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Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...

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Motion Ratti 1478 N 20 juin 1997<br />

Schriftliche Begründung – Développement par écrit<br />

Wie die Erfahrung im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufarbeitung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges<br />

zeigt, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Antisemitismus ein Phänomen, das unter<br />

bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

neu aufflammt. Eine ähnliche Feststellung lässt sich beim<br />

Rassismus machen: Auch dieser hat unter bestimmten Voraussetzungen<br />

immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Konjunktur. Bei<strong>de</strong>s sind also<br />

Entwicklungen, die ihre Ursachen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kombination bestimmter<br />

geistiger, politischer, sozialer und geschichtlicher<br />

Gegebenheiten haben. Da es sich bei bei<strong>de</strong>n Diskriminierungen<br />

sowohl um bedrohliche Ten<strong>de</strong>nzen für die Betroffenen<br />

als auch für die gesamte Demokratie han<strong>de</strong>lt, kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Erforschung<br />

ihrer Ursachen nicht genug Be<strong>de</strong>utung beigemessen<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Verständnis für Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten und ihre Kultur<br />

steht stets in Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> politischen Kultur <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Allgemeinheit, die in einer Demokratie <strong>de</strong>n Werten <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärung<br />

und Emanzipation verpflichtet bleibt. Deshalb soll die<br />

Forschung in diesem Bereich intensiviert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei geht es um ein gesamtschweizerisches Anliegen,<br />

<strong>de</strong>nn sowohl in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen wie in <strong><strong>de</strong>r</strong> französischen<br />

Schweiz gibt es Antisemitismus und Rassismus. Das spricht<br />

für die Errichtung eines solchen Lehrstuhls sowohl an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ETH in Zürich wie auch an <strong><strong>de</strong>r</strong> EPF in Lausanne. Bei<strong>de</strong> kämen<br />

auch insofern in Frage, als <strong><strong>de</strong>r</strong> Bund für bei<strong>de</strong> zuständig<br />

ist. Es gäbe sicher auch mögliche Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hochschulen in diesem Bereich.<br />

An <strong><strong>de</strong>r</strong> ETH in Zürich, am Institut für Geschichte, existiert<br />

bereits ein umfangreiches Archiv für Zeitgeschichte.<br />

Dieses Archiv für Zeitgeschichte an <strong><strong>de</strong>r</strong> ETH hat einen seiner<br />

Schwerpunkte zur Dokumentationsstelle für jüdische<br />

Zeitgeschichte ausgebaut. In diesem Zusammenhang wur<strong>de</strong><br />

im Dezember 1995 vom Schweizerischen Israelitischen Gemein<strong>de</strong>bund<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> ETH eine Stiftung für jüdische Zeitgeschichte<br />

ins Leben gerufen, um die historischen Quellen in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz zu sichern und zu erschliessen. Das Archiv für<br />

Zeitgeschichte wür<strong>de</strong> ein i<strong>de</strong>ales Umfeld für <strong>de</strong>n neuen<br />

Lehrstuhl bieten.<br />

Schriftliche Stellungnahme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

vom 9. Juni 1997<br />

Rapport écrit du Conseil fédéral<br />

du 9 juin 1997<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat misst <strong>de</strong>m Kampf gegen <strong>de</strong>n Rassismus und<br />

Antisemitismus eine grosse Be<strong>de</strong>utung bei und verfolgt diesbezüglich<br />

eine konsequente Politik. Er hat dies mit <strong>de</strong>m Beitritt<br />

zum Internationalen Übereinkommen zur Bekämpfung je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Form von Rassendiskriminierung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Einführung eines<br />

neuen Strafrechtsartikels und <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eidgenössischen<br />

Kommission gegen Rassismus unterstrichen. Die<br />

jüngste Debatte um die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz im Zweiten Weltkrieg<br />

hat <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates verstärkt, klare Zeichen<br />

gegen Antisemitismus und Rassismus zu setzen und<br />

sich mit diesen gefährlichen Diskriminierungen auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen.<br />

Forschung und Lehre können einen wertvollen Beitrag leisten,<br />

um Fakten und Zusammenhänge zu Rassismus und<br />

Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart zusammenzutragen<br />

und zu untersuchen. Das soll allerdings nicht nur an<br />

einer einzigen Hochschule erfolgen. In erster Linie ist von unseren<br />

Universitäten mit ihren sozial- und geisteswissenschaftlichen<br />

Studiengängen zu erwarten, dass sie – wo nötig<br />

fächerübergreifend – <strong>de</strong>n Phänomenen von Rassismus und<br />

Antisemitismus im weiteren Rahmen <strong>de</strong>s Umgangs mit Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />

die notwendige Beachtung schenken. Geschichte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten wird an mehreren Hochschulen gelehrt,<br />

und es ist ein zunehmen<strong>de</strong>s Interesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Universitäten an<br />

Studium und Lehre <strong><strong>de</strong>r</strong> Judaistik festzustellen; so in Lausanne,<br />

