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Rezeption und Wirkung<br />

4) Toleranz muss die Grundlage für Achtung – nicht unbedingt Akzeptanz - von Sitten, Bräuchen<br />

und Werten anderer kultureller Gruppen sein.<br />

5) Die Durchführung von sogenannten „Identitätspolitiken“ darf daher nur sehr eingeschränkt<br />

erfolgen.<br />

6) Moralische Dialoge sollen für eine gegenseitige Abstimmung der Grundwertestruktur auf ziviler<br />

(heißt: bürgerkriegsvermeidender) Art gesellschaftsweit geführt werden.<br />

45.5.2. Globalisierung und Sozioökonomik<br />

Die Globalisierung, durch welche ein beschleunigter Wertewandel vonstatten geht, stellt für Etzioni<br />

– neben all ihren Chancen – einen zunehmenden Risiko- und Stressfaktor für die (arbeitende)<br />

Bevölkerung dar, den es zu minimieren gilt.<br />

Etzionis Forderungen mit sehr praktischen Charakter zum Schutz und Absicherung der Existenz<br />

sehen unter anderem eine Verlangsamung der Anpassungsanforderungen vor, des weiteren die<br />

Schaffung von „community jobs“ für die Produktion öffentlicher Güter (Schulen, Kindergärten,<br />

Büchereien, Umweltschutz) auf lokaler Ebene, eine größere Arbeitsplatzsicherheit im Zusammenhang<br />

mit einem Grundgefühl sozialer Sicherheit durch eine gesundheitliche Grundversorgung<br />

und eine gewisse freiwillige Einfachheit der Grundbedürfnisse und des Lebensstandards.<br />

Auch die Sozioökonomik, ein relativ neuer Denkansatz, geht in diese Richtung und versucht, wieder<br />

eine moralische Dimension in die Welt der Wirtschaft und Ökonomie zu bringen. Der praktische<br />

Vorteil darin besteht in den Einsparungen für Notariatskosten, Kautionen und Bürgschaften, da eine<br />

mehrfache und vor allem kostenintensive Absicherung durch relative Erwartungssicherheit der<br />

Geschäftspartner basierend auf moralischen Verpflichtungen nicht mehr nötig scheint.<br />

Die Sozioökonomik besagt weiters, dass sich der Markt nicht alleine reguliert und aufrechterhalten<br />

kann, da eine zu starke Neigung zu Kartellen und Monopolen vorherrscht. Während zu starke soziale<br />

Bindungen jedoch den Wettbewerb behindern würden und zu schwache Bindungen zerstörerisch<br />

wirken, stellt eine staatlich gestützte Verteidigung gewisser Spielregeln die ideale Mittellösung<br />

dar, um den Wettbewerb frei und attraktiv, sowie in verbraucherorientierten und marktförderlichen<br />

Bahnen zu gestalten.<br />

45.6. Rezeption und Wirkung<br />

Die Theorien und Thesen Amitai Etzionis fanden in den USA und auch in Westeuropa großen<br />

Anklang und Bestätigung. Besonders seine Praxisnähe und sein politischer Aktivismus führten ihn<br />

seinem Ziel, den Kommunitarismus von den intellektuellen Theorien loszulösen und der breiten<br />

Gesellschaft zu zuführen, einen großen Schritt näher. Dieser neue Kommunitarismus fand sowohl in<br />

den verschiedensten politischen Lagern – von liberalen Demokraten bis zu konservativen Republikanern<br />

-, als auch in den verschiedensten Ländern zahlreiche Anhänger und bedeutet für Etzioni selbst<br />

eine Öffnung jenseits einer politisch „linken“ oder „rechten“ Orientierung. Es galt, eine neue soziale<br />

Mitte zu finden, welche durch die Belebung der öffentlichen Räume und Einrichtungen sowohl von<br />

linksliberalen als auch von rechtskonservativen Politikern zum Programm erklärt werden konnte.<br />

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