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Das Werk in Themen und Thesen<br />

3. Reflexive Aneignung des Wissens: Fortschreitende Enttraditionalisierung führt zur Reflexivität als<br />

Grundbedingung; zunehmendes Wissen („Informationsgesellschaft“) unterminiert unsere Vertrauen<br />

in Expertensysteme und symbolische Zeichen und lässt das allgemeine Risikobewusstsein steigen.<br />

Gegensätzliche Informationen führen oft eher zur Verunsicherung als zur Bewusstseinsbildung. Die<br />

Erzeugung systematischen Wissens über Sozialität trägt zur Reproduktion des sozialen Systems bei.<br />

Wobei anzumerken ist, dass kein "Wissen" der Moderne mehr als unumstößlich oder gewiß gelten<br />

kann (Moderne als "Institutionalisierung des Zweifels"). Besondere Bedeutung erhalten auch die<br />

nicht intendierten Konsequenzen von Handeln ("Dialektik von Wissen und Handeln").<br />

Als institutionelle Dimensionen der Moderne bezeichnet Giddens den Kapitalismus (-<br />

>Kapitalakkumulation), den Industrialismus (arbeitsteiliges industrielles Produktionssystem), die<br />

militärische Macht und das System der Überwachung, die allesamt globale Auswirkungen zeigen.<br />

Die Institutionen der Moderne vergleicht Giddens mit einem hinduistischen Dschagganath-<br />

Wagenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Juggernaut 39 : Sie sind kaum steuerbar, potentiell zermalmend<br />

aber nicht gänzlich unangenehm oder unbefriedigend. Reflexive Modernisierung bedeutet auch, dass<br />

sich Institutionensysteme einer drastischen Kritik stellen müssen.<br />

56.5.4. Globalisierung<br />

Globalisierung nach Giddens bedeutet Kontextungebundenheit und „Handeln auf Distanz“. Eine<br />

Intensivierung weltweiter Beziehungen findet statt, lokale und regionale Prozesse werden durch weit<br />

entfernt stattfindendes Handeln beeinflusst. V.a. drei soziale Prozesse führen zur Globalisierung:<br />

• Manipulation von Raum und Zeit (Verkehr, Kommunikation...)<br />

• Lösung von Institutionen und sozialen Systemen aus ihren traditionellen Zusammenhängen (Ökonomie,<br />

Wissenschaft, Technik)<br />

• Reflexivität (kognitive Vernetzung, heterogene Informationen)<br />

Als mehrdimensionalen Begriff unterscheidet Giddens ökonomische (->kapitalistische Weltwirtschaft),<br />

politische (->interdependentes System der Nationalstaaten) und militärische (-> Weltmilitärordnung)<br />

Globalisierung sowie internationale Arbeitsteilung als Ebenen der Globalisierung (-><br />

Globalisierung der vier institutionellen Dimensionen der Moderne).<br />

Modernität (als Gegenbegriff zu Tradition) und Globalisierung sowie deren Risikopotential versteht<br />

Giddens als Schlagwörter jeder soziologischen Zeitdiagnose, die er in vier institutionelle<br />

Globalisierungsfelder und Grundrisiken einteilt:<br />

• Zunahme unkontrollierter totalitärer Macht als Reaktion auf wachsende Sicherheitsprobleme<br />

• atomare Gefahr<br />

• Zusammenbruch wirtschaftlicher Wachstumsmechanismen<br />

• Umweltkatastrophen, ökologischer Zerfall<br />

56.5.5. Utopischer Realismus als Leitkonzept der Modernisierung<br />

Dieses kultur- und wissenssoziologisches Forschungsparadigma soll eine Verbindung schaffen<br />

zwischen (utopischer) emanzipatorischer Politik und (realer) Lebenspolitik; zwischen visionären<br />

39 http://de.wikipedia.org/wiki/Juggernaut<br />

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