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Simmel, Georg<br />

sich der Begriff Akteur ebenso auf Gruppierungen und soziale Gebilde bezieht. Zwei Pole, die<br />

aufeinander einwirken ergeben ein System interindividueller Wechselwirkungen.<br />

Die Elementarform sozialen Handelns und Grundlage der Gesellschaft ist für Simmel schon eine<br />

zufällige Interaktion. Die Grenze des sozialen Wesens zieht er bei der Entstehung eines objektiven<br />

Gebildes, das eine gewisse Unabhängigkeit von den daran teilhabenden Persönlichkeiten besitzt.<br />

Begründend für Gesellschaft ist letztendlich die Gesamtheit aller Wechselwirkungen.<br />

Simmel sieht die Gesellschaft als dynamischen, immerwährenden Prozess und führt somit einen<br />

wichtigen neuen Gesichtspunkt in die Soziologie ein, den er ‚Vergesellschaftung’ nennt.<br />

130.5.2. Form und Inhalt<br />

Simmels Operationalisierung des Gesellschaftsbegriffs erfolgt über die Begriffe Form und Inhalt.<br />

Jede Wechselwirkung zwischen mehreren Akteuren wird unterteilt in Form und Inhalt. Durch<br />

unterschiedliche Inhalte ergeben sich verschiedene Formen der Vergesellschaftung, was wiederum<br />

für Simmel das abstrahierte Objekt der Soziologie ist.<br />

130.5.3. Philosophie des Geldes<br />

Das Verhältnis von Philosophie und Soziologie zeichnet Simmel an zwei Grenzen nach. Für ihn geht<br />

die Soziologie wie jede andere Wissenschaft auch, da in Philosophie über, wo anthropologische oder<br />

psychologische Grundannahmen (a priori Hypothesen) getätigt werden oder wo sehr umfangreiche,<br />

spekulative Deutungsversuche, die über den empirisch gesicherten Bereich hinausgehen, angestellt<br />

werden.<br />

Simmel stellt die subjektive Werttheorie in den Raum. Diese besagt, dass jeder Mensch ein<br />

subjektives Bewertungssystem auf Subjekt und Objekt (eine Unterscheidung dieser muss der<br />

Mensch erlernen, um bewerten zu können) anwendet, das sich im Lauf der Zeit ausdifferenziert und<br />

schließlich ein umfassendes Bauwerk von Urteilen ergibt.<br />

Der Begriff der Distanz gibt uns an, wie wertvoll ein Gut (Objekt) für das bewertende Subjekt<br />

ist. Distanz ist als die Schwierigkeit zu verstehen, die man auf sich nehmen muss, um ein Gut zu<br />

erreichen. D.h. je größer die Distanz, umso größer der Wert für den Bewertenden. Hieraus ergibt<br />

sich wiederum das kalkulierende Verhalten, das Abschätzen des Preis – Leistungsverhältnisses.<br />

130.5.4. Der Fremde<br />

Simmel stellt sich in seinem soziologischen <strong>Klassiker</strong> "Der Fremde" vor allem die Frage, welche<br />

Struktur eine wandernde Gruppe im Unterschied zu einer sesshaften ausbildet und welchen Einfluss<br />

Wanderungen auf die Formen der Vergesellschaftung ausüben.<br />

Der wohl berühmteste Satz von Simmels Aufsatz ist dessen Defintion des Fremden, nämlich "...als<br />

jener, der heute kommt und morgen geht, sondern als der, der heute kommt und morgen bleibt - so<br />

zu sagen der potentielle Wandernde, der, obgleich er nicht weitergezogen ist, die Gelöstheit des<br />

Kommens und Gehens nicht ganz überwunden hat." (Zitat S.9) Der Wandernde losgelöst von einem<br />

bestimmten Ort bestimmt und stellt den begrifflichen Gegensatz zum Sesshaften mit der Fixiertheit<br />

an einen Raumpunkt dar. Aber der Fremde verkörpert eine Einheit aus beiden, denn er ist der<br />

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