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Das Werk in Themen und Thesen<br />

Die segmentäre Differenzierung ist als das einfachste Differenzierungsprinzip anzusehen. Diese<br />

Form der Differenzierung wird einfachen, bspw. archaischen, Gesellschaftssystemen zugeordnet.<br />

Das Prinzip der segmentären Differenzierung ist eine Aufteilung in gleiche Teile, wie Familien,<br />

Stämme, Siedlungen usw. Die innergesellschaftliche Umwelt stellt sich für jedes Teilsystem als eine<br />

Ansammlung von gleichen oder ähnlichen Systemen dar (vgl. Kneer & Nassehi, 1997, S. 122f). Die<br />

segmentäre Differenzierung „ist eine Wiederholung von Gruppenbildungen, die darauf ausgerichtet<br />

sind, dieselben Funktionen zu erfüllen: Familien innerhalb einer einfachen Stammesgesellschaft<br />

sind in ihrer Struktur ähnlich und erfüllen dieselbe Funktion der Reproduktion der ökonomischen,<br />

gemeinschaftlichen, politischen und kulturellen Lebensweise des Stammes“ (Münch, 2004, S. 203).<br />

In primitiven Gesellschaften existieren Interaktions-, Organisations- und Gesellschaftssysteme nebeneinander,<br />

innerhalb jeder Begegnung. Das Gesamtsystem ist bei dieser Differenzierungsform in<br />

seiner Komplexität auf ein niedriges Niveau beschränkt. Diese Einschränkung fußt auf dem Rahmen<br />

der segmentären Differenzierung: Die Teilsysteme haben ihre Grenzen in Lokalität und konkreten<br />

Handlungssituationen. Ein wesentliches Kriterium für die Zugehörigkeit zum (Teil-)System ist die<br />

Präsenz von Personen. Da Handlungen und ihre Möglichkeiten auf Anwesenheit aufbauen, ergibt<br />

sich, dass sich nur ein geringes Ausmaß von Arbeitsteilung herausbilden kann (vgl. Münch, 2004, S.<br />

205; Kneer & Nassehi, 1997, S. 122f).<br />

Stratifikatorische (hierarchische) Differenzierung<br />

Während die segmentäre Differenzierung gleichartige Teile voneinander trennt, so wird ab der Stufe<br />

der stratifikatorische Differenzierung eine Unterteilung in ungleiche Teilsysteme vorgenommen.<br />

Dies ist als ein Schritt zur Überwindung der strukturellen Limitationen des Systems im Rahmen<br />

der segmentären Differenzierung. zu sehen. Der Übergang in der Differenzierungsform wird zwar<br />

empirisch nur schwer nachvollziehen zu sein, theoretisch kann allerdings vermutet werden, dass<br />

segmentär differenzierte Gesellschaften durch das Erleben ihrer eingeschränkten Möglichkeiten zu<br />

neuen Formen gelangen (vgl. Kneer & Nassehi, 1997, S. 124f).<br />

In der hierarchischen Differenzierung ist das Prinzip der Einteilung eine Differenzierung in ungleiche<br />

Schichten. Die Gesellschaft ist nicht mehr in gleiche Teilsysteme gegliedert, sondern in verschiedene<br />

Teilsysteme, die jetzt in einer hierarchischen Beziehung und nicht mehr auf der gleichen Ebene<br />

beliebig zu einander stehen. Die Leitdifferenz der stratifizierten Gesellschaften ist oben/unten. Diese<br />

Gesellschaftsform differenziert sich vorwiegend in der Sozialdimension und ordnet mit ihrer Differenzierung<br />

die Menschen unterschiedlichen Ständen zu. Wichtig in Bezug auf die Leitdifferenz<br />

von oben und unten ist nicht, was gesagt wird, sondern von wem etwas gesagt wird. Der Zusammenhalt<br />

der Gesellschaft geschieht „durch eine gesamtgesellschaftliche Grundsymbolik der Hierarchie<br />

und er direkten Reziprozität“ (Luhmann, 1975, S. 29 zitiert in: Kneer & Nassehi, 1997, S. 127).<br />

Dies geschieht durch eine primär religiös ausgerichtete Auslegung des Seins in der Welt, wo jeder<br />

durch göttlichen Ratschluss an seinen Platz gesetzt wird. In dieser vertikalen Differenzierung der<br />

Gesellschaft ist der Zuwachs an Komplexität gegenüber der segmentären Differenzierung sehr groß,<br />

nichtsdestotrotz bleibt die Positionsbestimmung innerhalb der Gesellschaft noch recht transparent.<br />

Dies vor allem auf Grund der eindeutigen Leitdifferenz von oben/unten, die unabhängig von der<br />

Beobachtungsperspektive gleich bleibt (vgl. Kneer & Nassehi, 1997, S. 126f).<br />

Funktionale Differenzierung<br />

Die funktionale Differenzierung beschreibt die primäre Differenzierungsform der modernen Gesellschaft.<br />

Diese Form der Differenzierung setzte sich spätestens mit dem Ende des 19. Jahrhunderts<br />

durch, nachdem die Entwicklung zur vermehrten Ausprägung der funktionalen Differenzierung<br />

bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts sich abgezeichnet hat. Die Differenzierung erfolgt hin zu<br />

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