27.02.2013 Aufrufe

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

33.3.1. "Looking-Glass Self"<br />

Das Werk in Themen und Thesen<br />

Nach dem Verständnis von Cooley erarbeitet man sich das „Selbst“ in der Interaktion mit anderen.<br />

Das „Selbst“ beruht auf der Organisation der wahrgenommenen Vorstellungen im Bewusstsein<br />

(„Spiegelbild-Selbst“). Cooley versteht die Gegenseitigkeiten der Vorstellungen, die Menschen<br />

voneinander haben, als die (so genannten) „harten Tatsachen“, mit denen sich die Soziologie befasst.<br />

Analog dazu sind diese Vorstellungen die Verknüpfung zwischen dem „self“ und „society“. Diese<br />

Vorstellungen sind Bestandteile eines soziomentalen Prozesses. In diesem Zusammenhang spricht<br />

Cooley auch von „social mind“, was inhaltlich mit dem, was Émile Durkheim 3 mit dem Begriff<br />

„Kollektivbewusstsein“ ("conscience collective") bezeichnet, vergleichbar ist. Diese Vorstellung<br />

begreift er wiederum als einen Teil des Kommunikationsprozesses. Demnach sind diese – in eine<br />

Interaktion integrierten – Wahrnehmungen einem ständigen Wandeln unterlegen. Cooley beschreibt<br />

das Selbst und die Gesellschaft als dynamische Prozesse. Ebenso wie bei George Herber Mead 4 gibt<br />

es bei Cooley keine klare Trennung von Selbst und Gesellschaft, er sieht sie als „Zwillinge“ und<br />

„wie zwei Seiten einer Medaille“ an. Selbst und Gesellschaft sind ineinander übergehende Prozesse<br />

und gehören beide zur intersubjektiven Konstitution der Wirklichkeit. Das Selbst entsteht ab dem<br />

Zeitpunkt, wenn ein Kind zu reflektieren beginnt, welche Wirkung es auf seine Mitmenschen hat und<br />

sobald es auf die Bewertung anderer reagieren kann.<br />

33.3.2. Primär- und Sekundärgruppen<br />

Die Primärgruppe (primary group)<br />

Primärgruppen haben eine besondere Bedeutung für die Ausformung der Sozialnatur des Menschen.<br />

• Sie sind die ersten Gruppen und die wichtigsten, die einem Individuum eine komplette Erfahrung<br />

vom sozialen Ganzen geben.<br />

• Das Individuum erfährt zeitlich am frühesten und am intensivsten, dass noch andere Menschen da<br />

sind und es von ihnen abhängig ist.<br />

• In Primärgruppen gibt es eine dauerhafte face-to-face-Interaktion.<br />

• Die Funktion der Primärgruppe im Hinblick auf ein größeres soziales Ganzes ist die Integration<br />

des Individuums in das größere Ganze.<br />

• Das Ziel der Primärgruppe ist die Vermittlung eines Wir-Gefühls.<br />

• Primärgruppen sind die Quelle des Individuums als soziales Wesen und die Verbindung des Ichs<br />

zur Gesamtgesellschaft. Ebenso sind sie auch Quelle und Ursprung aller sozialen Institutionen.<br />

• Die Primärgruppe ist die Kinderstube (nursery) der menschlichen Natur.<br />

• Primärgruppen sind universal, was bedeutet, dass es sie zu allen Zeiten und an allen Orten gibt.<br />

Allerdings haben sie von Gesellschaft zu Gesellschaft eine unterschiedliche Prägung. Aufgrund<br />

dieser Prägung entsteht ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein.<br />

3 http://de.wikipedia.org/wiki/%C9mile%20Durkheim<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/George%20Herbert%20Mead<br />

245

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!