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Brain Drain<br />

Sinn verborgen bliebe. 291 An anderer Stelle äußert Schütz die Vermutung, dass die Begriffe<br />

„Methodologie“ und „Epistemologie“ in Amerika in viel engerem Sinne gebraucht würden als etwa<br />

im deutschsprachigen Raum, ebenfalls ein missverständlicher Punkt zwischen Schütz und Parsons.<br />

292 Die wissenschaftlichen Fronten zwischen Schütz und Parsons sind sehr schnelle herausgestellt,<br />

dennoch kommt es zu keiner konstruktiven Aufarbeitung und der Kontakt zwischen den beiden<br />

bricht schließlich ab. Aus heutiger Sicht wissen wir, dass Parsons voluntaristisches Paradigma, zum<br />

Strukturfunktionalismus 293 ausgebaut, einen dominanten Platz in der soziologischen Diskussion der<br />

weiteren zwei Jahrzehnte einnehmen wird. Insofern hat Schütz ein schweres Los gezogen, mit seinen<br />

(davon abweichenden) Ideen und Ansätzen, genau zu dieser Zeit in den USA das akademische<br />

Milieu betreten zu haben.<br />

Schütz war zwar nie Stipendiat der Rockefeller Foundation 294 , dennoch kamen ihm die günstigeren<br />

Bedingungen in den amerikanischen Universitäten zu gute. Auch der bereits mehrfach erwähnte<br />

Umstand, dass in den USA ein ganz anderes Selbstverständnis über die Soziologie als anerkanntes<br />

akademisches Fach herrschte, kann nicht als Nachteil gewertet werden. In diesem Kontext gelingt<br />

Schütz neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit auch die institutionelle Anbindung im universitären<br />

Milieu. Ab 1943 übt Schütz eine Lehrtätigkeit an der 1933 von Alvin Johnson für europäische<br />

Exilanten gegründeten „Graduate Faculty“ der „New School for Social Research“ in New York<br />

aus. Die „Graduate Faculty“ hat es zu einer gewissen Berühmtheit geschafft und entwickelt sich zu<br />

einem der produktivsten Auffangbecken für vertriebene europäische Intelligenz, in dem europäische<br />

geisteswissenschaftliche Tradition fortgeführt wird. 1944 wird Schütz an der „New School“ zum<br />

Visiting Professor und 1952 zum Full Professor für Soziologie und Sozialpsychologie ernannt. Ab<br />

1956 unterrichtet Schütz sowohl am „Sociologie Department“ als auch am „Philosophy Department“<br />

der New School. 295 Im Zuge seiner Lehrtätigkeit bildet sich ein Kreis von Studenten heraus, die<br />

Schütz’s Veranstaltungen regelmäßig besuchen und auf die er einen starken Einfluss ausübt. Zu<br />

ihnen zählen Thomas Luckmann 296 , Peter L. Berger 297 und Maurice Natanson. Alle drei, jedoch<br />

besonders Luckmann werden in weiterer Folge Schütz’ Ansatz aufgreifen und diesem zu einer<br />

angemessenen Reputation verhelfen. 1957 zeigen sich bei Schütz erste Anzeichen gesundheitlicher<br />

Probleme. Er realisiert, dass es ihm nicht vergönnt sein wird, eine zusammenfassende Darstellung<br />

seiner Lebenswelttheorie, für die er den Titel „Strukturen der Lebenswelt“ wählt, fertig zu stellen. Er<br />

arbeitet jedoch eine exakte Gliederungsstruktur aus und hinterlässt neben mehreren Notizbüchern,<br />

in denen er die Inhalte stichwortartig ausführt, genaue Anweisungen über die Fertigstellung seiner<br />

Arbeit. Im Mai 1959 stirbt Alfred Schütz, Todesursache sind Herzprobleme auf Grund eines zuvor<br />

unerkannt gebliebenen Infarktes. Das Werk das Alfred Schütz hinterlässt, ist also zum Teil nur<br />

fragmentarisch vorhanden.<br />

291 vgl. Schütz / Parsons (1977): S. 112.<br />

292 vgl. Schütz / Parsons (1977): S. 114f.<br />

293 http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Soziologische</strong>_<strong>Klassiker</strong>/_Das_soziologische_<br />

Dorf/_Strukturfunktionalismus<br />

294 http://de.wikipedia.org/wiki/Rockefeller_Foundation<br />

295 vgl. Endreß (2006): S.17f.<br />

296 http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Soziologische</strong>_<strong>Klassiker</strong>/_Luckmann,_Thomas<br />

297 http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Soziologische</strong>_<strong>Klassiker</strong>/_Berger,_Peter<br />

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