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Das Werk in Themen und Thesen<br />

In „Die Regeln der soziologischen Methode“ zeigt Durkheim die Absicht, eine Theorie der Soziologie<br />

zu entwickeln. Er begreift die Soziologie in erster Linie nicht als System, sondern als Methode, die<br />

auf die einzelne andere Wissenschaften anzuwenden sei.<br />

Weit verbreitet und sehr geläufig waren zurzeit Durkheims psychologische Theorien. Alles Geschehene<br />

wurde vom Individuum abgeleitet, von seinem Willen, seinen Bedürfnissen und Motiven. Allein<br />

das Individuum wurde für sein Handeln zur Verantwortung gezogen. Allerdings wirken Individuen<br />

mit ihrem Handeln auf ihre unmittelbare Umgebung ein, dessen Teil sie sind. Ebenso werden die<br />

vermeintlich individuellen Handlungen von allgemein gültigen Regeln bestimmt, die sich unabhängig<br />

vom Einzelnen darstellen. Durkheim erkannte diese Dichotomie und machte sie zur Grundlage für<br />

sein soziologisches Gedankengut. Einerseits existiert das Individuum, die Person, mit der sich die<br />

Psychologie beschäftigt; andererseits gibt es das Soziale, die soziale Tatsache. Nach diesem „fait<br />

sociale“ zu suchen und zu analysieren ist Durkheim zufolge, Aufgabe der Soziologie. Er beschreibt<br />

sie als äußerlich (dem Menschen nicht angeboren, sondern anerzogen), zwanghaft (üben auf den<br />

Willen eines jeden Druck aus), allgemein und nicht universal (weder der Natur der Menschheit noch<br />

der Natur der Menschen innewohnen) und unabhängig (gehen nicht im Verhalten von Einzelnen<br />

auf und erschöpfen sich auch nicht in der Praxis). Die soziale Tatsache steht demnach über dem<br />

Menschen, sie steuert dessen Handeln, aber sie selbst ist nicht das Handeln. Soziales kann also<br />

nicht aus Individuellem sondern nur aus Sozialem erklärt werden. Um dieses Phänomen allerdings<br />

zu verstehen, reicht nicht nur eine Beschreibung und Erklärung aus, es muss auch eine Bewertung<br />

vorgenommen werden.<br />

Die Analyse der modernen Gesellschaft<br />

In seinem Werk „Die Teilung der sozialen Arbeit“ Durkheim eine Studie zur Organisation höherer<br />

Gesellschaften vor. Durkheim postuliert soziale Differenzierung als Strukturprinzip moderner Gesellschaft,<br />

das nicht nur in der Wirtschaft, sondern in allen Lebensbereichen Einzug gehalten hat.<br />

Wenn sich Industrie und Technologie fortentwickeln und die Bevölkerung zunimmt, muss sich auch<br />

die Gesellschaft spezialisieren, um langfristig überleben zu können. In diesem Sinne bezeichnete<br />

Durkheim diesen Prozess auch als Entwickeln zu einer höheren Gesellschaft.<br />

Durkheim konzentrierte sich vordergründig nicht darauf, was die Teilung der Arbeit exakt ist, sondern<br />

wie sie Personen ändern, die miteinander in einer Beziehung stehen. Er war interessiert an den<br />

sozialen Folgen von fortschreitender Spezialisierung. Wenn die Spezialisierung zunimmt, trennen<br />

sich Menschen mehr und mehr voneinander, Werte und Interessen ändern sich, Normen variieren<br />

und Subkulturen werden gebildet; d.h. je individueller die Gesellschaftsmitglieder werden, desto<br />

weniger werden sie durch ein einheitliches Kollektivbewusstsein integriert. Trotzdem sah Durkheim<br />

die Teilung der sozialen Arbeit und ihre Folgen nicht als Zerstörer der Gesellschaft, sondern argumentierte,<br />

dass auf diese Art und Weise eine neue Gesellschaftsform entstünde, die er organische<br />

Solidarität nannte. Diese unterscheidet sich von der mechanischen Solidarität. Mechanische Solidarität<br />

resultiert aus der Ähnlichkeit von einzelnen Personen in einer Gesellschaft, die gleiche Riten und<br />

Routinen besitzen, wie es in archaischen Gesellschaften der Fall ist. Alle Individuen führen dieselbe<br />

oder eine einander ähnliche Tätigkeit aus. Je einfacher nun die soziale Struktur der Gesellschaft, je<br />

religiöser die Kultur und je geringer die Individualisierung sind, desto mächtiger ist demnach das<br />

Kollektivbewusstsein.<br />

Die Analyse der modernen Kultur und der archaischen Religion<br />

Durkheim untersucht diesen Themenschwerpunkt betreffend Struktur und Entwicklung von Wertsystemen.<br />

In seinem Werk „Die elementaren Formen des religiösen Lebens“ von 1912 versucht<br />

Durkheim eine Analyse und Erklärung der einfachsten Religionen vorzunehmen. Dieses zuletzt<br />

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