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Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

analysierte Plessner die jeweiligen Gegebenheiten und bot eine kritische Gegenwartsdiagnostik, die<br />

Perspektiven öffnen und Untergangsdynamik vermeiden wollte.<br />

116.3. Theoriegeschichtlicher Kontext<br />

Es gilt anzumerken, dass Plessner mit bibliographischen Angaben äußerst sparsam war. Oft nennt er<br />

nur Namen, um bestimmte Problemhintergründe und –zusammenhänge anzudeuten. Man weiß jedoch<br />

nicht, ob er auf jede der Schriften der genannten Autoren in seinen Werken selbst zurückgegriffen<br />

hat.<br />

Zu Helmuth Plessners wichtigsten Lehrern gehörten der Vertreter des Neukantianismus Prof. Wilhelm<br />

Windelbrand sowie der Begründer der Phänomenologie Prof. Edmund Husserl. Da Plessners Interesse<br />

an Philosophiegeschichte in den Seminaren Husserls nicht gestillt wurde, folgte er ihm im Jahre 1916<br />

nicht nach Freiburg. Anstelle dessen wandte er sich den Schriften Kants zu und verfasste dazu seine<br />

Dissertation "Vom Anfang als Prinzip transzendentaler Wahrheit (Begriff der kritischen Reflexion)".<br />

Die besondere Leistung Kants sieht Plessner bis in seine späten Bezugnahmen auf Kant darin, dass<br />

dieser als erster "das Recht auf ein von dogmatischen Bindungen freies Philosophieren" vertreten hat.<br />

Diese Verteidigung der Freiheit philosophischen Denkens gegen dogmatische Ansprüche bleibt ein<br />

primäres Anliegen von Plessners eigenem Philosophieren.<br />

Als er 1920 in Köln habilitierte, lehrte er mit dem deutschen Biologen und Naturphilosophen<br />

Hans Driesch sowie dem berühmten deutschen Philosophen und Soziologen Max Scheler. In dieser<br />

seiner produktivsten Zeit beschäftigte er sich neben seinen größeren Werken ("Die Einheit der<br />

Sinne", "Die Stufen des Organischen und der Mensch", "Macht und menschliche Natur". . . ) auch<br />

mit der Widerlegung der vitalistischen Lehre des Biologen und Naturphilosophen Driesch. Weiters<br />

beschäftigte er sich mit der Sprache im Ausgang des Sprachwissenschaftler Willhelm von Humbold<br />

und des Dichters und Philosophen Johann Gottfried Herder.<br />

Nach seiner erzwungenen Emigration in die Niederlande, wo er sein Deutschlandbuch "Das Schicksal<br />

deutschen Geistes" verfasste, das erst 1959 als "Verspätete Nation" eine Neuauflage erfuhr, und<br />

nach seiner Rückkehr nach Deutschland, betrieb er den institutionellen Aufbau der Soziologie in<br />

Göttingen. Er war in dieser Zeit viel mit den deutschen Philosophen und Soziologen Horkheimer und<br />

Adorno in Kontakt, mit denen er eine Weile als führender Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung<br />

tätig war.<br />

Als jemand, der die moderne Soziologie anregte und die philosophische Anthropologie einbrachte,<br />

war Plessner im auch Austausch mit Biologen wie Adolf Portmann und in ständiger Reibung mit<br />

seinem Antipoden Arnold Gehlen. Seine Werke wurden auch für die jüngere Generation wie Jürgen<br />

Habermas oder Odo Marquard attraktiv.<br />

Nach seiner Emeritierung bekleidete er in den USA als erster die Theodor-Heuss-Stiftungsprofessur<br />

an der New School of Social Research in New York. Dadurch ergaben sich auch fruchtbare Kontakte<br />

zur phänomenologischen und interpretativen Soziologie in der Nachfolge von Alfred Schütz (Peter L.<br />

Berger, Thomas Luckmann).<br />

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