Amtliches Bulletin der Bundesversammlung Bulletin officiel de l ...
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Interpellation groupe <strong>de</strong> l’Union démocratique du centre 1548 N 20 juin 1997<br />
97.3108<br />
Interpellation Fraktion<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen Volkspartei<br />
Organisierte Kriminalität<br />
von Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
Interpellation groupe<br />
<strong>de</strong> l’Union démocratique du centre<br />
Etrangers impliqués<br />
dans la criminalité organisée<br />
__________________________________________________________<br />
Wortlaut <strong><strong>de</strong>r</strong> Interpellation vom 18. März 1997<br />
In <strong>de</strong>n letzten Tagen und Wochen mehren sich Berichte, wonach<br />
die organisierte, ban<strong>de</strong>nmässige Kriminalität insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
von Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n rasant zunimmt. Die Polizei- und Vollzugsorgane<br />
sind offenbar überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Die Bevölkerung reagiert<br />
verunsichert.<br />
Gleichzeitig nimmt <strong><strong>de</strong>r</strong> Druck auf die Schweizer Grenzen<br />
massiv zu. Die explosive Lage in Albanien wird zu Auswan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsströmen<br />
führen. Es besteht die Gefahr, dass die instabile<br />
Lage über längere Zeit anhält und allenfalls auch auf<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Län<strong><strong>de</strong>r</strong> im Balkan übergreift. In diesem Umfeld nimmt<br />
die illegale Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aus diesen Gebieten massiv zu.<br />
Eine wirkungsvolle Kontrolle ist nicht mehr möglich. Diese Situation<br />
wird lei<strong><strong>de</strong>r</strong> auch von Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ern mit kriminellen Absichten<br />
missbraucht.<br />
Wir fragen <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat aus diesem Grun<strong>de</strong> an:<br />
1. Trifft es zu, dass die ban<strong>de</strong>nmässige, organisierte Kriminalität<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Zeit massiv zugenommen hat? Welches<br />
sind die Grün<strong>de</strong> für diese Zunahme?<br />
2. Wie hoch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> darin verwickelten<br />
Personen?<br />
3. Welche Massnahmen ge<strong>de</strong>nkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat zu ergreifen,<br />
um die Situation in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen?<br />
4. Teilt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat die Ansicht, dass die Situation in Albanien<br />
zu unkontrollierbaren Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsströmen insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> schweizerischen Südgrenze führen kann?<br />
5. Welche Massnahmen beabsichtigt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat zu treffen,<br />
um die damit zusammenhängen<strong>de</strong> illegale Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
umgehend stoppen zu können?<br />
6. Welche Massnahmen ge<strong>de</strong>nkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srat zu ergreifen,<br />
damit die Situation nicht im grossen Stil durch Einwan<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
mit kriminellen Absichten missbraucht wird?<br />
Texte <strong>de</strong> l’interpellation du 18 mars 1997<br />
Ces <strong><strong>de</strong>r</strong>niers jours et semaines, <strong>de</strong>s bruits <strong>de</strong> plus en plus insistants<br />
font état d’un brusque développement <strong>de</strong> la criminalité<br />
en ban<strong>de</strong>, organisée impliquant notamment <strong>de</strong>s étrangers.<br />
La police comme les autorités d’exécution semblent désarmées<br />
<strong>de</strong>vant ce phénomène. La population se montre insécurisée.<br />
Conjointement, la pression s’accroît à la frontière suisse. La<br />
situation explosive qui règne en Albanie a provoqué et provoquera<br />
encore <strong>de</strong>s vagues d’émigration. Il est à craindre que<br />
ces troubles ne cessent pas <strong>de</strong> sitôt et qu’il se propagent<br />
même vers d’autres pays <strong>de</strong>s Balkans. Rien d’étonnant, dans<br />
ce contexte, que le nombre <strong>de</strong>s immigrés clan<strong>de</strong>stins en provenance<br />
<strong>de</strong> cette région augmente <strong>de</strong> façon vertigineuse. Il<br />
n’est plus possible d’assurer un contrôle efficace à la frontière.<br />
Cette situation est bien sûr mise à profit par <strong>de</strong>s immigrés<br />
animés d’intentions criminelles.<br />
Le Conseil fédéral est invité à répondre aux questions suivantes:<br />
1. Est-il vrai que la criminalité organisée, en ban<strong>de</strong> a considérablement<br />
augmenté ces <strong><strong>de</strong>r</strong>niers temps? A quoi serait<br />
due cette progression?<br />
2. Quelle est la proportion d’étrangers impliqués?<br />
3. Quelles sont les mesures envisagées par le Conseil fédéral<br />
pour maîtriser la situation?<br />
4. Est-il également d’avis que les troubles qui touchent l’Al-<br />
banie pourraient engendrer un afflux incontrôlable d’immigrés<br />
notamment à la frontière sud du pays?<br />
5. Quelles mesures le Conseil fédéral entend-il adopter pour<br />
stopper immédiatement l’immigration clan<strong>de</strong>stine liée à un tel<br />
afflux?<br />
