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Das Werk in Themen und Thesen<br />

• Aufsätze aus der Zeitschrift für Sozialforschung.<br />

• Vernunft und Revolution : Hegel und die Entstehung der Gesellschaftstheorie.<br />

• Triebstruktur und Gesellschaft : ein philosophischer Beitrag zu Sigmund Freud.<br />

• Die Gesellschaftslehre des sowjetischen Marxismus.<br />

• Der eindimensionale Mensch : Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft.<br />

• Aufsätze und Vorlesungen. Versuch über die Befreiung.<br />

• Konterrevolution und Revolte. Zeit-Messungen. Die Permanenz der Kunst.<br />

92.4. Das Werk in Themen und Thesen<br />

* Triebstruktur und Gesellschaft<br />

Unter Herrschaft des Realitätsprinzips<br />

Herbert Marcuse sieht die Ananke, die Lebensnot, unter deren Einfluss die Repression der Triebe<br />

sich entwickelt, als historisch-kontingentes Faktum und nicht als zeitlose Bedingung menschlicher<br />

Existenz schlechthin an. Die historisch vorherrschende Form des Realitätsprinzips ist das Leistungsprinzip,<br />

während das Lustprinzip zeitlich auf die Freizeit und räumlich auf die Genitalität begrenzt<br />

wird. Der Mensch kann sich und seine soziale Umgebung unter Bedingungen natürlichen Mangels<br />

reproduzieren, da ein Großteil der Zeit und des menschlichen Körpers für die Verrichtung entfremdeter<br />

Arbeit frei wird. In der gegenwärtigen Phase ist das Leistungsprinzip durch die Erfordernisse der<br />

produktiven Effizienz und der Konkurrenz geprägt. Durch die entfremdete Arbeit werden nun selbst<br />

Freiheitsgrade geschaffen. Vordergründig handelt es sich um die Freiheit von natürlichen Zwängen,<br />

welche damit mittelbar dem Lustprinzip dient und dies um den Preis einer unterdrückenden Kultur.<br />

Durch Marcuse wird nun der Begriff der zusätzlichen Unterdrückung (surplus repression) geprägt,<br />

welche für die Existenz von Kultur nicht notwendig ist, sondern der Organisation der Herrschaft des<br />

Menschen über den Menschen dient. Diese Herrschaft wird im Laufe der Geschichte immer wieder<br />

durch revolutionäre Prozesse überwunden, aber gleich wieder aufgerichtet, da die Subjekte durch die<br />

internalisierte Unterdrückung die Herrschaft mit der Existenz lebenssichernder Ordnung schlechthin<br />

identifizieren. Aus diesem Grund entsteht ein doppeltes Schuldgefühl und zwar durch den Verrat an<br />

der Herrschaft und an den eigenen Wünschen nach Freiheit. Produktion und Konsum sind eine Art<br />

Rechtfertigung für die Herrschaft und täuschen darüber hinweg, dass die Menschen die Fähigkeit<br />

hätten ihre Bedürfnisse selbst bestimmen zu können.<br />

Jenseits des Realitätsprinzips<br />

Aufgrund der Steigerung der Produktivität in der entfremdeten Arbeit schafft das Realitätsprinzip im<br />

Laufe der Geschichte die Bedingungen dafür, die herrschende Form des Realitätsprinzips abschaffen<br />

zu können.(„Je vollständiger die Entfremdung, desto größer das Potential der Freiheit.“) Marcuse<br />

sieht eine historische Phase kommen, in der die Menschen ihre Bedürfnisse selbst bestimmen können.<br />

Man könnte durch die Automation der Produktion die weiterhin lebensnotwendige entfremdete<br />

Arbeit auf ein zeitliches Minimum begrenzen. Der Eros würde dadurch in großem Ausmaß von<br />

seinen destruktiven Beschränkungen befreit. Eine Vorbedingung dafür wäre jedoch der Verzicht auf<br />

den erreichten Lebensstandard in der westlichen Welt. Marcuse geht davon aus, dass ein solcherart<br />

befreiter Eros nicht zum Untergang der Kultur führen würde, sondern im Gegenteil: zu dauerhaften<br />

Werkbeziehungen, durch die Befreiung des Eros. Es käme zu einer Selbst-Sublimierung der Sexualität,<br />

welche kultiviertere Beziehungen der Individuen untereinander ermöglichen würde. Marcuse geht von<br />

einer dem Eros innewohnenden libidinösen Moral aus, die nach der Abschaffung der zusätzlichen<br />

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