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58.4. Das Werk in Themen und Thesen<br />

58.4.1. Interaction order<br />

Das Werk in Themen und Thesen<br />

Hauptthema der Forschungstätigkeit Erving Goffmans war die Erforschung der „interaction order“.<br />

Zentrales Anliegen war hierbei die Erforschung von face-to-face-Interaktion – der Interaktion von<br />

mindestens zwei Individuen in unmittelbarer Anwesenheit. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen<br />

zu dieser Thematik lag der Fokus bei den Arbeiten von Goffman auf der Besonderheit des<br />

Interaktionsprozess als solches, und nicht auf den Resultaten der Interaktionen.<br />

Goffman bezeichnet die gesamte räumliche Umgebung derartiger Interaktionen als „soziale Situation“;<br />

und die sich konstituierenden sozialen Einheit als „Zusammenkünfte“, welche wiederum<br />

in Form einer zentrierten (Aufmerksamkeit der anwesenden Personen ist aufeinander bezogen)<br />

bzw. einer nicht-zentrierten Interaktion (ein gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokus fehlt) ablaufen<br />

können.<br />

Die unterschiedlichen Kontexte, in die derartige zentrierte/nicht-zentrierte Interaktionen eingebettet<br />

sind, benennt Goffman als „social occasions“ bzw. als „frames“.<br />

Erstere bezeichnen größere soziale Angelegenheiten mit räumlicher und zeitlicher Begrenzung und<br />

bestimmter Ausstattung. Die „frames“ (Rahmen) hingegen sind kulturell vorgegebene soziale Darstellungsformen,<br />

die für den Sinn von Ereignissen bestimmend sind und das Engagement und den Ablauf<br />

der Interaktion vorgeben. Diese Regelstrukturen schränken den Freiheitsspielraum der Individuen<br />

zwar ein, haben aber keine determinierende Wirkung auf den eigentlichen Handlungsablauf.<br />

58.4.2. Impression Management<br />

Erwin Goffman hat als erster darauf hingewiesen, dass Menschen ihre Identität permanent behaupten<br />

(„Wir alle spielen Theater“). Er ist der Ansicht, dass unser gesamtes menschliches Verhalten ein<br />

Schauspiel sei. Wir würden diverse Rollen spielen, in denen wir uns möglichst gut verkaufen müssen.<br />

Für Goffman ist Selbstdarstellung eine Art Ritual, in der der Einzelne die anerkannten Werte der<br />

Gesellschaft verkörpert, erneuert und nach dem Prinzip des "impression managements" bestätigt.<br />

Diese Selbstdarstellung beruhe auf dem Aspekte, die dem erwünschten Eindruck dienlich sind<br />

werden überbetont, andere Aspekte werden verborgen oder unterlassen.<br />

Goffman hat festgestellt, dass Individuen, wenn sie in Interaktion treten, ein bestimmtes Bild von sich<br />

präsentieren – mit Hilfe verschiedener Techniken der Darstellungen - das von den anderen akzeptiert<br />

wird. (= „Dramaturgisches Prinzip“ = Theatermetapher) Auch wenn sie dieses bestimmte Bild<br />

von sich präsentieren, müssen sich die Schauspieler bewusst sein, dass ihre Performance von den<br />

Zuhörern gestört werden kann. Darum ist es für die Schauspieler nötig die Zuhörer zu kontrollieren,<br />

vor allem in den Bereichen, wo sie gestört werden könnten. Ferner hoffen die Schauspieler, dass diese<br />

Präsentation ihrer selbst bei den Zuhörern so ankommt, wie sie sich das vorstellen. Weiters hoffen die<br />

Schauspieler, dass die Zuhörer dadurch veranlasst werden, so zu handeln wie es die Schauspieler von<br />

ihnen verlangen. Goffman charakterisiert dieses zentrale Interesse als „Impression management“.<br />

In diesem oben diskutierten Vorgang unterscheidet er zwischen Vorderbühne (=Idealistisches<br />

Selbstbild) die eine Hinterbühne impliziert (Verschleierung der Fehler).<br />

Der erste Begriff ist der Teil der Handlung, dessen allgemeinen Funktion fixiert ist, um die Situation,<br />

der Individuen die als Schauspieler agieren, zu definieren.<br />

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