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Goffman, Erving<br />

In Bezug auf die Vorderbühne unterscheidet Goffman zwischen sozialer und persönlicher Fassade.<br />

Unter der sozialen Fassade versteht man soziale Erwartungsmuster, die mit einer bestimmten Rolle<br />

verbunden sind (z. B. feste Vorstellungen, wie man sich als Arzt verhält). Die persönliche Fassade<br />

besteht aus dem Equipment, der Gestik und Mimik. Dies bringen die Zuseher mit einer gewissen<br />

Rolle in Verbindung. In weiterer Folge unterteilt Goffman die persönliche Fassade in eine Äußere<br />

Erscheinung (apperance) und in ein Verhalten (manner). Die Äußere Erscheinung offenbart uns den<br />

sozialen Status des Schauspielers und das Verhalten sagt den Zuhörern welche Rolle der Schauspieler<br />

in einer bestimmten Situation spielt.<br />

Unter Hinterbühne versteht er den Ort, an dem die unterdrückten Tatsachen oder informelle Handlung<br />

auftreten. Die Hinterbühne grenzt an die Vorderbühne an, aber gleichzeitig ist sie von ihr<br />

abgeschnitten. Als dritte Kategorie des „Impression Management“ bezeichnet er das Außerhalb.<br />

58.4.3. Rollendistanz<br />

Jemand füllt eine Rolle zwar aus, demonstriert aber gleichzeitig, dass er ihr distanziert gegenübersteht<br />

(z.B. „lässiger Lehrer“). Eine von Goffmans wichtigsten Einsichten ist, dass die Distanz zu<br />

einer Rolle eine wichtige Funktion in der Definition des persönlichen Status darstellt. Eine Reinigungskraft,<br />

die mit sichtbarem Desinteresse die Toiletten reinigt, demonstriert durch ihre Haltung<br />

ihrer Umwelt, dass sie eigentlich „zu gut“ für diese Tätigkeit ist.<br />

58.4.4. Stigma<br />

Im Kontext der substantiellen Identitätsbedrohung erwähnt Erwin Goffman das Stigma. Darunter<br />

versteht er, dass eine Person aufgrund besonderer Attribute stigmatisiert ist. Das Stigma wird dabei<br />

Teil der Identität (Behinderte, Alkoholiker, Kriminelle, Homosexuelle, Angehörige „peinlicher“<br />

Berufe). Der Begriff der Normalität wurde von Goffman für die USA ausgearbeitet – normal ist<br />

derjenige, der sich nicht zu schämen braucht, d.h. ein Weißer, aus dem Mittelstand kommender,<br />

gut gebauter, sportlicher, aus dem Norden stammender, verheirateter College-Abgänger. Goffman<br />

unterscheidet zwischen körperlicher Deformation, Charakterfehler (Geistesverwirrung, Sucht,<br />

Arbeitslosigkeit, Homosexualität, usw.) und phylogenetischem Stigmata der Rasse, der Nation und<br />

der Religion. Für ihn hängt jegliche Interaktion davon ab, welche Art von Stigma man innehat (er<br />

geht davon aus, dass wir alle von Zeit zu Zeit stigmatisiert sind), denn damit sind auch die Taktiken<br />

verbunden, wie man mit dem Stigma umgeht. Goffman unterscheidet drei Strategien: Die Strategien<br />

des Eingestehens werden wie folgt charakterisiert: Die betroffene Person kann echte Unberührtheit<br />

von der Stigmatisierung demonstrieren. Ferner kann das Kennzeichen aber auch zu einer Befremdung<br />

über sich selbst führen und damit können in weiterer Folge Korrekturversuche der eigenen Identität<br />

verbunden sein. Unter den Strategien des Ausbrechens versteht er einen demonstrativer Bruch mit<br />

den gesellschaftlichen Normalitätswartungen (Neudefinition von Normalität). Dies kann einerseits<br />

dazu führen, dass die betroffene Person vom sekundären Gewinn, der mit dem Stigma verbunden<br />

ist, profitiert und andererseits kann die Person so handeln, als ob die Andersartigkeit irrelevant<br />

wäre. Die Strategien des Verbergens können zu einem Rückzug, und Aufbau einer individuellen<br />

Sonderwelt führen. Jedoch kommt es bei diesen Strategien oft zur Entwicklung sublimer Techniken<br />

der Verhaltenskontrolle, des Informationsmanagements und der Selbstpolitik. (Dauerpräsenz der<br />

Frage: Wem, wie was wo verbergen oder offenbaren?). Ebenso kann es zur Entwicklung sublimer<br />

Techniken der Vermeidung (Vermeidung von Situationen der Sichtbarkeit) sowie von Techniken der<br />

Täuschung führen.<br />

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