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Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

Marcel Mauss war ein Enkelsohn des großen, sehr liberalen Rabbi, Moïse Durkheim (Vater von<br />

Émile Durkheim 1 ) von Epinal. Obwohl er Hebräisch lernte und regelmäßig an jüdischen Festen<br />

und Bräuchen teilnahm, entschloss er sich mit ca. 18 Jahren dem Judentum den Rücken zu kehren.<br />

Andererseits faszinierte ihn sein zweiter Vorname Israël sehr, darum erkundete er dessen Herkunft<br />

und Ursprung. Außerdem war er in den 1930ern auch Mitglied des Zentralkomitees der "Alliance<br />

Israëlite Universale". Sein Standpunkt im Hinblick auf das Judentum war und ist nicht ganz klar.<br />

Trotz dieses sehr zwiespältigen Verhaltens, war seine Beziehung zu seiner zum Teil sehr religiösen<br />

Familie gut.<br />

Seine jüdische Herkunft war aufgrund seines Namens für jeden offensichtlich. Er versuchte jedoch<br />

niemals seine Herkunft zu verheimlichen, obwohl dies manches Mal von Vorteil gewesen wäre. Es<br />

wird auch heute noch häufig darüber spekuliert, warum Mauss, aufgrund seiner jüdischen Herkunft,<br />

nicht von der Gestapo aufgegriffen wurde. Manche sind der Meinung, dass deutsche Anthropologen<br />

dafür gesorgt haben, dass in dieser Sache interveniert wird und er auf diese Weise geschützt wurde.<br />

Die Dreyfus Affäre<br />

Ende des 19. Jahrhunderts war ganz Frankreich in Aufruhr, da aufgrund der Dreyfus Affäre antisemitische<br />

Ressentiments ihren Höhepunkt erreichten. Marcel Mauss war von der damaligen Situation<br />

in Frankreich sehr betroffen und stellte sich auf die Seite Dreyfus’. Vor allem zu dieser Zeit zeigte<br />

Mauss großes politisches Engagement (z. B. Beitritt zur sozialistischen Partei). Er war, im Gegensatz<br />

zu Émile Durkheim, der Meinung, dass die Gründe für den Antisemitismus nicht in der Moral,<br />

sondern vielmehr in den ökonomischen Bedingungen dieser Zeit zu suchen wären. Generell war<br />

Mauss ein Verfechter der Menschenrechte.<br />

95.3. Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

Seine Verwandtschaft zu Émile Durkheim<br />

1890 beginnt Mauss sein Studium in Bordeaux, wo sein vierzehn Jahre älterer Onkel, Émile Durkheim<br />

(1858 - 1917), lehrt. Schon früh ist Marcel Mauss seinem Onkel bei seinen Schriften über<br />

den Selbstmord behilflich. Nach seiner unabgeschlossenen Habilitation arbeitet er vermehrt an<br />

der Soziologie seines Onkels, die er absichert und erweitert. Dabei werden Durkheim und Mauss<br />

immer engere Freunde. Nach dem Tod Durkheims führt Mauss die Soziologie seines Onkels weiter.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Marcel Mauss eine zentrale Rolle in der sog. Durkheim-<br />

Schule einnimmt. Obwohl ihm die Verwandtschaft zu Durkheim sicherlich einige Vorteile einbringt,<br />

hat er das Gefühl, dass "...the shadow of Èmile Durkheim stood over him throughout his entire life"<br />

(James & Allen, 1998, S. 44)<br />

Bronislaw Malinowski 2<br />

Der polnische Anthropologe und Funktionalist Bronislaw Malinowski (1884 - 1942) beeinflusst<br />

Mauss vor vor allem durch sein Werk "Argonauten des westlichen Pazifik" (1922). In diesem<br />

Buch beschreibt Malinowski ein rituelles Gabentauschsystem mit verzögerter Reziprozität auf den<br />

Trobriand Islands, Papua-Neuguinea. Getauscht wird ein Objekt namens Kula, das jedoch keinen<br />

praktischen Nutzen für die Bewohner der Insel trägt. Durch dieses Geschenk wird eine Art Vertrag<br />

1 Kapitel 39 auf Seite 275<br />

2 Kapitel 90 auf Seite 663<br />

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