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Giddens, Anthony<br />

Vorstellungen eines erfüllten Lebens und gesellschaftlichem Realismus, der die bestehenden politischen<br />

Rahmenbedingungen bedenkt. Dieses Konzept soll „. . . die Unausweichlichkeit der Macht<br />

anerkennen und ihre Anwendung für nichts grundsätzlich Schädliches halten.“ Durch Vorwegnahme<br />

von zukünftigen Trends sollen unkontrollierte Modernisierung verhindert werden und neue,<br />

richtungsweisende und vor allem gangbare Modelle von Gesellschaft entworfen werden.<br />

Die Entwicklungstendenz möglichen Wandels sieht Giddens in sozialen Bewegungen wie den<br />

Arbeiter-, Friedens-, Bürgerrechts-(= Demokratisierungs-) und ökologischen Bewegungen wiedergespiegelt,<br />

die seinem Modell der vier institutionellen Eckpfeiler von Modernität entsprechen und<br />

auf eine Reform derselben abzielen. Durch Fortschritte dieser Bewegungen könnte es zu einer<br />

Humanisierung der Technologie, zu einer Demilitarisierung der Weltordnung, zur mehrschichtigen<br />

demokratischen Partizipation und zur Etablierung eines ökonomischen Nachknappheitsystems (Lebensqualität<br />

statt Kapitalakkumulation) kommen. Hinsichtlich der vier institutionellen Komplexe<br />

der globalisierten Moderne sieht Giddens die Chance eines Systems der planetarischen Vorsorge,<br />

einer sozialisierten ökonomischen Organisation, einer koordinierten globalen Ordnung und einer<br />

Überwindung des Krieges.<br />

Erst die Herausbildung einer derartigen modernen Weltordnung würde laut Giddens die Verwendung<br />

des Begriffes Postmoderne anstelle radikalisierter Moderne rechtfertigen.<br />

56.5.6. Politische Soziologie – „der dritte Weg“<br />

Auch als Berater des Britischen Premiers Tony Blair propagiert(e) Giddens den s.g. „dritten Weg“,<br />

zwischen liberalem Kapitalismus („die Neue Rechte“) und Sozialismus („die Alte Linke“). Der<br />

„dritte Weg“ vertritt eine reformistische Bewegung der Mitte; Er kritisiert die negativen Aspekte<br />

von „Thatcherismus“ / Neoliberalismus als auch der klassischen Sozialdemokratie und versucht<br />

die positiven Aspekte beider Systeme zu vereinen. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die<br />

„Auflösungstendenz des Sozialstaatskompromisses“. Ziel ist eine neue politische Dimension zu<br />

erzeugen, wodurch Bündnisse auch mit nicht-sozialistischen Reformparteien möglich werden sollen.<br />

Wichtige Schlagworte seines Konzepts heißen: mehr Ökologie, mehr Demokratie und Autonomie,<br />

Transnationalität, weniger Staat, keine Rechte ohne Verpflichtungen (z.B. Arbeitslosensystem: Verpflichtung<br />

zu aktiver Arbeitssuche und -annahme als Bedingung für den Bezug von Arbeitslosengeld<br />

oder Sozialhilfe; Studiengebühren, Beihilfenkürzung), Verabschiedung vom Sozialstaat und vom<br />

Prinzip der Gleichheit. Als Lösung gesellschaftlicher Probleme wird eine Zunahme der Verpflichtungen<br />

des Einzelnen, gesteigerte Selbstverantwortung, Flexibilität und Eigeninitiative propagiert.<br />

Durch ein effizientes Bildungssystem sollen jedem einzelnen - unabhängig seiner Herkunft - ähnliche<br />

Startchancen und durch Arbeit Teilhabe am gesellschaftlichen Erfolg ermöglicht werden. Z.B durch<br />

die Stärkung der bürgerlichen Grundrechte, verbesserte politische Einbindung und neue demokratisch<br />

gewählte Parlamente in Schottland und Wales soll eine Modernisierung der Verfassung und der<br />

politischen Institutionen des Landes stattfinden, was letztendlich auch die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

britischen Demokratiemodells steigern soll. Kapitalismus erscheint als alternativenloses Faktum; das<br />

globale Problem der Armut oder ungleiche Wohlstandsverteilung werden weitgehend ausgespart.<br />

Zitat: "Überdies kommen viele vorteilhafte Veränderungen in unbeabsichtigter Weise zustande."<br />

(Giddens: "Konsequenzen der Moderne.", S.191)<br />

Wohl nicht zu Unrecht ist Giddens für Pierre Bourdieu „ein britischer Soziologe, der zum Vordenker<br />

der neoliberalen Rechten geworden ist, bzw. der neoliberalen „Schein-Linken“ Tony Blairs“.<br />

(Bourdieu 2000)<br />

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