Bern und Luzern, wo eine interdisziplinäre Schwerpunktbildung<br />

geplant ist. Der Bun<strong>de</strong>srat anerkennt die bisher<br />

geleisteten Anstrengungen in Lehre und Forschung, so auch<br />

im Archiv für Zeitgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> ETHZ.<br />

Für die Einrichtung von Professuren an <strong>de</strong>n ETH ist <strong><strong>de</strong>r</strong> ETH-<br />

Rat zuständig. Diese Kompetenz ist mit <strong>de</strong>m ETH-Gesetz<br />

vom 4. Oktober 1991 vom Bun<strong>de</strong>srat auf <strong>de</strong>n ETH-Rat über-<br />

tragen wor<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat diese Kompetenz<br />

nicht mehr besitzt, kann er <strong><strong>de</strong>r</strong> Motion auch aus formellen<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht entsprechen.<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat erachtet die Fragen von Antisemitismus und<br />

Rassismus als von grosser Wichtigkeit und Aktualität. Ein<br />

Lehrstuhl ist jedoch nicht befristet, und sein Bereich darf nicht<br />

zu eng umschrieben wer<strong>de</strong>n. Deshalb wird auch zu prüfen<br />

sein, ob sein Bereich nicht auf <strong>de</strong>n Umgang mit Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />

erweitert wer<strong>de</strong>n soll und wie er auf entsprechen<strong>de</strong> Lehrstühle<br />

an Universitäten abgestimmt wird.<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat wird <strong>de</strong>n ETH-Rat bitten, <strong>de</strong>m Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Motionärin in geeigneter Form zu entsprechen.<br />

Schriftliche Erklärung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />

Déclaration écrite du Conseil fédéral<br />

Der Bun<strong>de</strong>srat beantragt, die Motion in ein Postulat umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />

Überwiesen als Postulat – Transmis comme postulat<br />

95.3601<br />

Motion Ratti<br />

Alptransit AG. Aktiengesellschaft<br />

<strong>de</strong>s gemischten Rechts<br />

Mozione Ratti<br />

Alptransit SA.<br />

Società anonima di diritto misto<br />

Motion Ratti<br />

Alptransit SA.<br />

Société anonyme <strong>de</strong> droit mixte<br />

___________________________________________________________<br />

Wortlaut <strong><strong>de</strong>r</strong> Motion vom 20. Dezember 1995<br />

Die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) und die Alpen-Initiative,<br />

die vom Volk am 27. September 1992 bzw. am<br />

20. Februar 1994 angenommen wor<strong>de</strong>n sind, stellen ein Gesamtkonzept<br />

transalpiner Verkehrsverbindungen dar. Dieser<br />

politische Wille muss respektiert wer<strong>de</strong>n. Doch hat die heutige<br />

wirtschaftliche und politische Situation Auswirkungen auf<br />

die Finanzierungsfrage, die damals nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> nötigen<br />

Weitsicht abgeklärt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Zusätzlich zu <strong>de</strong>n bereits vorliegen<strong>de</strong>n Anträgen soll <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bun<strong>de</strong>srat:<br />

1. auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage nationaler und internationaler Verhandlungen<br />

und unter Beteiligung privater Interessengemeinschaften<br />

umgehend die zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten<br />

prüfen;<br />

2. die Möglichkeit näher prüfen, einer Aktiengesellschaft gemischten<br />

Rechts <strong>de</strong>n Auftrag zu erteilen, die Gotthard- und<br />

Lötschberg-Eisenbahntunnel zu bauen und zu betreiben, wobei<br />

die bei<strong>de</strong>n Tunnel als Kernstücke und somit als grundsätzlich<br />

gewinnbringen<strong>de</strong> Teilstücke <strong>de</strong>s Neat-Konzepts zu<br />

betrachten sind;<br />

3. die so freigewor<strong>de</strong>nen staatlichen Mittel für <strong>de</strong>n Ausbau<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zufahrtsstrecken verwen<strong>de</strong>n, weil davon <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg <strong>de</strong>s<br />

Verkehrsnetzes sowie die Akzeptanz in <strong>de</strong>n interessierten<br />

Regionen abhängen;<br />

4. <strong>de</strong>m Parlament Vorschläge unterbreiten, die diese Strategie<br />

konkretisieren.<br />

Testo <strong>de</strong>lla mozione <strong>de</strong>l 20 dicembre 1995<br />

La nuova ferrovia transalpina NFTA e l’iniziativa <strong>de</strong>lle Alpi,<br />

approvate dal popolo rispettivamente il 27 settembre 1992 e<br />

il 20 febbraio 1994, rappresentano un piano globale per i collegamenti<br />

transalpini. Questa volontà politica <strong>de</strong>ve essere rispettata.<br />

Attualmente, però, la situazione politica e finanziaria<br />

si ripercuote sul finanziamento <strong>de</strong>lla NFTA, che non è<br />

stato a suo tempo studiato con la dovuta lungimiranza.<br />

<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale

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