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Schütz, Alfred<br />

jedoch die Verständigung mit Anderen. Andere haben unterschiedliche räumliche Standorte, unterschiedliche<br />

Zeitlichkeiten und unterschiedliche Biographien. Nimmt der Andere mich wahr, so<br />

besteht eine sogenannte "DU-Einstellung", wendet sich jedoch der Andere mir auch zu, so besteht<br />

eine "WIR-Beziehung". Es gibt verschiedene Wir-Beziehungen, die jedoch aus unterschiedlicher<br />

Dauer und Intensität bestehen. Besteht keine unmittelbare Wir-Beziehung, so ist das nur mehr ein<br />

Zeitgenosse, eine sogenannte Ihr-Einstellung. Beziehungen zu Zeitgenossen sind abstrakter und werden<br />

von Typisierungen geleitet. Angeeignet werden Typisierungen durch Verallgemeinerungen von<br />

persönlichen Erfahrungen wie z.B. Beobachtungen, einmaligen Interaktionen oder durch indirekte<br />

Vermittlung z.B. der Erziehung.<br />

3) Wissensbestände der Lebenswelt<br />

Den subjektiven Wissensvorrat kann man in drei Wissensbestände gliedern:<br />

a) Grundelemente meiner Erfahrung:<br />

Diese bestehen aus den bereits beschriebenen räumlichen, zeitlichen und sozialen Strukturen. An<br />

diesen Strukturen muss ich mich fortwährend orientieren. Sie haben einen Zwangscharakter, der die<br />

Begrenztheit der Situation konstituiert.<br />

b) Spezifische Wissensbestände:<br />

Diese gelangen nur in Einzelsituationen zur Anwendung.<br />

c) Routinewissen:<br />

Schütz unterscheidet das Routinewissen in Fertigkeiten (körperliche Geschicklichkeiten), Gewohnheitswissen<br />

(standardisierte Tätigkeiten) und Rezeptwissen.<br />

4) Subjektive Relevanzsysteme<br />

Im Lebenskonzept von Schütz spielt das subjetktive Relevanzsystem eine große Rolle. Nach Schütz<br />

gründen alle Handlungen in Relevanzstrukturen. Er unterscheidet in thematische Relevanz, Interpretationsrelevanz<br />

und Motivationsrelevanz.<br />

Der wesentliche Aspekt in der thematischen Relevanz ist, dass man seine Aufmerksamkeit auf etwas<br />

lenkt, das heißt man thematisiert etwas. Diese Auferksamkeit kann erzwungen oder freiwillig sein.<br />

Die Interpretationsrelevanz wird oftmals auch als Auslegungsrelevanz bezeichnet. Schütz verweist<br />

mit dieser Relevanz auf die Tatsache, dass wir permanent interpretieren. Dies kann routinemäßig<br />

geschehen oder durch problematische Situationen, die mehr Aufwand erfordern, motiviert sein.<br />

In der Motivationsrelevanz unterscheidet Schütz zwischen dem Um-Zu-Zusammenhang und dem<br />

Weil-Zusammenhang. Ersteres bezieht sich auf die Zukunft und setzt eine Beziehung von Lebensplänen<br />

zu aktuellen Handlungszielen in konkreten Situationen. Der Weil-Zusammenhang bezieht sich<br />

auf die Vergangenheit und ist das Ergebnis von biographischen Erfahrungen, die die Präferenzstruktur<br />

konstituieren.<br />

Wichtig ist, dass die drei verschiedenen Relevanzsysteme ineinander übergehen können.<br />

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