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Kropotkin, Peter<br />

80.5. Das Werk in Themen und Thesen<br />

• Peter Kropotkins bekanntestes Werk ist wohl seine Autobiographie "Memoiren eines Revolutionärs",<br />

in dem er auch die sozialen Zustände im Russland seiner Jugend, besonders auch im Hinblick<br />

auf die Behandlung der Leibeigenen und die Verhältnisse am Zarenhof, die er aus nächster Nähe<br />

beobachten konnte, aufzeigt.<br />

• Seine Hauptwerke zum Thema "Anarchismus" sind: "Worte eines Rebellen", "Die Eroberung des<br />

Brotes" und "Moderne Wissenschaft und Anarchismus". Ersteres beschäftigt sich mit der Kritik der<br />

bestehenden Gesellschaft, das zweite mit Ideen über das mögliche Vonstattengehen einer konkreten<br />

Revolution in einer Großstadt. Als Vorbild diente hier der Pariser Kommune-Aufstand von 1871-,<br />

während das letzte eine Ideengeschichte des Anarchismus darstellt.<br />

• Ein historisches Werk ist die "Französische Revolution 1789-1793", in dem er die Geschichte der<br />

französischen Revolution aus der Sicht des Volkes beschreibt (Lenin soll dieses Buch für das Beste<br />

zu diesem Thema gehalten haben).<br />

• Sein Wissenschaftliches Hauptwerk bildet die 1902 erschienene und in Artikeln fortgesetzte<br />

und ergänzte ARbeit "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt". Kropotkin opponiert<br />

hier gegen die Auslegung des Darwinismus in seiner Zeit, die das Diktum des "Kampf ums<br />

Dasein"("struggle for life") und des "Überleben des Stärkeren"("survival of the fittest") allzu<br />

wörtlich auslegte und davon ausgehend sozialdarwinistische Konzepte wie Eugenik, Rassenkunde<br />

etc. entwickelte, deren Gefährlichkeit Kropotkin schon früh erkannte und gegen die er heftig<br />

opponierte.<br />

Kropotkin erkennt zwar an, dass Konkurrenz zwischen und innerhalb der Tierarten einen wichtigen<br />

Mechanismus der Evolution darstellt, er stellt diesem aber das Prinzip der Kooperation, der<br />

Gegenseitigen Hilfe zur Seite. Das Werk ist systematisch aufgebaut: Im ersten Kapitel wird die<br />

"Gegenseitige Hilfe bei den Tieren" beschrieben, dann "bei den Wilden", "bei den Barbaren", "in<br />

der Stadt des Mittelalters" und schließlich "in unserer Zeit". An seinem Aufbau kann man bereits<br />

erkennen, das Kropotkin keine starke Trennlinie zwischen Natur und Kultur zieht. Für ihn (wie auch<br />

schon für Charles Darwin) entspringt das Sozialverhalten des Menschen ganz selbstverständlich<br />

seinem sozialen Instinkt, der sich der natürlichen Evolution verdankt. Während viele der Inhalte des<br />

ersten Kapitels im Hinblick auf Erkenntnisse der modernen Biologie und Verhaltensforschung heute<br />

relativiert werden müssen, bilden die folgenden Kapitel, besonders jene die sich mit der "Stadt des<br />

Mittelalters" und der (damaligen) Gegenwart beschäftigen, einen Fundus an Bräuchen und Institutionen<br />

die laut Kropotkin der Förderung der Kooperation und der Vermeidung von Konflikten dienen.<br />

Besondere Beispiele derartiger Institutionen sind für ihn die Marktgenossenschaften (Dörfer) und<br />

die Gilden und Zünfte des Mittelalters, sowie die Gewerkschaften und das Vereinswesen der Neuzeit.<br />

Kropotkin erläutert auch, wie die jeweils Mächtigen immer wieder versuchten, diese Institutionen zu<br />

zerstören oder unter ihre Kontrolle zu bringen-ein Beispiel hierfür sind die Bauernkriege im 16.Jh, in<br />

denen die Fürsten die traditionelle Gerichtsbarkeit der Bauern abschaffen wollten.<br />

• Mit dem Buch "Landwirtschaft, Industrie und Handwerk" wollte Kropotkin zeigen, wie sich mit<br />

den technischen Mitteln seiner Zeit nicht nur eine effektivere, sondern auch eine menschlichere<br />

Produktion realisieren lassen würde. Ein interessanter Aspekt dieses Werkes ist auch Kropotkins<br />

Theorie, dass nicht (nur) die Spezialisierung, sondern das Beherrschen von vielerlei Fertigkeiten<br />

zur Steigerung der Produktivität führt (bzw. führen kann- vergleichbar mit der Idee des "uomo<br />

universale" in der Renaissance).<br />

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