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Giddens, Anthony<br />

56.5. Das Werk in Themen und Thesen<br />

56.5.1. Theorie der Strukturierung<br />

Diese Theorie sozialen Handelns versucht den Dualismus Handlung – Struktur / Subjektivismus -<br />

Objektivismus / Individuum -Gesellschaft / Mikro- Makroebene / freedom of choice - determination<br />

zu überwinden. Soziale Strukturen schränken soziales Handeln nicht nur ein, sondern ermöglichen<br />

es auch, indem sie Regeln und Ressourcen bereitstellen. Strukturen bedingen Handlungen und<br />

werden gleichzeitig durch Handlungen generiert. Strukturen sind sowohl Medium als auch Resultat<br />

des Handelns (-> Dualität der Struktur).<br />

Giddens anti-funktionalistische "social theory" will einen Theoriebezugsrahmen für die empirischtheoretische<br />

Forschung schaffen und versteht sich als "Zuliefer-Disziplin" für die Soziologie und<br />

andere Sozialwissenschaften.<br />

Strukturen - als Zusammenhänge gemeinsamer Regeln und verteilter Ressourcen - existieren für<br />

Giddens (ähnlich der Grammatik bei Sprache) nur virtuell und bedürfen eines Akteurs, um realisiert<br />

zu werden. Sie repräsentieren virtuell vorgegebene Herrschafts-, Signifikations- und Legitimationsverhältnisse<br />

und bestimmen, welche Art von Verhalten in einem bestimmten System wahrscheinlich<br />

ist. Sie stellen eine "Realität sui generis" im Sinne Durkheims dar.<br />

Handeln versteht Giddens als Aktivität/Prozess unter definierten Raum-Zeit Gegebenheiten, der<br />

von bewussten, reflexiven und kreativen "Agenten" (Akteuren) ausgeht, die auf Ressourcen (-><br />

Macht) und bestimmtes Regelwissen (-> Bewusstheit, „Methoden“ im Sinne der Ethnomethodologie)<br />

zurückgreifen. Giddens‘ Handlungs- und Machtbegriff sind direkt miteinander verbunden: Handeln<br />

setzt die Macht voraus, direkt in die Welt einzugreifen und einen Unterschied zu vorher existierenden<br />

Zuständen oder Ereignisabläufen herzustellen. Die Ausübung von Macht wird so zum Schlüsselkonzept<br />

dieser Theorie. Handeln wird als vielfältig motiviert und determiniert aufgefasst, eindeutige<br />

Zwecke erhält es erst durch konkrete Probleme bzw. sozialen Rechtfertigungsdruck, womit der<br />

Zwang, jeder Handlung ein direktes Motiv zuzusprechen, entfällt. Intentionalität wird als Fähigkeit<br />

zur selbstreflexiven Kontrolle im Handlungsprozess definiert. Unterschieden wird zwischen Einzelhandlungen<br />

(analytischer Aspekt der Motivation, der Rationalisierung und des reflexive monitoring<br />

(Kontrolle und Steuerung))und Interaktionen (Aspekte der Macht (Einflussnahme über Ressourcen),<br />

der Kommunikation (interpretative Schemata / Wissensvorräte) und der Sanktion), wobei Handeln<br />

generell als kontinuierlicher Prozess oder diffuser Strom verstanden wird.<br />

Hauptaugenmerk liegt auf den unbekannten Bedingungen und unbeabsichtigten Konsequenzen<br />

einer Handlung. Ein raum-zeitlicher Verweisungszusammenhang zwischen Handeln, Interaktion und<br />

Struktur ist gegeben.<br />

Sowohl eigenes als auch fremdes Handeln (-> Erwartungsbildung) wird permanent reflexiv überwacht,<br />

indem auf die vorhandenen Strukturen in den Dimensionen der Signifikation (Bedeutungszuweisung,<br />

Sinn), der Legitimation (Norm, Rechtfertigung) und der Herrschaft (Macht, Kontrolle) zurückgegriffen<br />

wird. Eben dadurch findet die Reproduktion (aber auch der Ersatz) sozialer Strukturen (und<br />

mit ihnen die Reproduktion bzw. Weiterentwicklung des sozialen Systems) statt. Betont wird v.a.<br />

der "grundlegend rekursive Charakter des sozialen Lebens". Routine als die vorherrschende Form<br />

sozialer Alltagsaktivität; Zitat: "Der Wiederholungscharakter von Handlungen, die in gleicher Weise<br />

Tag für Tag vollzogen werden, ist die materiale Grundlage für das, was ich das rekursive Wesen des<br />

gesellschaftlichen Lebens nenne." (Giddens: "Die Konstitution der Gesellschaft.", S. 37)<br />

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