27.02.2013 Aufrufe

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Butler, Judith<br />

28.5.5. Diskurs und Sprache<br />

Butler setzt ihr Hauptaugenmerk auf Sprache beziehungsweise Diskurs http://www2.gender.huberlin.de/gendermediawiki/index.php/Diskurs<br />

14 als Prämisse der Konstruktion sozialer Wirklichkeit.<br />

Diskurs ist demnach:<br />

„[. . . ] nicht bloß gesprochene Wörter, sondern ein Begriff der Bedeutung; nicht bloß, wie es kommt,<br />

daß bestimmte Signifikanten bedeuten, was sie nun mal bedeuten, sondern wie bestimmte diskursive<br />

Formen Objekte und Subjekte in ihrer Intelligibilität ausdrücken. In diesem Sinne benutze ich das<br />

Wort ‚Diskurs’ nicht in seiner alltagssprachlichen Bedeutung, sondern ich beziehe mich damit auf<br />

Foucault. Ein Diskurs stellt nicht einfach vorhandene Praktiken und Beziehungen dar, sondern er ritt<br />

in ihre Ausdrucksformen ein und ist in diesem Sinne produktiv“ 15<br />

Diskurse sind also nicht (nur) gesprochene Sprache, sondern auch Systeme des Denkens und Sprechens,<br />

die das wahrgenommene konstituieren, indem sie die Art und Weise der Wahrnehmung prägen.<br />

Identität wird durch wiederholtes Tun verwirklicht und ist nicht etwas, das man einfach hat. Dieses<br />

wiederholte Tun geschieht auch durch „performative Sprechakte“, durch Sprechakte also, welche<br />

die Handlung nicht beschreiben, sondern vollziehen. Als Beispiel führt sie hier die Trauung die nur<br />

Priester oder Standesbeamten legitim vollziehen können.<br />

„Der illuktionäre Sprechakt vollzieht die Tat im Augenblick der Äußerung. Da dieser jedoch ritualisiert<br />

ist, handelt es sich niemals bloß um einen einzelnen Augenblick. Der ritualisierte Augenblick<br />

stellt vielmehr eine kondensierte Geschichtlichkeit dar [. . . ]“ 16<br />

So ist für Butler Identität (Mann/Frau, hetero- oder homosexuell) nicht etwas, das man einfach hat,<br />

sondern etwas, das durch wiederholtes Tun verwirklicht wird. Dies geschieht nicht zuletzt durch<br />

"performative Sprechakte", also sprachliche Äußerungen, die Handlungen nicht so sehr beschreiben<br />

als vielmehr vollziehen. Ein Beispiel: Die Aussage „Es ist ein Mädchen“ nimmt in diesem Kontext<br />

den Charakter einer sozialen Tatsache an. Dem Körper wird ein Geschlecht zugeordnet (also in<br />

diesem Beispiel Mädchen) und das „ES“ wechselt also zum „SIE“. Die Performativität der Aussage<br />

besteht in den Wiederholungen und Handlungsweisen.<br />

28.5.6. Intelligible Geschlechter<br />

Viele Kritiker behaupten, Feministische Theorien seien zu sehr pauschalisiert und verkörpern eher<br />

das Bild der „westlichen, weißen Frau“. Der Feminismus sei aus dieser Perspektive zu sehr rassistisch<br />

veranlagt und beziehe sich darüber hinaus hauptsächlich auf heterosexuelle Frauen. Viele Frauen<br />

fühlen sich daher vom Feminismus nicht angesprochen. So knüpft das das Konzept von Judith Butler<br />

in ihrem Postament an der Kritik der feministischen Theorie an und stellt die Kategorien („sex“ und<br />

„gender“) stark in Frage. Sex soll die körperlichen und biologischen Unterschiede darstellen wohingegen<br />

gender die sozialen Unterschiede(kulturelle, institutionelle) kennzeichnen soll. Demnach sind<br />

„Geschlechtsunterschiede nicht direkt "im Vorhandensein bestimmter Organe begründet", sondern<br />

indirekt "mit der Reaktion der anderen auf diese Organe“. Butler will so auch die Gleichheit und<br />

Unterschiedlichkeit zwischen Frauen verstanden wissen: es gibt Gemeinsamkeiten zwischen Frauen,<br />

die sie von Männern unterscheiden, es gibt aber simultan Unterschiede, die zur Gemeinsamkeit<br />

14 http://www2.gender.hu-berlin.de/gendermediawiki/index.php/Diskurs<br />

15 Für ein sorgfältiges Lesen, S. 129 zit. n Villa, S.20<br />

16 Butler, Judith, Hass spricht, S.11, zit. n Villa, S. 28<br />

216

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!