Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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19. Juni 1997 N 1397 Wohneigentum für alle<br />
«Wenn Sie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Unternehmensbesteuerung eine halbe<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Milliar<strong>de</strong> Ausfälle in Kauf nehmen, wird das eine<br />
Bewegung und eine Dynamik in die Wirtschaft bringen, dass<br />
das hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tfach zurückkommt.» «Wenn Sie hier <strong>de</strong>n Hauseigentümern<br />
gewisse Steuervorteile gewähren, wird das die<br />
Bauwirtschaft ankurbeln, dass das hun<strong><strong>de</strong>r</strong>tfach zurückkommt.»<br />
So einfach – so einfach ist es nicht!<br />
Wenn dies gera<strong>de</strong> im Baubereich spielen wür<strong>de</strong>, das habe<br />
ich gesagt, hätte die Verbilligung, die jetzt schon eingetreten<br />
ist, viel grössere Auswirkungen. Schauen Sie sich <strong>de</strong>n Leerwohnungsbestand<br />
an, und überlegen Sie, ob dann alle zu<br />
bauen begännen, die Mietwohnungen immer «leerer» und<br />
immer billiger wür<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>nnoch im bisherigen Umfang<br />
Mietwohnungen gebaut wür<strong>de</strong>n. Das ist für mich schlicht<br />
nicht plausibel!<br />
In dieser Initiative besteht zwischen Kosten und Nutzen – so<br />
sympathisch mir das Anliegen ist, ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>hole es – ein<br />
Missverhältnis. Es ist keine grosse Zielkonformität vorhan<strong>de</strong>n:<br />
Man begünstigt vor allem jene, die schon Eigentum haben,<br />
und hilft weniger jenen, die eigentlich Eigentum erwerben<br />
sollten. Das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, warum <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat Ihnen<br />
empfiehlt, diese Initiative abzulehnen und <strong>de</strong>m Volk ein Nein<br />
zu empfehlen.<br />
Ich komme noch kurz zum Gegenvorschlag: Schon <strong><strong>de</strong>r</strong> Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at<br />
hat seine Kommission beauftragt, nach einem Gegenvorschlag<br />
zu suchen; allerdings mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Auflage, diesen einigermassen<br />
kostenneutral zu gestalten. Die Kommission hat<br />
sich redlich Mühe gegeben. Sie hat Hearings durchgeführt,<br />
sie hat <strong>de</strong>n Initianten, Herrn Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at Bisig, und die kantonalen<br />
Finanzdirektoren angehört, sie hat auch Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Initianten angehört. Sie dürften wahrscheinlich kaum sagen,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Stän<strong><strong>de</strong>r</strong>at null Sinn für bürgerliche Politik habe.<br />
Aber es ist diesen Leuten nicht gelungen, einen valablen Gegenvorschlag<br />
vorzulegen, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch kostenneutral wäre. Man<br />
hat sich dann auf diese bei<strong>de</strong>n Vorstösse geeinigt.<br />
Ich muss Ihnen sagen: Kostenneutral kann eine För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
halt nicht sein. Wenn Sie etwas för<strong><strong>de</strong>r</strong>n wollen, kostet das etwas,<br />
und dann gibt es weniger Steuereinnahmen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> dann<br />
för<strong><strong>de</strong>r</strong>n Sie nicht. Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Finanzminister ist auf das Wort «för<strong><strong>de</strong>r</strong>n»<br />
etwas allergisch, weil es natürlich immer das gleiche<br />
heisst: Es heisst «bezahlen».<br />
Die WAK hat dann das Thema <strong><strong>de</strong>r</strong> Dumont-Praxis aufgebracht.<br />
Ich will dazu nicht länger wer<strong>de</strong>n. Für mich ist die Dumont-Praxis<br />
kein Problem. Ich habe diese Frage mit <strong>de</strong>n kantonalen<br />
Finanzdirektoren besprochen, und die möchten lieber<br />
keine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. Endlich ist es nach Jahren gelungen,<br />
dass die meisten Kantone die Dumont-Praxis eingeführt haben.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite haben Zürich, Genf, Baselland<br />
und Schaffhausen, welche die Dumont-Praxis nicht anwen<strong>de</strong>n,<br />
