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Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

Der Begriff ,Anthropologie’ ist außerhalb des deutschen Sprachraumes (engl. ‚anthropology' bzw.<br />

frz. ,anthropologie') gut eingeführt. Dort haftet dem Begriff auch keine Konnotation mit der nationalsozialistischen<br />

Rassenlehre an, ist aber auch nicht rein auf die biologische Ebene beschränkt. Früher<br />

wurden der Anthropologie meist qualifizierende Zusätze wie ‚cultural', ‚social' oder ‚physical' vorangestellt,<br />

zunehmend steht der Begriff auch ohne diese Zusätze. Die ‚philosophische Anthropologie'<br />

zählt zum Kernbestand in der deutschsprachigen Philosophie und gehört dabei zu den Denktraditionen,<br />

die den Körper in den Vordergrund der Betrachtung rücken, der ja ansonsten eher hinter dem<br />

‚Geist' zurückgestellt wurde. Ein führender Vertreter der philosophischen Anthropologie war Arnold<br />

Gehlen 1 . Die Berliner Gruppe um Dietmar Kamper 2 beschäftigte sich mit der sozial-kulturellen<br />

Entwicklung der Körperlichkeit des Menschen unter dem Namen der ‚historischen Anthropologie'<br />

(Mörth & Fröhlich, 1998, S. 11f).<br />

Die ‚symbolische Anthropologie' entstand im angelsächsischen Raum und ihr werden u. a. Victor<br />

W. Turner 3 , David M. Schneider 4 und Clifford Geertz zugerechnet. Diese Vertreter stehen alle in<br />

der Tradition von Ernst Cassirer 5 , teils in unmittelbarer Anknüpfung an ihn oder aber als mittelbare<br />

Nachfolger wie Clifford Geertz über Susanne K. Langer 6 . Ernst Cassirer gilt seit dem Erscheinen<br />

seines Werks ‚Philosophie der symbolischen Formen' als Ausgangspunkt moderner Kulturtheorien.<br />

Für Clifford Geertz stellen Kultur sowie Symbole – und die Orientierung an ihnen – essentielle<br />

Voraussetzungen des Menschseins dar. Mit seiner Vorstellung von der Abhängigkeit des Menschen<br />

von den Symbolen hat er auch Berührungspunkte mit der Symboltheorie von Norbert Elias 7 (Mörth<br />

& Fröhlich, 1998, S. 11f).<br />

Geertz empfand die, von anderen gewählte, Bezeichnung ,symbolische Anthropologie' als eher<br />

unglücklich, da sie seiner Meinung nach den Eindruck erweckt, sie sei lediglich ein Teilgebiet und<br />

nicht "eine fundamentale Kritik des Faches als solches." (Geertz, 1997, S. 130)<br />

Umfeld des akademischen Werdegangs<br />

Am Antioch College lernte Clifford Geertz u. a. die Philosophie von John Austin 8 und Gilbert Ryle 9<br />

kennen. Von Letzterem übernimmt er später den für sein Werk zentralen Begriff der ,dichten Beschreibung'.<br />

Interdisziplinäre Einflüsse spiegeln sich in Clifford Geertz´ Werk vielfältig wieder, welches<br />

neben seiner (sozial-)empirischen Grundlage auch in der Philosophie und Literaturwissenschaft seine<br />

Wurzeln hat. (vgl. Kumoll, 2006, S. 81).<br />

Ende der 1960er Jahre waren Clifford Geertz, Victor Turner und David Schneider die drei Persönlichkeiten,<br />

die in den USA den Bereich der ,symbolischen Ethnografie' formierten. Alle drei lehrten<br />

Anfang der 1970er Jahre an der Chicago University, wobei es übertrieben wäre, von einer einheitlichen<br />

Schule zu sprechen, da die drei Forscher durch unterschiedliche Einflüsse geprägt wurden.<br />

Während Victor Turner ein Schüler von Max Gluckman 10 (Manchester) war, kamen Clifford Geertz<br />

und David Schneider aus Talcott Parsons 11 ' ,Social Relations Department' an der Harvard University.<br />

1 Kapitel 53 auf Seite 389<br />

2 http://de.wikipedia.org/wiki/Dietmar_Kamper<br />

3 http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Turner<br />

4 http://en.wikipedia.org/wiki/David_M._Schneider<br />

5 http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Cassirer<br />

6 http://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_K._Langer<br />

7 Kapitel 41 auf Seite 291<br />

8 http://de.wikipedia.org/wiki/John_Langshaw_Austin<br />

9 http://de.wikipedia.org/wiki/Gilbert_Ryle<br />

10 http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Gluckman<br />

11 Kapitel 114 auf Seite 829<br />

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