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Redfield, Robert<br />

wirkt. So könnte festgehalten werden, dass sich die Kultur in Tepoztlan zwischen einer „primitiven“<br />

Stammeskultur und der Kultur der modernen Stadt einordnen lässt.<br />

121.5.3. Folk society – urban society<br />

Für Jahrzehnte waren in der Kulturanthropologie die Begriffe „folk society“ und „urban society“<br />

genau so weit verbreitet wie in der deutschen Soziologie Gemeinschaft – Gesellschaft. Redfield<br />

ist der Meinung, dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen den „folk societies“ und allen<br />

anderen Entwicklungsstufen gibt. Es ist das Fehlen von Reflexion auch bei Veränderungen. Der<br />

Lebensablauf ist bestimmt durch Konformität zur Moralordnung, somit gibt es im Selbstverständnis<br />

dieser Menschen auch kein Wirtschaften.<br />

Redfield untersuchte im Abstand von 20 Jahren das Maya-Dorf Chan Kom, und konnte dort einen<br />

großen Wandel im Bezug auf ihre Tätigkeiten was das Überleben anbelangt, feststellen. Vor allem<br />

aber die Moralvorstellungen hatten sich stark geändert. Eines war für Redfield jedoch klar, dass ihr<br />

Fehlen von Reflexion immer noch ein absoluter Unterschied zu anderen Kulturen geblieben ist.<br />

121.5.4. Peasant Society (Bauernkultur)<br />

„Peasant Society and Culture“ (1956) – ein Postskriptum von „The Little Community“ – beschäftigt<br />

sich mit der Frage wie die Bauernkultur als eine Teil-Gesellschaft im Kontext eines größeren Ganzen<br />

beschrieben werden kann. Redfield sieht in Bauernkulturen Volkskulturen (folk societies) deren<br />

Merkmal die Agrikultur als traditionelle Lebensweise ist, nicht aber als Profitgeschäft. Bauerngesellschaften<br />

sind als abgesonderter Bestandteil einer allgemeinen Zivilisation zu betrachten. Sie sind<br />

keine autarken Lokalitäten sondern Teil eines Systems von Abhängigkeiten. Redfield stellte weiters<br />

fest, dass die Einstellungen und Werte der Bauerngesellschaft auf der ganzen Welt eng miteinander<br />

verbunden sind. Zum Beispiel der große Stellenwert des Bodens, die Bevorzugung von Familie und<br />

Gemeinde, Zurückhaltung gegenüber dem städtischen Leben, usw.<br />

Untersuchungsmethode<br />

Redfield vertritt die Anschauung, dass der anthropologisch geschulte Sozialwissenschaftler vom<br />

Verständnis einer ganzheitlichen Betrachtungsweise auszugehen hat. Von diesem Punkt aus soll er<br />

dann zur Beschreibung von Systemen sozialer Beziehungen fortschreiten. Dieser Vorgang ermöglicht<br />

eine Unterscheidung zwischen der „großen Tradition“ der Zivilisation und der „kleinen Zivilisation“<br />

der Bauernkulturen.<br />

121.6. Rezeption und Wirkung<br />

In seinem frühesten Werk Tepoztlan: A Mexican Village (1930) beschreibt Redfield genauestens<br />

das Alltagsleben eines kleinen mexikanischen Dorfes. Etwa 30 Jahre später war dieses Werk eine<br />

Inspiration für den amerikanischen Ethnologen Laurence Wylie. Wylie führte eine sehr ähnliche<br />

Feldstudie („Dorf in der Vaucluse“) im süd-französischen Dorf Peyrance durch.<br />

17 Jahre nach dem Redfield seine Forschungen vom mexikanischen Dorf Tepoztlan veröffentlichte,<br />

gab auch der Anthropologe Oscar Lewis seine Untersuchungen über dasselbe Dorf preis. Laut<br />

Redfield steht Tepoztlan für Ganzheitlichkeit, Homogenität und Solidarität. Lewis hingegen sieht im<br />

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