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Historischer Kontext<br />

• 1995-2002: Publikation von Modernität, Pluralismus und Sinnkrise (gemeinsam mit Berger, 1995)<br />

und Wissen und Gesellschaft (2002). 1998 erhält Thomas Luckmann die Ehrendoktorwürde der<br />

NTNU in Trondheim 21 .<br />

87.2. Historischer Kontext<br />

Thomas Luckmanns Lebensweg ist von dessen Kindheit an durch die Begegnung verschiedener<br />

Kulturen geprägt. Zu diesem Umstand tragen bereits die Verhältnisse in seiner Herkunftsfamilie bei,<br />

ist doch sein Vater (Carl Luckmann) österreichischer Abstammung während seine Mutter (Virina<br />

Vodusek) gebürtige Slowenin ist. So wächst Luckmann nicht nur zweisprachig auf, er kommt über<br />

die verwandtschaftlichen Beziehungen auch mit zwei verschiedenen Kulturen in Berührung. Dies<br />

legt Luckmann einen Blick hinter die Kulissen der kulturell gefärbten und sozialen Konstruktion der<br />

Wirklichkeit sowie ein allgemeines Interesse für Sprachen in die Wiege.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges wird Jugoslawien von der deutschen Wehrmacht besetzt<br />

und ein Teil in das Deutsche Reich eingegliedert. Der 16 jährige Luckmann wird formal<br />

deutscher Staatsbürger und direkt von der Schule weg in eine Flugzeugabwehr-Batterie in<br />

den Wienerwald einberufen. Während der Kriegswirren wird er verletzt und in ein Lazarett in<br />

Altötting eingeliefert, von wo aus Luckmann direkt in Kriegsgefangenschaft gerät. Es gelingt<br />

ihm die Flucht über den Inn nach Österreich, wo er sich bis zu seiner Mutter nach Wien durchschlägt.<br />

Die Nachkriegszeit verbringt Luckmann im zerbombten Wien wo er erst die Matura nachholt und<br />

später seine Studien aufnimmt. Allgemein müssen harte Lebensumstände vorgeherrscht haben,<br />

zum einen war Wien in vier Besatzungszonen eingeteilt, was die Bewegungsfreiheit einschränkte,<br />

zum anderen musste sich der junge Student am Wiederaufbau beteiligen und zudem seinen<br />

Lebensunterhalt selbst bewerkstelligen. Auch der Umstand, dass Luckmann als „Ausländer“ in Wien<br />

regelmäßig bei der Polizei erscheinen musste um eine Aufenthaltsverlängerung zu erwirken und<br />

dass er an der Universität Bestnoten erringen musste um nicht ein vielfaches der Studiengebühren<br />

bezahlen zu müssen, kann lediglich als widrig bezeichnet werden. Dennoch könnte dies seine<br />

Leistungsbereitschaft angespornt haben.<br />

1948 schmuggelt sich Luckmann aus der russischen Besatzungszone hinaus und setzt sein Studium<br />

in Innsbruck fort, sein Entschluss ins Ausland zu gehen stet bereits fest. In Innsbruck kreuzen<br />

sich auch die Wege von Thomas Luckmann und Benita Petkevic 22 , die kurze Zeit später heiraten.<br />

Seine Frau, nunmehr Benita Luckmann, absolviert selbst eine akademische Ausbildung und<br />

darf in ihrem Einfluss bzw. in der Unterstützung, die sie der Arbeit ihres Mannes angedeihen<br />

ließ, nicht unterschätzt werden. Beide reisen in die USA aus. Während in Europa, insbesondere<br />

im deutschsprachigen Raum, der Fortschritt der sozialwissenschaftlichen Forschung durch den<br />

Krieg brach lag und wesentliche wissenschaftliche Kapazitäten den Kontinent verlassen hatten,<br />

kann in Amerika von einer sozialwissenschaftlichen „Hochkonjunktur“ und einem pulsierenden<br />

Wissenschaftsbetrieb gesprochen werden (vgl. Hintergründe zum Braindrain in die USA während<br />

21 http://www.ntnu.no/english<br />

22 http://de.wikipedia.org/wiki/Benita_Luckmann<br />

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