjunkturpolitische Wirkung <strong>de</strong>s WEG<br />
betrifft, sind die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> ökonometrischen Analysen<br />
aufschlussreich. Wir gehen mit <strong>de</strong>m BWO einig, dass das<br />
WEG nie zum Ziel gehabt hat, auf die Konjunktur einzuwirken.<br />
Artikel 1 Absatz 1 WEG hält <strong>de</strong>nn auch fest: «Das Gesetz<br />
bezweckt, die Erschliessung von Land für <strong>de</strong>n Wohnungsbau<br />
sowie <strong>de</strong>n Bau von Wohnungen zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die<br />
Wohnkosten, vorab die Mietzinse, zu verbilligen und <strong>de</strong>n Erwerb<br />
von Wohnungs- und Hauseigentum zu erleichtern.»<br />
Das konjunkturpolitische Anliegen schien in<strong>de</strong>ssen in <strong>de</strong>n<br />
parlamentarischen Debatten von 1983 und 1991 immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
durch und vermochte, obwohl im Gesetz nicht verankert,<br />
die Parlamentsbeschlüsse wesentlich zu beeinflussen. In<br />
diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass das Parlament<br />
1991 in seinen Beratungen über <strong>de</strong>n Rahmenkredit viel<br />
weiter ging als <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat und die Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> beitragsberechtigten<br />
Wohneinheiten praktisch verdoppelte. Nach Ansicht<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission sind we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat noch die<br />
Verwaltung vom Sinn und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gesetzes<br />
abgewichen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Parlament selbst.<br />
Mit grosser Besorgnis verfolgt die Kommission die Entwicklung<br />
bezüglich <strong><strong>de</strong>r</strong> finanziellen Zusagen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s an<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Schuldner und Schuldnerinnen, die ihren finanziellen Verpflichtungen<br />
nicht mehr nachkommen können. Die Zusagen<br />
betreffen vor allem die Bürgschaften, die rückzahlbaren Darlehen<br />
und die Beteiligungen. Im Voranschlag 1997 hat das<br />
Parlament bereits 15 Millionen Franken für Verluste aus Garantieverpflichtungen<br />
vorgesehen.<br />
Die Kommission stellt sich die Frage, wie die Finanzierung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> För<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsleistungen in Zukunft noch sichergestellt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, <strong>de</strong>nn eine Wirtschaftslage, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Inflation zurückgeht<br />
und das Einkommenswachstum stagniert, stellt das<br />
System <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundverbilligung, das <strong>de</strong>n zentralen Aspekt <strong>de</strong>s<br />
WEG darstellt, in Frage. Diese Grundverbilligung beruht auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Annahme einer kontinuierlichen Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Einkommen<br />
von Personen, die in einer WEG-Wohnung leben.<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund in dieser Situation nicht riskieren will, dass<br />
ihm aufgrund seiner Verpflichtungen zum grossen Teil Verluste<br />
entstehen, so wird er nicht darum herumkommen, die<br />
Rückzahlbarkeit gewisser Vorschüsse und Zinsbetreffnisse<br />
aufzuschieben. Doch selbst dann, wenn solche Massnahmen<br />
verallgemeinert wer<strong>de</strong>n müssten, wür<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund unvermeidlich<br />
finanzielle Verluste hinnehmen.<br />
Im übrigen hat sich die Finanz<strong>de</strong>legation 1995 und 1996 mit<br />
<strong>de</strong>n Risiken <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnbauför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung befasst und <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat<br />
aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, die finanziellen Probleme <strong>de</strong>s WEG anzugehen.<br />
Die Kommission ist überzeugt, dass das System <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundverbilligung<br />
unverzüglich überdacht und ein Instrument gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n sollte, das weniger stark von konjunkturellen<br />
Schwankungen abhängt. In diesem Zusammenhang wären<br />
auch die Möglichkeiten zu prüfen, ob das Steuerrecht und<br />
das Bo<strong>de</strong>nrecht zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnungspolitik eingesetzt<br />
und neue Eigentumsformen begünstigt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Die Geschäftsprüfungskommission ersucht <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat<br />
und das Parlament, diesen Tatsachen Rechnung zu tragen.<br />
Gadient Brigitta (V, GR), Berichterstatterin: Das Biga ist<br />
ohne Zweifel eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlüsselämter <strong>de</strong>s EVD, das schon<br />
grundsätzlich, aber insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e im heutigen wirtschaftlichen<br />
Umfeld mit einer Vielzahl anspruchsvoller und manchmal<br />
nur schwer lösbarer Aufgaben konfrontiert ist. Schon damit<br />
wird <strong>de</strong>utlich, warum sich die GPK schwergewichtig mit<br />
diesem Bun<strong>de</strong>samt zu befassen hat. Sie hält, kurz gesagt,<br />
eine Reorganisation, verbun<strong>de</strong>n mit einer Anpassung, nämlich<br />
einer vermehrten Ausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltungsstrukturen<br />
auf die aktuellen Bedürfnisse, für dringlich; <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat bestätigt<br />
dies in Beantwortung dieser Intervention <strong><strong>de</strong>r</strong> GPK. So<br />
ist im beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Neugestaltung <strong>de</strong>s Bildungsbereichs<br />
bereits im Gange. Weitere Verbesserungen sind dabei unumgänglich,<br />
und die darauf ausgerichteten Massnahmen bil<strong>de</strong>n<br />
ein prioritäres Anliegen.<br />
Mit diesen Feststellungen soll allerdings keineswegs gesagt<br />
sein, dass das Biga ungenügen<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar schlechte Arbeit<br />
leiste. Die GPK konnte im Gegenteil feststellen, dass in vielen<br />
Fällen dank grossem Einsatz, verbun<strong>de</strong>n mit Sachkompetenz,<br />
anerkennenswerte Resultate erzielt wer<strong>de</strong>n. In<strong>de</strong>ssen<br />
ist nicht zu übersehen, dass die Arbeitslast in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ämtern sehr unterschiedlich verteilt ist. Und dabei gibt<br />
es noch durchaus abbaubare Doppelspurigkeiten.<br />
Das Biga ist in diesem Quervergleich eines <strong><strong>de</strong>r</strong> stark überbelasteten<br />
Ämter. Wenn Sie <strong>de</strong>n Geschäftsbericht konsultieren,<br />
wird Ihnen das sofort auffallen, wenn Sie <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kompetenzbereiche anvisieren: Regionalpolitik, Tourismus,<br />
Fachhochschulen, Berufsbildung, Arbeitslosigkeit, KMU,<br />
Standortpromotion Schweiz, Zivildienst und an<strong><strong>de</strong>r</strong>es mehr. In<br />
allen diesen Bereichen gilt es heute, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
und Problemen zu begegnen, <strong>de</strong>m aktuellen<br />
Handlungs- und Lösungsbedarf zu genügen.<br />
Im Vergleich zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bun<strong>de</strong>sämtern ist das Biga aufgrund<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> bekannten Entwicklung in <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Zeit sicher<br />
mit zu vielen komplexen Aufgaben belastet; es kann <strong>de</strong>nn<br />
auch nicht erstaunen, dass da und dort Engpässe auftauchen,<br />
Kritik laut wird. Es stellt sich <strong>de</strong>shalb objektiv die Frage<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionsweise und Effizienz <strong>de</strong>s Amtes, nach <strong>de</strong>ssen<br />
Führung, nach <strong>de</strong>ssen Umstrukturierung bzw. Reorganisation.