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von Wiese, Leopold<br />

150.5. Das Werk in Themen und Thesen<br />

Das Hauptaugenmerk der Soziologie richtet sich für ihn auf die „soziale Sphäre“, in der Menschen<br />

miteinander umgehen, also soziale Beziehungen haben. Das Geflecht dieser Verbindungen nennt er<br />

„Soziales Beziehungssystem“.<br />

Von Wiese erarbeitet vier Grundkategorien des Sozialen, die das zwischenmenschliche System<br />

zusammen- und aufrechterhalten sollen.<br />

• Sozialer Abstand<br />

• Sozialer Prozess<br />

• Soziale Raum<br />

• Soziale Gebilde<br />

Von Wiese meint, das Zwischenmenschliche sei ein Zyklus ständiger Lösungs- und Bindungsprozesse.<br />

Diese ständige Distanzveränderung, die einen sozialen Prozess darstellt, ist der eigentliche Kern<br />

seiner Beziehungslehre.<br />

Da es für ihn in der Sozialsphäre nichts anderes gibt als „soziale Prozesse“, ist eine dynamische<br />

Betrachtung der sozialen Interaktionen unabdingbar.<br />

Insofern, als sie aus sozialen Prozessen resultieren, stellen „soziale Gebilde“, wie Staat, Kirche,<br />

Vereine ebenso einen wesentlichen Begriff dar: Soziale Prozesse, die in ihren grundlegenden Aspekten<br />

immer wieder gleich verlaufen und zu immer wieder gleichen Beziehungen führen, ergeben "soziale<br />

Gebilde". Diese sind zwar nicht sinnlich wahrnehmbar, haben aber „lebensbeeinflussende Wirkung“.<br />

Daraus ergeben sich für Wiese 2 Hauptaufgaben der Soziologie:<br />

1. Analyse und Ordnung der sozialen Prozesse<br />

2. Analyse und Ordnung der sozialen Gebilde<br />

Weiterführend unterscheidet er die sozialen Prozesse in Grundprozesse des Bindens (A-Prozesse)<br />

und des Lösens (B-Prozesse) und gemischte Prozesse (M-Prozesse). Diese wiederum werden ihrer<br />

Ordnung nach weiter unterschieden in 1. und 2. Ordnung.<br />

Die Analyse sozialer Gebilde bringt eine Unterscheidung zwischen abstrakten Gebilden, Gruppen<br />

und Massen. Die weiterführende Einteilung erfolgt in große, kleine, drei- bzw. zweigliedrige Gruppen.<br />

Die Betrachtung der zweigliedrigen Gruppe, des Paares brachte ihm die Erkenntnis, dass Paare immer<br />

anders handeln, als die einzelnen Personen alleine handeln würden. Mit seiner Unterteilung fährt<br />

er fort, indem er zwischen typischen (Freund/Freundin) und atypischen Paaren (Schüler/Lehrer)<br />

unterscheidet.<br />

150.6. Rezeption und Wirkung<br />

Wiese wird als der „Chemiker“ unter den Soziologen angesehen. Er versuchte, durch eine Einordnung<br />

sozialer Prozesse in Kategorien, eine auf die Soziologie anwendbare Systematik festzulegen. Für die<br />

Betrachtung persönlicher Beziehungen in der Soziologie gibt Wiese’s Ansatz noch heute wertvolle<br />

Anregungen. Aufgrund seines verstärkten Interesses der Systematisierung und Kategorisierung der<br />

sozialen Prozesse mangelt es aber an der tieferen Auseinandersetzung und Beschreibung sozialer<br />

Prozesse. Dies ist auch der ausschlaggebende Grund für den Untergang seines theoretischen Ansatzes.<br />

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