eine um keinen Deut bessere Lage auf <strong>de</strong>m Immobiliensektor.<br />
Man kann also mit Fug sagen, diese Praxis beeinflusse<br />
<strong>de</strong>n Immobiliensektor wahrscheinlich nicht. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
WAK-Vorschlag wür<strong>de</strong> vielleicht eine Verschiebung bewirken;<br />
vielleicht wür<strong>de</strong> dann kurzfristig etwas vorbezogen, was<br />
nachher fehlen wür<strong>de</strong>.<br />
Für mich ist das we<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Prestigefrage noch sonst etwas.<br />
Diese Frage wer<strong>de</strong>n wir überprüfen, aber Sie sollten so etwas<br />
<strong>de</strong>n Kantonen nicht einfach aufzwingen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gemäss<br />
Verfassung mit ihnen darüber re<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn es betrifft<br />
sie auch.<br />
Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Motion verlangt massvolle Mietwerte in <strong>de</strong>n Kantonen.<br />
Die Kantone können das heute schon verwirklichen,<br />
nur muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund natürlich eine möglichst einheitliche Veranlagungspraxis<br />
vorsehen, <strong>de</strong>nn es wäre ungerecht, wenn<br />
bei einer Bun<strong>de</strong>ssteuer, die für alle Schweizerinnen und<br />
Schweizer gleich sein sollte, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Veranlagung zu grosse<br />
kantonale Unterschie<strong>de</strong> wären. Das gilt nicht für die kantonalen<br />
Steuern, aber für die Bun<strong>de</strong>sveranlagungen. Wenn Sie<br />
dieses Ansinnen überweisen, wür<strong>de</strong> das alles keine Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vollbringen.<br />
Nun kommt diese I<strong>de</strong>e von Herrn Widrig, <strong><strong>de</strong>r</strong> sagt: «Wir berechnen<br />
einen schweizerischen Mittelwert, und dann darf<br />
man 25 Prozent darüber o<strong><strong>de</strong>r</strong> darunter gehen.» Ich bin <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Meinung, dass das kein gutes System ist. Zum ersten entfernen<br />
wir uns hier sehr weit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Marktmiete. Das schafft<br />
<strong>Amtliches</strong> <strong>Bulletin</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>sversammlung</strong><br />
Ungerechtigkeiten im Vergleich mit <strong>de</strong>n Mietern. Ich teile hier<br />
die Theorie von Herrn Samuel Schmid nicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> sagt, das<br />
habe nichts miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu tun; aber wir können einmal bei<br />
einem Kaffee darüber streiten. Die Eigenmiete ist die Miete,<br />
die ich mir selber zahle, wobei ich zugleich Besitzer bin. Ich<br />
weiss, da gibt es so viele Begründungen wie Juristen. Aber<br />
es ist klar – und das will Herr Widrig natürlich –, dass hier ein<br />
Mechanismus eingebaut ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach unten zieht. Das ergibt<br />
natürlich eine schrittweise Erosion.<br />
Ich glaube auch, dass es schwierig ist, die Mittelwerte korrekt<br />
zu berechnen, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>smal, wenn ein Kanton seine Ansätze<br />
wechselt, ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Mittelwert wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>s – Sie<br />
dürfen <strong>de</strong>n Kopf schütteln, ich habe halt diese Meinung, das<br />
ist ein <strong>de</strong>mokratisches Recht, auch für einen Bun<strong>de</strong>srat. Aber<br />
<strong>de</strong>n Mechanismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach unten zieht, halte ich für nicht<br />
sehr glücklich. Dass Sie das wollen, verstehe ich, aber ich<br />
glaube, aus steuerlicher Sicht geht das nicht. So gesehen<br />
muss ich Ihnen allein wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mechanismen empfehlen,<br />
diesen Rückweisungsantrag abzulehnen.<br />
Jetzt, meine Damen und Herren, sage ich Ihnen folgen<strong>de</strong>s.<br />
Es ist das alte Lied <strong>de</strong>s Finanzministers, aber es war mir damit<br />
noch selten so ernst wie heute – Sie können auch weiterre<strong>de</strong>n,<br />
weil Sie das Lied schon kennen; aber es ist mir sehr<br />
