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145.5.3. Gesellschaft und Gemeinschaft<br />

Gemeinschaft<br />

• Arten der Verbundenheit: Wesenswille, Gefühlsmotive<br />

• Beziehungsmuster: Verbundenheit trotz Trennung<br />

• Lebenskreise: Familie, Dorf, Stadt<br />

• Normen und Kontrolle: Eintracht, Sitte und Religion<br />

• Interaktionsrahmen: Lokale Verflechtung und Intensität<br />

• Art der Einheit: Organisch (von Natur aus)<br />

Gesellschaft<br />

• Arten der Verbundenheit: Kürwille, Zweckmotive<br />

• Beziehungsmuster: Trennung trotz Verbundenheit<br />

• Lebenskreise: Großstadt, Nation, Staat, Welt<br />

• Normen und Kontrolle: Konvention, Gesetzt und öffentliche Meinung<br />

• Interaktionsrahmen: Überlokale Verflechtung und Komplexität<br />

• Art der Einheit: Mechanisch (konstruiert)<br />

145.6. Rezeption und Wirkung<br />

Rezeption und Wirkung<br />

Ab etwa 1900 wirkte Ferdinand Tönnies stark auf das späte Kaiserreich und auf die Weimarer Republik,<br />

weil durch die Jugendbewegung der Begriff "Gemeinschaft" zur Sprache kam. Jugendliche<br />

fühlten sich durch wachsende Städte und streng geführte Gymnasien entfremdet und vermissten<br />

Gemeinschaften. Zu dieser Zeit war Tönnies' Gemeinschafts- und Gesellschaftstheorie die einzig<br />

verfügbare.<br />

Ferdinand Tönnies hatte direkten Einfluss auf Soziologen wie z.B. Herman Schmalenbach, Max<br />

Graf zu Solms, Ewald Boss, Rudolf Herberle, Eduard Georg Jacoby und Werner J. Cahnman.<br />

Talcott Parsons benutzte Tönnies' Gesellschaft-Gemeinschaft-Theorie für seine "Pattern Variables".<br />

Rudolf Herberle benutzte Tönnies' Ansatz für seine Studien über Massenbewegungen<br />

Tönnies lebte grundsätzlich in der englischensprachigen (USA, Australien, Neuseeland) und in<br />

der japanischen Soziologie stärker weiter als in der deutschen. Gründe dafür sind, dass schon in<br />

der Weimarer Republik Max Weber die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte und somit Ferdinand<br />

Tönnies' Theorien untergingen. In der nationalsozialistischen Zeit wurde ihm auch keine<br />

Anerkennung seines "Geist der Neuzeit" entgegengebracht, da er schon früh öffentlich bekannt<br />

gab, dass er ein Gegner Hitlers sei. Er wurde aus der Öffentlichkeit fast gänzlich ausgeschlossen<br />

und richtete seine Publikationen eher nach Frankreich und in die Niederlande aus. Auch nach<br />

dem zweiten Weltkrieg erlangte er keine oder nur wenig Anerkennung, man schaute über seine<br />

Theorien hinweg (René König, Helmut Schelsky). Erst 1956 wurde dem Begründer der deutschen<br />

Soziologie durch die Gründung der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V die längst fällige Anerkennung<br />

entgegengebracht. Trotzdem wurden seine Theorien erst 1980 wieder relevant und 1982<br />

wurde die Ferdinand Tönnies-Arbeitsstelle an der Universität Hamburg gegründet (seit 2002 an der<br />

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