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Das Werk in Themen und Thesen<br />

Systeme operieren in Gedanken, soziale Systeme in Kommunikation. Die Kopplung geschieht in<br />

diesem Fall durch die Sprache. „Sprache hat (. . . ) eine Doppelseitigkeit. Sie ist sowohl psychisch<br />

als auch kommunikativ verwendbar und verhindert nicht, dass die beiden Operationsweisen (. . . )<br />

separat laufen und separat bleiben“ (Luhmann, 2002, S. 275). Durch die strukturelle Kopplung kann<br />

zwar ein System nicht in das andere ‚eingreifen’, da alle Systeme nach eigenen Regeln operieren,<br />

dennoch kann beispielsweise ein psychisches System Irritation in einem sozialen System auslösen,<br />

d. h. das soziale System wird die Umweltreize zwar wahrnehmen, diese jedoch nach den eigenen<br />

Regeln verarbeiten.<br />

88.5.4. Gesellschaftstheorie<br />

Im vorhergehenden Kapitel wurden die begrifflichen Grundlagen der Systemtheorie von Luhmann<br />

eingeführt und erläutert. Nun soll also die Anwendung dieser grundlegenden Konzepte auf den<br />

Gegenstand der Soziologie, auf die sozialen Systeme, erfolgen. In einem ersten Schritt werden<br />

die drei Ebenen der Systembildung dargestellt. Darauf folgen die Beschreibung der systemischen<br />

Differenzierung und ihre Stellung in der Evolution der Gesellschaft. Abschließend in diesem Kapitel<br />

wird die Theorie des Gesellschaftssystems und im Besonderen die funktionale Differenzierung der<br />

modernen Gesellschaft beleuchtet.<br />

Drei Ebenen der Systembildung<br />

Luhmann unterscheidet im Bereich der sozialen Systeme drei besondere Typen:<br />

• Interaktionssysteme<br />

• Organisationssysteme<br />

• Gesellschaftssystem<br />

Interaktionssysteme<br />

Interaktionssysteme entstehen durch die Handlung von Anwesenden. Anwesende in diesem Sinne<br />

sind Personen die sich gegenseitig wahrnehmen. Interaktionssysteme sind situativ. Bspw. ist ein an<br />

der Universität stattfindendes Seminar als ein Interaktionssystem zu sehen, zu dem alle von den<br />

Teilnehmer getätigten Handlungen gehören: Wortmeldungen in Diskussionen, Referate, Gespräche<br />

etc. Zur Umwelt dieses Interaktionssystems gehören alle Handlungen, die von Personen außerhalb<br />

dieses Seminarraumes durchgeführt werden. Sobald die Seminarteilnehmer auseinander gehen, löst<br />

sich dieses Interaktionssystem auch wieder auf (zumindest bis zum nächsten Seminartermin) (vgl.<br />

Münch, 2004, S. 205; Kneer & Nassehi, 1997, S. 42).<br />

Organisationssysteme<br />

Wenn die Mitgliedschaft in einem sozialen System an eine bestimmte Bedingung geknüpft ist,<br />

dann wird dieses soziale System als organisiert bezeichnet. Organisationen gelingt es mit Hilfe von<br />

Mitgliedschaftsregeln, „hochgradig künstliche Verhaltensweisen relativ dauerhaft zu reproduzieren“<br />

(Luhmann, 1975, S. 2 zitiert in: Kneer & Nassehi, 1997, S. 43). Als wichtige Funktion von Organisationen<br />

ist die Berechenbarkeit – sowohl für Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder – zu sehen.<br />

Ein Beispiel für ein Organisationssystem stellt die Universität dar: Es kann eine Unterscheidung<br />

in Mitgliedschaftsgruppen getroffen werden (Wissenschaftliche und Administrative Mitarbeiter,<br />

Studenten), der Eintritt als auch der Austritt aus der Organisation ist an bestimmten Bedingungen<br />

geknüpft und damit auch formell geregelt (vgl. Kneer & Nassehi, 1997, S. 42f).<br />

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