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Das Werk in Themen und Thesen<br />

Die Situation änderte sich aber schlagartig als nach dem Ende des I. Weltkriegs, mitten im Wirtschaftsboom<br />

1918, der Immigrationsstrom aus Europa einbrach und die Einwanderung von 1,2<br />

Mio. Einwanderen (1914 ) auf 110.000 (1918 ) zurückging. Nun wurden im Süden sogar Rekrutierungsagenturen<br />

eingerichtet, um Arbeitskräfte für die Industrie im Norden unter den Schwarzen<br />

zu engagieren. Im Laufe von 50 Jahren migrierten so etwa 4,7 Mio. Schwarze vom Süden in den<br />

Norden der USA, um zum Großteil in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Indessen vollzog sich die<br />

Mechanisierung der Landwirtschaft. Der Rassismus war damit nicht zu Ende, die „kategorische<br />

Ausgrenzung“ der Schwarzen, wie es der Soziologe bezeichnet, änderte sich nur qualitativ. Steinberg<br />

spricht von einem Übergang der einen Form der Ausbeutung im Agrarfeudalismus zu einer neuen<br />

im industriellen Kastenwesen. So arbeiteten 1890 etwa 85% der Schwarzen in der Landwirtschaft,<br />

während 40 Jahre später nur noch 54% dort beschäftigt waren. Die meisten Frauen verblieben nach<br />

wie vor im Dienst privater Haushalte.<br />

138.5.3. Zwischen Assimilation und Ethnizität<br />

Laut Stephen Steinberg gingen die Vertreter des ethnischen Pluralismus von falschen Hypothesen aus.<br />

Erstens, dass die „Melting Pot“ - Theorie besagt, dass sich die verschiedenen ethnischen Gruppen<br />

im amerikanischen, kulturellen und ethnischen „Mainstream“ verlieren würden. Zweitens, dass die<br />

Assimilations - Theoretiker keine Alternative zur Assimilation gesehen hätten. Außerdem haben, so<br />

Steinberg, die ethnischen Pluralisten die Frage vermieden, ob die Anzeichen einer wiedererstarkenden<br />

Ethnizität in der Folge Assimilation oder die Beständigkeit ihrer Ethnie bedeuten. Steinberg geht<br />

auch davon aus, dass man die Formen der Ethnizität der Einwanderer und der Mehrheitsgesellschaft<br />

der WASPs analytisch nicht als gleich ansehen darf. Somit wäre das von den ethnischen Pluralisten<br />

beobachtete „ethnische Fieber“ eher ein Sympton des Zerfalls der ethnischen Communities und<br />

Kulturen.<br />

Steinberg konstatiert: „Selbst diejenigen kulturellen Aspekte, die bewahrt werden, verlieren ihren<br />

authentischen Bezug. Die Ethnizität in Amerika ist „dünn“ geworden, weil die objektive Basis für<br />

eine ethnische Kultur verschwindet.“ (Steinberg 1989 zit. n. Han 2006: 96) Steinberg zufolge war es<br />

für die Einwanderer notwendig, sich zu „amerikanisieren“, wenn sie sich eine wirtschaftliche (und<br />

soziale) Grundlage im Aufnahmeland USA schaffen wollten.<br />

Dazu kommt, dass dem Soziologen zufolge die dritte und vierte Generation aufgrund der Entfremdung<br />

von ihrer Herkunftskultur (authentic culture) nun in einer ethnischen Krise (ethnic crisis)<br />

stecken. Aufgrund des Verlusts ihrer Muttersprache verlieren sie den Kontakt und die Verbindung<br />

mit ihrer angestammten Kultur. Die ethnische Identität ist von der Tatsache bedroht, dass es weniger<br />

Einwanderung und deswegen weniger Angehörige ihrer eigenen ethnischen Gruppe gibt. Einer<br />

Betonung der Herkunftskultur sind laut Steinberg durch die Tendenz zur Assimilation Grenzen<br />

gesteckt: „Es scheint eine inhärente Begrenzung bei der Belebung der Ethnizität zu geben, weil die<br />

zu extensive Identitätsbildung in der Residenzgesellschaft zu dem Punkt führen wird, an dem die<br />

Bindung zur kulturellen Vergangenheit abreißt. Umgekehrt wird die extensive Wiederherstellung der<br />

Herkunftskultur zur Inkompatibilität mit der amerikanischen Kultur führen. Diese Zusammenhänge<br />

sind wenig vielversprechend für den ethnischen Pluralismus.“ (Han 2006: 97, zit.n. Steinberg 1989:<br />

51-55, 63, 72-74)<br />

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