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Rezeption und Wirkung<br />

Kulturkritik, immer in Bezug auf die Tiefenstruktur des modernen Lebens, die nicht nur Anhänger<br />

fand.<br />

In seinem Hauptwerk „The Coming Crisis of Western Sociology“ formulierte Gouldner in den ersten<br />

beiden Teilen die Rekonstruktion soziologischer Theoriebildung mit Konzentration auf Parsons<br />

methodische Vorgangsweisen. Der dritte Teil ist eine umstrittene Studie zum Funktionalismus und<br />

Marxismus und dessen Auswirkungen im Ostblock. Im vierten Teil erarbeitete er die Grundlagen<br />

der Reflexiven Soziologie: Die Soziologie selbst sollte zur Praxis und somit zum Bestandteil der<br />

Alltagskultur werden. Das Hauptaugenmerk muss nach Gouldner in der Soziologie auf wissenschaftliche<br />

Analysen gelegt werden, diese wiederum müssen in die soziologische Theoriebildung<br />

eingebettet werden. Ist die Soziologie selbst Praxis, muss der Soziologe selbst auch Teil davon<br />

sein und dies in der Analyse berücksichtigen. Reflexion ist von Nöten da der Wissenschaftler dem<br />

Untersuchungsobjekt nicht wertfrei gegenüberstehen kann.<br />

„Eine reflexive Soziologie wäre eine moralische Soziologie“.<br />

Die Reflexive Soziologie stellt eine wissenschaftliche Haltung und Arbeitsethik des Soziologen dar.<br />

Prinzip der Reziprozität (und Komplementarität):<br />

Geben und Nehmen bzw. Tauschhandlungen in sozialen Beziehungen erfolgen nach bestimmten<br />

Regeln, die insgesamt "Reziprozitätsnorm" genannt werden können. Diese besagt, dass die Tauschbeziehung<br />

auf Gegenseitigkeit beruht, was zur Folge hat, dass sowohl der Gebende als auch der<br />

Nehmende diese Beziehung als befriedigendes Verhältnis empfindet.<br />

Eine Formulierung der Reziprozitätsnorm besteht aus zwei Teilen. Das erste Prinzip lautet: „Du<br />

sollst denen helfen, die dir in der Vergangenheit geholfen haben.“ Das zweite Prinzip: „Du sollst<br />

denen, die dir in der Vergangenheit geholfen haben, nicht schaden.“ Das bedeutet, dass sich aus<br />

Erfahrungen in früheren Interaktionen mit einem Tauschpartner eine Verhaltensvorschrift für spätere<br />

Interaktionen ableitet. Daneben gibt es eine weitere Form, die sogenannte negative Reziprozität, die<br />

häufig als Rechtfertigung für Vergeltungsmaßnahmen Verwendung findet: „Du darfst denen, die dir<br />

in der Vergangenheit geschadet haben, schaden.“<br />

61.5. Rezeption und Wirkung<br />

Mit der Reflexiven Soziologie beschäftigten sich in den USA während der 70er Jahre Generationen<br />

von Studenten. Die linksliberale Kritik der Schulsoziologie gibt Gouldners Werk als Standardliteratur<br />

an, welches sensible und informierte Kritik an den westlichen Soziologien übt. Gouldners Ansatz<br />

einer praktisch gewordenen Soziologie fand in den 80er Jahren in Deutschland in die wissensoziologisch<br />

informierte Verwendungsforschung Eingang.<br />

Die Reziprozitätsnorm wurde von James Coleman 1 im Bereich der „rational choice theory“ als<br />

rationale Erklärung für reziproke Tauschhandlungen und der daraus resultierenden Folgen verwendet.<br />

1 Kapitel 30 auf Seite 221<br />

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