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Rezeption und Wirkung<br />

sich jedoch nicht das umgekehrte Phänomen: die Personen hielten bei ihren Einzelschätzungen an<br />

der zuvor festgelegten Gruppennorm fest.<br />

Daraus entwickelte Sherif die Theorie des informativen sozialen Einflusses. Diese besagt, dass der<br />

Einfluss anderer Menschen zu Konformität führt, da wir sie als Informationsquelle betrachten. In<br />

einer zweideutigen Situation, wie in der des autokinetischen Effekts, sehen wir das Urteil anderer als<br />

korrekter an, als unser eigenes und verwenden es als Anker, um einen angemessenen Verlauf unserer<br />

Handlungen zu wählen.<br />

129.5.2. Das Robber´s Cave Experiment - Theorie des realistischen<br />

Gruppenkonflikts<br />

Im berühmten Robber´s Cave Experiment untersuchten Muzafer und Carolyn Sherif 1954 den Ursprung<br />

von Gruppenkonflikten. Das Experiment bekam seinen Namen, weil es in einem 0,8 qkm<br />

großen Jungencamp durchgeführt wurde, welches komplett vom Robber´s Cave State Park in Oklahoma<br />

umgeben ist. Der Ablauf war folgendermaßen: 22 normale, gut angepasste 11jährige Jungen<br />

wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: den Adlern und den Klapperschlangen.<br />

In der ersten Phase des Experiments wurde dafür gesorgt, dass die beiden Gruppen untereinander in<br />

keinem Kontakt standen. Dafür wurde jedoch der Zusammenhalt innerhalb der jeweiligen Gruppen<br />

durch gemeinsame positive Aktivitäten, wie Schwimmen oder Projektarbeit gestärkt. In der zweiten<br />

Phase versuchte man, ein Konkurrenzgefühl zwischen den Adlern und den Klapperschlangen<br />

herzustellen. Die Gruppen traten in einer Reihe von Wettbewerben wie Fußball oder Tauziehen<br />

gegeneinander an, wobei der siegreichen Gruppe Preise verliehen wurden. Man provozierte noch<br />

eine Reihe anderer Vorfälle, die die Konflikte zwischen den Gruppen intensivierten. In der dritten<br />

Phase versuchte man nun, die Konflikte zwischen den Gruppen wieder abzubauen. Dabei zeigte<br />

sich, dass man einen einmal entstandenen Konflikt nicht reduzieren kann, in dem man schlicht eine<br />

konkurrenzlose Atmosphäre schafft. Vielmehr muss man ein übergeordnetes Ziel formulieren, das<br />

die Gruppen nur durch gemeinsame Zusammenarbeit erreichen können. Den Jungen im Camp wurde<br />

aufgetragen, gemeinsam eine Blockhütte zu bauen, was nur durch Zusammenarbeit aller möglich<br />

war. Tatsächlich konnte man so den Konflikt zwischen den Gruppen abbauen.<br />

Bei diesem Experiment wurde ein sogenannter realistischer Gruppenkonflikt provoziert. Sherif stellte<br />

fest, dass das Eigen-gegen-Fremd-Gruppe-Phänomen durch tatsächliche ökonomische, politische<br />

oder Statuskonkurrenz verstärkt wird und in Vorurteilen und Diskriminierung mündet. Besonders<br />

wichtig ist seine Erkenntnis, wie man solche Konflikte abbauen kann: Dazu muss man ein übergeordnetes<br />

Ziel formulieren, das eine wechselseitge Abhängigkeit zwischen den Mitgliedern entstehen<br />

lässt.<br />

129.6. Rezeption und Wirkung<br />

Eine Vielzahl an Ehrungen und Auszeichnungen bestätigen, das Sherifs Werk bei seinen Zeitgenossen<br />

Anerkennung fand. Er ist einer der Begründer der Sozialpsychologie, ein heute breit beforschtes<br />

Gebiet, in dem seine Theorien immer noch Anwendung finden:<br />

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