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67.4. Die Migrationstheorie von Hoffmann-Nowotny<br />

67.4.1. Die Grundannahmen (strukturelle Spannungen)<br />

Die Migrationstheorie von Hoffmann-Nowotny<br />

Zentrale Ausgangspunkte für Hoffmann-Nowotnys Migrationstheorie sind klassische soziologische<br />

Konzepte wie Macht und Prestige.<br />

• Macht: "das Ausmaß mit dem eine Einheit (Akteur, Individuum) seinen Anspruch auf Teilhabe<br />

(oder Besitz) an zentralen sozialen Werten durchsetzen kann"<br />

• Prestige: "das Ausmaß mit dem dieser Anspruch auf Teilhabe oder Besitz von sozialen Werten als<br />

legitim angesehen wird" 2<br />

Zentrale soziale Werte sind materielle und immaterielle Güter wie Einkommen und Bildung; aus der<br />

Teilhabe an diesen zentralen sozialen Werten ergibt sich ein sozialer Status. Diese Teilnahme aber<br />

wird durch einen institutionellen Rahmen ermöglicht oder nicht ermöglicht, denn diese Güter sind in<br />

einer Gesellschaft ungleich verteilt. Da nun Macht und Prestige auch ungleich verteilt sind in einer<br />

Gesellschaft, kommt es zu "Spannungen innerhalb der verschiedenen Systemeinheiten". 3<br />

Diese Spannungen treten in zwei verschiedenen Formen auf:<br />

• soziale Spannungen: Macht und Prestige beim einzelnen Akteur sind ausbalanciert, doch innerhalb<br />

der Gesellschaft besteht ein Ungleichgewicht bezüglich Macht und Prestige zwischen den<br />

verschiedenen Teilen der Sozialstruktur<br />

• strukturelle Spannungen: Mach und Prestige beim einzelnen Akteur sind nicht in Balance, es<br />

gibt also entweder ein illegitimes Machtdefizit (in der Regel bei unteren Schichten), oder ein<br />

illegitimer Machtüberschuss (bei den oftmals überpriviligierten hohen Positionen eines Systems)<br />

Die strukturellen oder anomischen Spannungen können nun dazu führen, dass der einzelne Akteur<br />

versucht sein Macht-Prestige-Gefälle auszugleichen. Dies kann nach Hoffmann-Nowotny auf vier<br />

verschiedene Arten geschehen:<br />

• Statusmobilität: Veränderung der Position auf der Machtlinie eines sozialen Systems<br />

• Rollenakzentuirung: Wertlegung auf Macht bzw. Prestigehältige Rollen<br />

• kultureller Wandel: Umbewertung des Werte in einem sozialen System, führt zur subkulturellen<br />

Differenzierung<br />

• Migration: Aufgabe der bisherigen Statusposition, Abbau oder Verlagerung der anomischen<br />

Spannungen<br />

67.4.2. Die Migration<br />

Nachdem klar macht, wie es überhaupt zu Migration kommt, versucht er die Migration selber in<br />

einem breiteren Rahmen zu beleuchten, da es, seiner Meinung nach, nicht ausreicht die internen<br />

Strukturmechanismen zu berücksichtigen, wenn man das Fremdarbeiterproblem sowie die Folgen der<br />

Migration für beide Seiten erklären will. Stattdessen müsse man auch die "endogenen Spannungen"<br />

2 Judith Katenbrink: Die klassische Migrationstheorie von Hoffmann-Nowotny: Darstellung und kritische Anmerkungen,<br />

München/Ravensburg: Grin, 2003, S. 11<br />

3 Judith Katenbrink: Die klassische Migrationstheorie von Hoffmann-Nowotny: Darstellung und kritische Anmerkungen,<br />

München/Ravensburg: Grin, 2003, S. 12<br />

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