6. Que compte entreprendre le Conseil fédéral pour que les<br />
immigrés clan<strong>de</strong>stins aux intentions douteuses ne puissent<br />
profiter abusivement <strong>de</strong> la situation?<br />
Sprecher – Porte-parole: Föhn<br />
Schriftliche Begründung<br />
Die Urheber verzichten auf eine Begründung und wünschen<br />
eine schriftliche Antwort.<br />
Développement par écrit<br />
Les auteurs renoncent au développement et <strong>de</strong>man<strong>de</strong>nt<br />
une réponse écrite.<br />
Schriftliche Stellungnahme <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates<br />
vom 2. Juni 1997<br />
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die vom Bun<strong>de</strong>samt<br />
für Polizeiwesen geführt wird und auf <strong>de</strong>n gemel<strong>de</strong>ten Anzeigen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> kantonalen und kommunalen Polizeibehör<strong>de</strong>n an die<br />
Gerichtsbehör<strong>de</strong>n beruht, weist 1996 mit 49,8 Prozent einen<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr um 2,5 Prozent angestiegenen Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>anteil<br />
auf. Von <strong>de</strong>n 28 036 angezeigten Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
hatten 76,4 Prozent ihren Wohnsitz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz und 23,6<br />
Prozent im Ausland. Die Gesamtzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> ermittelten Täterschaft<br />
setzte sich aus 85,6 Prozent männlichen und 14,4 Prozent<br />
weiblichen Personen zusammen.<br />
Laut einer kürzlich erschienenen Studie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes<br />
für Statistik wer<strong>de</strong>n in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz ansässige Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> aber<br />
unter Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen strukturellen<br />
und <strong>de</strong>mographischen Zusammensetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Bevölkerungsgruppen<br />
nicht signifikant häufiger straffällig als Inlän<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
«Insgesamt gesehen ist es jedoch nicht das Merkmal<br />
<strong>de</strong>s Wohnsitzes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Staatsangehörigkeit, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es<br />
sind Geschlecht und Alter, welche die relative Verurteilungshäufigkeit<br />
beeinflussen. ’Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>kriminalität’ wird damit<br />
relativiert; an<strong><strong>de</strong>r</strong>e sozio<strong>de</strong>mographische Merkmale (Geschlecht,<br />
Alter) müssen zur Erklärung herangezogen wer<strong>de</strong>n.»<br />
(Studie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samtes für Statistik: Zur Staatsangehörigkeit<br />
von Verurteilten, Kriminalistische Befun<strong>de</strong>, Fachbereich<br />
Recht 19, Rechtspflege 1996, S. 9, 13f., 22f. und<br />
Schlussfolgerungen S. 43f. Im Gegensatz zur PKS basierte<br />
diese Untersuchung nicht auf <strong>de</strong>n Anzeigen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Verurteilungen.)<br />
Ein beachtlicher Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong>, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz bestraft<br />
wer<strong>de</strong>n, hält sich überdies nicht dauernd hier auf, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
kommt als sogenannte Kriminaltouristen in die Schweiz<br />
(z. B. Drogenschmuggel, Diebestouren, Autoschieberei). Allerdings<br />
kann nicht bestritten wer<strong>de</strong>n, dass Auslän<strong><strong>de</strong>r</strong> oft in<br />
schwerere Delikte, namentlich Drogen<strong>de</strong>linquenz und Gewalttaten,<br />
verwickelt sind. Zwischen ban<strong>de</strong>nmässiger und organisierter<br />
Kriminalität sowie zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Existenz von Migrationsströmen<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> organisierten Kriminalität muss aber<br />
eine klare Trennung vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n politischen Unruhen in Albanien,<br />
welche eine erneute Flüchtlingswelle nach Italien ausgelöst<br />
haben, wur<strong>de</strong> erwartungsgemäss auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz eine<br />
Zunahme von Asylgesuchen festgestellt. Von Januar bis<br />
En<strong>de</strong> April 1997 haben rund 300 Albaner um Asyl nachgesucht.<br />
Von einem Massenansturm kann nicht gesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Grenzwachtkorps hat vorsorglich die Kontrolle<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Südgrenze verstärkt. Auch die Kantonspolizei <strong>de</strong>s<br />
Kantons Tessin hat ihre Kontrolltätigkeit intensiviert. Die<br />
Möglichkeiten und Grenzen eines vorübergehen<strong>de</strong>n Einsatzes<br />
<strong>de</strong>s Festungswachtkorps im Falle eines Ansturms wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srates auf die Interpellation <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fraktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizerischen Volkspartei vom 3. März 1997<br />
ausführlich dargestellt. Es wird daher auf diese Ausführungen<br />
verwiesen.<br />
1. Die ban<strong>de</strong>nmässige Kriminalität ist nicht zwangsläufig organisiert,<br />
obwohl die organisierte Kriminalität sehr oft auch<br />
<strong>Bulletin</strong> <strong>officiel</strong> <strong>de</strong> l’Assemblée fédérale