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Thurnwald, Richard<br />

• 1935 schließlich wurde Thurnwald, der lieber in den USA geblieben wäre, Honorarprofessor an der<br />

Berliner Universität. Eine ordentliche Professur sollte ihm jedoch erst nach den Zweiten Weltkrieg,<br />

1946, an der nun nach Humboldt benannten Universität zuteil werden. Mit seinem Wechsel an<br />

die neu gegründete Freie Universität Berlin im Jahr 1949 gab Thurnwald dann diese Position<br />

wieder auf. Es gelingt ihm schließlich 1951 die Eingliederung des von ihm 1946 gegründeten<br />

sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts als "Institut für Sozialpsychologie und Ethnologie"<br />

in die Freie Universität Berlin. Bis ins hohe Alter blieb er wissenschaftlich tätig.<br />

144.2. Historischer Kontext<br />

Richard Thurnwald lebte in der Zeit vor, während und nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, in<br />

welcher er seine Bücher und Schriften oft zwischen Bombenanschlägen, Plünderungen, Hunger,<br />

Frieren und Bränden verfasste. In dieser Zeit wurden unterschiedliche Ansätze von den Vertretern auf<br />

verschiedene Wege und unterschiedlichem Maße in die nationalsozialistische Rassenbiologie eingeführt.<br />

Die drei, in Konkurrenz stehenden, ethnologischen Modelle (Lehren) der Zwischenkriegszeit,<br />

die unter dem Punkt „Werk in Themen und Thesen“ noch näher erläutert werden, waren folgende:<br />

• die Kulturkreislehre (Diffusionismus),<br />

• der (Struktur-)Funktionalismus, und<br />

• die Kulturmorphologie.<br />

144.2.1. Ethnologie unter nationalsozialistischem Einfluss<br />

Der Nationalsozialismus beeinflusste die deutsche Ethnologie in bedeutender Weise dadurch, dass<br />

das völker-rassische Prinzip, welches der hierarchischen Organisation zwischen Volk und Rasse,<br />

den sozialdarwinistische Gedanken des Kampfes zwischen Rassen und Völker, sowie die Hervorhebung<br />

des Volkstums an der Seite des Nationalismus und andere Prinzipien des Nationalsozialismus’<br />

sich in den Arbeiten zahlreicher Ethnologen widerspiegelte. Da das Deutsche Reich seine Besitze<br />

Übersee verloren hatte, sich aber auf eine erweiterte Kolonialpolitik vorbereitete, spielten die ideologischen<br />

Aspekte eine zentrale Rolle in der Völkerkunde, die wiederum im Interesse der praktizierten<br />

Wissenschaft waren.<br />

Richard Thurnwald spielte in dieser Zeit eine zentrale Rolle, da er einer der bekanntesten Vertreter<br />

der ethnologischen Kolonialtheorie war. Obwohl die Begeisterung für dieses Themas nur von kurzer<br />

Dauer war, besteht zwischen Ethnologie und Nationalsozialismus eine komplexe und große Menge<br />

an Information, die durch vielseitige und hochgradige Diskurse entstanden ist. In dieser Zeit konnte<br />

sich fasst kein deutscher Fachvertreter der politischen Ideologie entziehen, ohne die Konsequenzen<br />

(Aberkennung des akademischen Grades und Lehrverbot, Schreibverbot, Inhaftierung) des NS<br />

Regimes zu erleiden. Dies schaffte ein Spektrum von ethnologischen Vertretern treuer parteiischen<br />

Zugehörigkeit bis zu denen des extremen Widerstandes. Einige offenkundige Vertreter die mit dem<br />

NS-Regime sympathisierten waren Fritz Krause, Wilhelm E. Mühlmann, Hans Plischke in Göttingen<br />

oder der Berliner Museumsdirektor Otto Kümmel.<br />

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