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Butler, Judith<br />

sie ihre Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Normprozesse, die bestimmte Formen von Identitäten<br />

zulassen und andere wiederum ausschließen. Butler sieht demnach das Geschlecht als eine<br />

sprachliche, interaktionale Konstruktion an.<br />

Ein Beispiel dazu: Wenn man sagt oder annimmt, dass alle Frauen dazu bestimmt sind, Mütter<br />

zu sein, so schließt man gleichzeitig Frauen aus die keine Kinder haben können oder wollen.<br />

Ausschlüsse entstehen laut Butler durch Differenzierungen zwischen Normen oder Gesetzen. Sie<br />

will aber keineswegs „Frau“ abschaffen, vielmehr spricht sie sich gegen eine vollständig definierte<br />

und unabänderbare Kategorie wie „Frau“.<br />

28.5.2. Queer Politics<br />

„Die feministische Theorie ist zum größten Teil davon ausgegangen, dass eine vorgegebene Identität<br />

existiert, die durch die Kategorie „Frau(en)“ ausgedrückt wird“, schreibt Judith Butler. Aber „im<br />

Grunde herrscht [. . . ] kaum Üereinstummung darüber, was denn die Kategorie „Frau(en)“ konstituiert<br />

und konstruieren sollte. Die Unklarheit, auf die Judith Butler versucht zu verweisen, resultiert aus der<br />

politisch zunehmend sichtbar gewordenen Vielfalt von weiblichen Geschlechtsidentitäten: Sexuelle,<br />

altersspezifische, ethnische, regionale, religiöse und klassenbezogene Identitäten sind immer und<br />

immanent sowohl miteinander als auch mit der „weiblichen“ Geschlechtsidentität verwoben 6<br />

Judith Butler versucht nun die Begriffe Identität, Subjekt, Sexualität, Macht, Handlungsfähigkeit zu<br />

problematisieren, um dann neue Deutungen dieser Begriffe vorzuschlagen. Besonders berühmt ist<br />

das Wort „Queer“, wenn es um Butlers feministische Positionen geht. Butler gilt ja gewissermaßen<br />

als eine der Begründerin der so gennanten Queer Politics, Queer Theory oder auch Queer Studies 7<br />

Umstritten ist noch immer was queer eigentlich bedeutet. Im Englischsprachigen Raum bedeutet der<br />

Begriff: abwertend, schräg, seltsam, verdächtig oder eigenartig. Queer war auch eine Abkürzung<br />

für die eigene, „andere“ Identität und entwickelte sich so vom Schmimpfwort zu einer positiven<br />

Bezeichnung. Es steht häufig für lesbisch-schwul oder wird als Synonym für politische oder kulturelle<br />

Aktivitäten auf Grundlage homosexueller Identität verwendet. Queer ist aber nie als ein Synonym von<br />

lesbisch-schwul anzusehen, da man nie sagen kann, was lesbisch oder schwul eigentlich ist. Butler<br />

sieht es kritisch an, Identitäten (Frau, Mann,. . . ) so hinzunehmen, als seien sie bereits gegeben und<br />

in Zusammenhang stehend. Ihr Vorschlag daher, die Queer Politik als eine Politik des Vorläufigen,<br />

Uneigentliche, des Als-ob in Anführungszeichen anzusehen.<br />

Eine weitere Komponente der Queer Theorie/Politik beinhaltet die Parodie der subversiven Strategie.<br />

Hierzu führt Butler das Beispiel der Travestie an welches für sie eine paradigmatische Form des<br />

politischen „Gender Trouble“ ist: „Ich behaupte [. . . ], daß die Travestie auch die Unterscheidung<br />

zwischen seelischem Innen- und Außenraum grundlegend subversiert und sich sowohl über das Ausdrucksmodell<br />

der Geschlechtsidentität als auch über die Vorstellung von einer wahren geschlechtlich<br />

bestimmten Identität lustig macht.“ “Als Imitationen, die die Bedeutung des Orignials verschieben,<br />

imitieren sie den Mythos der Ursprünglichkeit selbst." 8<br />

6 Butler, Judith, Unbehagen der Geschlechter, S. 35<br />

7 vgl. Jagose, 2001, S. 108<br />

8 Butler Judith, Unbehagen der Geschlechter, S.201<br />

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