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Butler, Judith<br />

28.2. Historischer Kontext<br />

Aufgewachsen in einer jüdischen Familie mit ungarischen und russischen Wurzeln, kommt Judith<br />

Butler früh mit philosophischen und theologischen Schriften in Berührung. Während ihres Studiums<br />

der Philosophie in Yale beschäftigt sie sich vorwiegend mit der Phänomenologie und setzt ihren<br />

Schwerpunkt, bei ihrem späteren Studienaufenthalt in Heidelberg, schließlich auf den deutschen<br />

Idealismus.<br />

Die theoretischen Grundlagen ihrer Positionen liefert der Poststrukturalismushttp://www2.gender.huberlin.de/gendermediawiki/index.php/Diskurs<br />

1 . Dieser ist typisch für die kritische Herangehensweise<br />

an Denkkonzepte unter Verwendung sprachphilosophischer und psychoanalytischer Begriffe, die<br />

gesellschaftlich konstruiert sind. Das selbstbestimmte, autonome Individuum wird in Frage gestellt.<br />

Es stellt vielmehr ein Bündel von Fremdeinwirkungen dar. So ist beispielsweise die Diskursanalyse<br />

zu den poststrukturalistischen Methoden zu zählen.<br />

Mit ihrer Methode rekurriert Butler stark auf den Dekonstruktivismus, denn ihrer Ansicht nach<br />

meint „Dekonstruktion nicht verneinen oder abtun, sondern in Frage stellen“. Der Begriff ist eine<br />

subversives Prinzip der Annäherung an Texte von innen her.<br />

28.3. Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

Judith Butler verwendet in ihren Analysen Theorien und Forschungsansätze (uA) von Michel<br />

Foucault 2 , Sigmund Freud, Jacques Derrida und Louis Althusser. Sie versucht das Verständnis der<br />

Verbindung von Subjekt und Macht, sowie von Physischem und Diskursivem in der Materialität des<br />

Körpers hervorzubringen. Körper materialisieren sich, hier lehnt sich Butler an Aristoteles an, nie<br />

unabhängig von ihrer kulturellen Form. Die Materialität des Körpers ist also immer an die jeweilige<br />

kulturspezifische Wahrnehmung gebunden, die zugleich konstitutiv für das Sujet (Materie) selbst ist.<br />

Besonders in der Begrifflichkeit der Performativität lehnt sich Butler an John L. Austin an, der<br />

Sprechakte als performativ bezeichnet, wenn sie das Benannte umsetzen und Handlungscharakter<br />

besitzen (Beispiel: Ehezeremonie: Ja-Wort).<br />

In ihrer Schrift „Kritik der ethischen Gewalt“ greift Butler die Motive Adornos auf und verbindet sie<br />

mit dem Gedankengut, welches sie auch bei Michel Foucault und Emanuel Lévinas wieder findet.<br />

In ihrer Subjekttheorie bezweifelt Butler das „cartesianische Subjekt“, womit sie indirekte Kritik<br />

an Descartes („Ich denke, also bin ich“) übt. Anhänger des Poststrukturalismus sprechen nicht vom<br />

cartesianischen Subjekt, sondern „vom Tod des Subjekts“ oder vom „Tod des Menschen“. Der<br />

Mensch wird als ein sprachliches Konstrukt gesehen. So wird behauptet, „daß es keinen Täter hinter<br />

der Tat gibt“. „Niemand ist für sein Handeln vollkommen verantwortlich. Die Subjekte sind nur<br />

Effekte der diskursiven Macht.“ 3 In ihrem Buch "Das Unbehagen der Geschlechter" bezieht sich<br />

Butler außerdem auf Mary Douglas 4 und stellt darin fest: „Douglas Analyse legt nahe, daß die<br />

Schranke des Körpers niemals bloß durch etwas Materielles gebildet wird [. . . ]“ 5<br />

1 http://www2.gender.hu-berlin.de/gendermediawiki/index.php/Diskurs<br />

2 http://de.wikipedia.org/wiki/%20Michel%20Foucault<br />

3 http://www.die-grenze.com/<br />

4 http://de.wikipedia.org/wiki/%20Mary%20Douglas<br />

5 (Villa, S. 101)<br />

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