ernst –:<br />
Sie haben gehört, dass wir im Bun<strong>de</strong>srat gewisse Beschlüsse<br />
verabschie<strong>de</strong>t haben, um zu versuchen, die Finanzen<br />
unseres Lan<strong>de</strong>s ins Lot zu bringen. Ich will Ihnen jetzt<br />
nicht <strong>de</strong>n Vortrag halten, warum es nötig ist, dass wir die Finanzen<br />
ins Lot bringen. Wir sind im Begriff, in finanzieller Hinsicht<br />
zu einer <strong><strong>de</strong>r</strong> unsoli<strong>de</strong>sten Nationen in Europa zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir gehen einen Weg, <strong>de</strong>n ich <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Generation<br />
gegenüber nicht verantworten kann. Diese Generation wird<br />
schon an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>mographischen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung genügend zu<br />
tragen haben. Sie soll nicht immer mehr Geld nur für Zinsen<br />
zahlen müssen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten vier Jahren zu <strong>de</strong>n 3,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken Zinsen, die wir jetzt schon zahlen, 1,5 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken Zusatzzinsen zahlen müssen! Überlegen Sie, was<br />
man mit diesem Geld an<strong><strong>de</strong>r</strong>es machen könnte. Die Zinsen<br />
wer<strong>de</strong>n mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit die wichtigste Bun<strong>de</strong>saufgabe wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n schon in vier Jahren Bun<strong>de</strong>sschul<strong>de</strong>n im Umfang<br />
von etwa 30 Prozent <strong>de</strong>s Bruttosozialprodukts haben – die<br />
Hälfte <strong>de</strong>s Maastricht-Kriteriums, obschon wir nur einen Drittel<br />
<strong>de</strong>s ganzen Volumens umwälzen.<br />
Wenn Sie Verantwortung für dieses Land übernehmen wollen,<br />
meine Damen und Herren, dürfen Sie alle diese Dinge<br />
nicht so weitergehen lassen! Wir haben berechnet, was das<br />
heisst, wenn Sie das bis zum Jahre 2001 bereinigen wollen.<br />
Wir haben Eingaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Departemente – und diese haben<br />
sich Mühe gegeben –, die gegen 9 Milliar<strong>de</strong>n Franken Defizit<br />
gehen. Davon nehmen Sie 1,5 Milliar<strong>de</strong>n Franken einmalige<br />
Zahlung für die Reform <strong><strong>de</strong>r</strong> SBB weg; es bleiben immer noch<br />
über 7 Milliar<strong>de</strong>n Franken. Das müssen wir herunterbringen,<br />
damit wir auf <strong>de</strong>m Zielpfad – Reduktion um ungefähr 2 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken – bleiben. Das wird schon innerhalb <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
eine Riesenübung sein, und ebenso dann für Sie<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Budgetberatung. Denn je<strong>de</strong> Million Franken, die wir<br />
ausgeben, geben wir für etwas Vernünftiges aus. Das wird<br />
nicht reichen.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n Ihnen im Herbst 1997 o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Frühjahr 1998 ein<br />
Sparprogramm für weitere 2 Milliar<strong>de</strong>n Franken vorlegen<br />
müssen. Ich höre immer: Machen Sie das! Aber ich höre nie,<br />
wo; mit einigen Ausnahmen vielleicht, links beim Militär, und<br />
Herr Frey spricht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitslosenversicherung; das ist<br />
mir klar. Sie müssen sich auf einen Mittelweg einigen. Auch<br />
Ihre Vorschläge, Herr Frey, die noch relativ populär sind, reichen<br />
nicht, um alles wegzubringen, was man wegbringen<br />
sollte. Es kommt dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Moment, wo es schwierig wird.<br />
Wir sind von Vorgaben ausgegangen, die realistisch, aber<br />
doch recht optimistisch sind. Je nach <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>n, die<br />
Sie hier fällen, wer<strong>de</strong>n 1,5 bis 2 Milliar<strong>de</strong>n Franken zusätzlich<br />
dazukommen. Dann müssen Sie in drei Jahren 4 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Franken wegsparen.<br />
Jetzt komme ich zum Perpetuum mobile. Man kann sagen:<br />
Unternehmenssteuer, 200 Millionen Franken; nicht viel, ver-