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Rezeption und Wirkung<br />

Piaget verstand sich als empirischer Wissenschaftler. Er beschäftigte sich mit Problemen der Biologie<br />

und der Erkenntnistheorie und mit der geistigen Entwicklung des Kindes, in welcher Piaget<br />

einen genetischen Übergang zwischen biologischen und Erkenntnisphänomenen vermutete. Diese<br />

Beschäftigung gipfelte im Entwurf einer genetischen Epistemologie, die Piaget 1950 herausbrachte.<br />

Piaget versteht sich selbst weder als Biologe, noch als Entwicklungspsychologe, sein Hauptanliegen<br />

ist vielmehr die Erkenntnistheorie. Die Grundthese dieser Erkenntnistheorie ist, dass erkenntnis- und<br />

wissenschaftstheoretische Untersuchungen, die mit der wissenschaftlichen Forschung einhergehen<br />

und sie begründen, die Entstehung der Erkenntnisfähigkeiten in der kindlichen Psychogenese an<br />

zentraler Stelle berücksichtigen müssen. Eine Erkenntnistheorie, die nur das vermeintlich reife<br />

Denken thematisiert, wie es beim Erwachsenen und zumal in den Wissenschaften anzutreffen ist,<br />

ist demzufolge unvollständig. Mit diesem Programm begab sich Piaget in direkte Konkurrenz zur<br />

philosophischen Erkenntnistheorie.<br />

Assimilation und Akkomodation:<br />

Es gibt zwei unterschiedliche Prozesse in der Theorie Piagets, die Assimilation und die Akkommodation<br />

– beides Aspekte der Anpassung einer Person an die Umwelt. Assimilation und Akkomodation<br />

müssen immer in einem Zusammenhang gesehen werden. Vom Individuum wird stets ein Gleichgewicht<br />

dieser zwei Prozesse angestrebt.<br />

Identität entsteht wie folgt: Der Mensch als „offenes System“ reagiert auf Umwelteinflüsse, er<br />

passt sich an, beziehungsweise verändert die Umwelt. Dem Menschen sind bedingt durch seine<br />

Biologie Grenzen gesetzt. Nach Piaget strebt der Organismus ständig nach Ausgleich – Assimilation<br />

/ Akkomodation. Bei Misslingen entsteht ein Disäquilibrium. Durch das Streben zum Erreichen des<br />

Gleichgewichtes entsteht laut Piaget Identität. Piaget unterscheidet verschiedene Entwicklungsstadien<br />

der kognitiven Entwicklung<br />

• Sensumotorisches Stadium,<br />

• Präoperationales Stadium,<br />

• Konkretoperationales Stadium,<br />

• Formaloperationales Stadium.<br />

115.6. Rezeption und Wirkung<br />

Wie bereits erwähnt, hatte Piaget durch die Gründung des Centre international d‘epistemologie genetique<br />

Piaget Kontakt zu bekannten Wissenschaftlern seiner Zeit. Beispielsweise Benoit Mandelbrot,<br />

dem Begründer der fraktalen Geometrie, dem Logiker Wilard Quine, Warren Mc Culloch, dem Entdecker<br />

der Logik der Neuronen, dem Nobelpreisträger Ilja Prigogine, Thomas Kuhn, dem Verfasser<br />

der These von der Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, w:Seymor Papert 7 , dem Erfinder der<br />

Programmiersprache Logo, der amerikanische Psychologe Jerome Bruner und viele andere mehr. Der<br />

belgische Logiker Leon Apostel beispielsweise war ein Vertreter des logischen Positivismus. Nach<br />

gemeinsamen experimentellen Untersuchungen revidierte er seine ursprünglichen Auffassungen<br />

in Richtung der von Piaget vertretenen genetischen Auffassung. Piaget hielt nicht all zu viel von<br />

Statistiken und standardisierten Untersuchungsmethoden. Er stützte seine Erkenntnisse hauptsächlich<br />

auf die Untersuchungen seiner drei Kinder, was ihm teilweise Kritik bei seinen Kollegen einbrachte,<br />

7 http://de.wikipedia.org/wiki/Seymor%20Papert<br />

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