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Brain Drain<br />

Für Dahrendorf definiert sich der soziale Konflikt als Kampf um Werte und Anrecht auf Status,<br />

Macht und Mittel. Ein Kampf, in dem zuwiderlaufende Interessen einander entweder neutralisieren,<br />

verletzen oder ganz ausschalten. Coser entwirft eine neue Hypothese dass Konflikte nicht allein als<br />

negativ oder dysfunktional für Akteure, Gruppen oder Gesellschaften wirken, sondern als funktional.<br />

Der soziale Konflikt kann eine Reihe positiver Funktionen erfüllen, wie z.B. die Aufrechterhaltung<br />

von Gruppengrenzen. Hier übernimmt er Simmels Sichtweise die dem sozialen Konflikt eine Funktion<br />

der Sozialisation gibt. 390<br />

Coser bezieht sich in seinem Werk auf den Titel "Der Streit" 391 als viertes Kapitel von Georg Simmel.<br />

Er beginnt jedes Kapitel mit einer Aussage von Simmel und untersucht diese zum einen welche die<br />

Konfliktintensität steigern oder verringern könnten und zum anderen in Bezug zu den intern und<br />

extern integrativen Funktionen des Konflikts für die daran Beteiligten.<br />

Münch folgert 22 Thesen aus den Einsichten von Coser:<br />

Konfliktintensität 392<br />

1. Je mehr Möglichkeiten für das offene Ausdrücken von Unzufriedenheiten in einer sozialen<br />

Beziehung vorhanden sind, je mehr Institutionen es dafür in einer Gesellschaft gibt [. . . ], und<br />

je weniger die Verschiebung sozialen Wandel verhindert und die ursprüngliche Unzufriedenheit<br />

verstärkt, umso unwahrscheinlicher ist es, dass ein Konflikt in einer höchst intensiven, feindseligen<br />

und störenden Form zum Ausbruch kommt."<br />

2. Je mehr Alternativen der Konfliktaustragung ein Akteur hat, um ein spezifisches Ziel zu erreichen,<br />

desto weniger intensiv wird der Konflikt ausgetragen.<br />

3. Je frustrierter ein Akteur aus seiner früheren Erfahrung heraus ist, desto intensiver wird er seine<br />

Feindseligkeit gegen irgendein beliebiges Objekt richten.<br />

4. Je mehr ein realistischer sozialer Konflikt mit allgemeinen feindseligen Impulsen verbunden wird,<br />

desto intensiver wird dieser Konflikt ausgetragen.<br />

5. Wann immer man eine enge Beziehung eingeht, weist diese Beziehung gleichzeitig positive und<br />

negative Gefühle auf.<br />

6. Je enger eine Beziehung, desto intensiver der Konflikt.<br />

7. Je mehr ein Konflikt über eine spezifische Angelegenheit ideologische Positionen mit einbezieht,<br />

desto intensiver wird der Konflikt ausgetragen.<br />

Interner Konflikt und interne Integration 393<br />

8. Je mehr Möglichkeiten zur Konfliktaustragung in lose strukturierten Gruppen und offenen Gesellschaften<br />

vorhanden sind, und je mehr grundlegende Übereinstimmung über Werte herrscht und der<br />

ideologische Konflikt innerhalb dieser Grenzen gehalten wird, desto mehr führt die Austragung des<br />

Konflikts zur Wiederherstellung von Einheit und Konsens.<br />

9. Je stärker und stabiler eine soziale Beziehung ist, desto weniger wird ihre Integration durch einen<br />

offenen Konflikt gefährdet und desto mehr Raum lässt sie für eine offene Austragung des Konflikts.<br />

390 Vgl. Kaesler / Vogt, 2000, S.81<br />

391 http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Streit<br />

392 Münch, 2004, S.333f<br />

393 Münch, 2004, S.336<br />

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