27.02.2013 Aufrufe

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Werk in Themen und Thesen<br />

neuesten Entwürfe, Veränderungen etc. der Systemtheorie Luhmanns genommen. Um mögliche Missverständnisse<br />

zu vermeiden, soll angemerkt werden, dass im Rahmen der folgenden Ausführungen<br />

mit dem Begriff ‚Systemtheorie’ stets auf jene Luhmanns Bezug genommen wird.<br />

Zunächst ist zu sagen, dass Niklas Luhmann versucht hat, eine universelle, umfassende und vor allem<br />

beschreibende Theorie zu erstellen, die alle gesellschaftlichen Phänomene (zumindest theoretisch)<br />

umfassen kann. Dieser Allgemeinheitsanspruch Luhmanns führt dazu, dass alle Betrachtungen der<br />

Systemtheorie sehr abstrakt erscheinen. Die zentrale Frage, die sich Luhmann stets stellte, war, wie<br />

gesellschaftliche Ordnung möglich ist und wie sich diese immer wieder reproduziert.<br />

Niklas Luhmann studierte bei Talcott Parsons, dem Begründer der struktur-funktionalen Systemtheorie<br />

(Strukturfunktionalismus). Parsons fokussierte den Begriff der Struktur und ging stets davon<br />

aus, dass die Erfüllung von Funktionen die Systemstrukturen erhalten. Das zentrale Ziel ist somit<br />

die Strukturerhaltung. Luhmanns Frühwerk wird oftmals mit dem Ausdruck ‚funktional-strukturelle<br />

Theorie’ bezeichnet. Im Vergleich zu Parsons dreht er die Sache um und stellt die Funktion in<br />

den Mittelpunkt seiner Theorie. Erst durch die Übernahme/Ausbildung einer Funktion entsteht ein<br />

System, wobei die Funktion immer im Verhältnis zur Systemumwelt entsteht. Bei Luhmann ist somit<br />

die Frage der Entstehung von Systemen durch die Übernahme von Funktionen zentral (vgl. Korte,<br />

2004, S. 75f.).<br />

88.5.2. Grundannahmen<br />

Die Beschaffenheit der Welt<br />

Die zentrale Eigenschaft, die Niklas Luhmann der Welt zuschreibt, ist die Komplexität. Er nimmt an,<br />

dass die Welt - vor allem die soziale - sehr komplex ist und von den Menschen auch so erlebt wird.<br />

Die hohe Komplexität erklärt sich Luhmann vor allem dadurch, dass es prinzipiell unendlich viele<br />

Ereignisse in der Welt gibt und dass zwischen diesen Ereignissen eine Vielzahl von Beziehungen<br />

auftreten können (vgl. Münch, 2004, S. 182). Die hohe Komplexität der Welt drückt Luhmann<br />

oftmals mit dem Begriff der ‚Kontingenz’ aus. „Hohe Kontingenz von Ereignissen bedeutet, dass<br />

alles, was ist, auch anders sein könnte“ (Münch, 2004, S. 183).<br />

<strong>Soziologische</strong> Anthropologie<br />

Die Anthropologie Arnold Gehlens geht davon aus, dass der Mensch nach Orientierung strebt und<br />

daher die Komplexität der Welt in irgendeiner Weise reduzieren muss. Da der Mensch ein weltoffenes<br />

Lebewesen ist und sich nur im geringen Maße durch instinkthaftes Verhalten an die Welt anpassen<br />

kann, benötigt er Institutionen (vgl. Münch, 2002, S. 182).<br />

Luhmann entwickelt eine weitaus abstraktere Theorie für die Lösung des Problems der Komplexität.<br />

Laut Luhmann wird Komplexität mit Hilfe von Systemen reduziert. Sie treten an die Stelle der Institutionen<br />

der Gehl’schen Theorie. Reduktion von Komplexität wird von unterschiedlichen Systemen<br />

bewerkstelligt, z. B. von sozialen Systemen, psychischen Systemen (siehe unten) (vgl. Münch, 2002,<br />

S. 182). Da alle Systeme in ihrer grundlegenden Struktur gleich sind, setzt Luhmann voraus, dass die<br />

Welt „strukturelle Einheitlichkeit“ (Diekmann, 2004, S. 13) aufweist.<br />

Es wird deutlich, dass Gehlen und auch Luhmann davon ausgehen, dass Menschen ein grundlegendes<br />

Bedürfnis nach Ordnung und Orientierung besitzen.<br />

637

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!