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Das Werk in Themen und Thesen<br />

7. Eigenstreben, propriates Streben: Eigenstreben entwickelt der Mensch meist ab dem zwölften<br />

Lebensjahr. Er definiert Ziele und Pläne und sucht nach dem Zweck seines Daseins. Der<br />

Höhepunkt dieses Strebens wird für Allport erreicht, sobald der Mensch sich seines Daseins<br />

und seiner Möglichkeiten vollkommen bewusst ist. Dadurch ist er in der Lage, sein Leben<br />

selbstbestimmt zu führen („Selbst als Wissender“).<br />

Achtung: Es ist nicht ganz klar, ob das „Selbst als Wissender“ eine weiter Entwicklungsphase<br />

darstellt, oder rein als „vollendete“ Form des Eigenstrebens zu verstehen ist.<br />

Die Existenz eines proprialen Bereiches ist für Allport auch eine essentielle Voraussetzung für<br />

humane Handlungen, die den Menschen vom Tier abgrenzen. Diese Funktion ermöglicht ihm, sich<br />

in bestimmten Bereichen über die biologische Veranlagung hinwegzusetzen. Diese Fähigkeit nötigt<br />

den Mensch wiederum dazu, sich durch „etwas“ selbst zu bestimmen. Dieses „etwas“ nennt Allport<br />

das Proporium.<br />

Funktionelle Autonomie<br />

Mit dem Konzept der funktionellen Autonomie verweist Allport auf die Unabhängigkeit vieler<br />

Motive von Primärantrieben und Grundbedürfnissen. Es stellt damit einen direkten Gegenpol zum<br />

Behaviorismus und zur Tiefenpsychologie dar.<br />

Allport bezweifelte, dass der einzelne Mensch durch einen Blick in seine Vergangenheit verstanden<br />

werden könne. Er sah dessen heutige Motive im Gegensatz zu anderen bekannten Psychologen als<br />

funktionell unabhängig von ihren Ursprüngen. Mit zunehmender Reife des Individuums werden<br />

Motive aus der Vergangenheit immer schwächer und der Grad an Autonomie der individuellen Kräfte<br />

kennzeichnet für ihn die Reife eines Menschen.<br />

Ein Mensch kann sich in jungen Jahren zum Beispiel für einen bestimmten Beruf entscheiden, weil<br />

er mit einer besonderen Arbeitsplatzsicherheit oder hohem Verdienst verbunden ist, später bleibt er<br />

allerdings in diesem Beruf weil er ihm Spaß macht.<br />

Ein Motiv kann seinen Ursprung zwar in den spannungsreduzierenden Motiven der Kindheit/Jugend<br />

haben, jedoch im Erwachsenenalter davon unabhängig werden. Dienten die Handlungen ursprünglich<br />

der Befriedigung eines Triebes oder eines Bedürfnisses, so dienen sie im späteren Leben sich selbst<br />

bzw. der Identität.<br />

Allport unterscheidet zwei Arten der funktionellen Autonomie:<br />

• persevative funktionelle Autonomie: diese bezieht sich auf Gewohnheiten: das ursprüngliche<br />

Motiv bestimmter Verhaltensweisen ist bereits verschwunden, trotzdem werden sie beibehalten (z.B.<br />

jemand fängt aufgrund von Gruppenzwang in der Jugend an zu rauchen, er hört als Erwachsener<br />

allerdings nicht mehr damit auf. oder: Der Ausspruch „Gesundheit“ hatte früher, als Niesen noch<br />

ein Symptom für die Pest sein konnte eine andere Bedeutung als heute)<br />

• propriate funktionelle Autonomie: diese bezeichnet Motivsysteme die stark an die Persönlichkeit<br />

gebunden sind (zB. Werte, Interessen, Lebensstil).<br />

Die „propriate funktionelle Autonomie“ bezeichnet Motive eines Erwachsenen, die bestimmten<br />

internalisierten Werten entspringen. Ein solcher Wert kann Motiv für eine bestimmte Zielsetzung<br />

und damit verbundene Handlungen sein. Dies hat zur Folge, dass gewisse Handlungen erst durch ein<br />

Wissen über die individuellen Wertsetzungen von Anderen plausibel begründet werden können.<br />

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Vernon und Lindzey entwickelte Allport aufbauend auf dem<br />

Konzept der „propriaten funktionellen Autonomie“ Tests, um Werteinstellungen (in Anlehnung an<br />

Sprangers sechs Dimensionen der Persönlichkeitswerte) empirisch erfassen zu können.<br />

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