27.02.2013 Aufrufe

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

Soziologische Klassiker - Upload server

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Werk in Themen und Thesen<br />

Individuellen Handlungen können so als Abbild eines Sozialsystems verstanden werden. "System"<br />

wird als Geflecht raum-zeitlich produzierter und reproduzierter Handlungen definiert.<br />

"Gesellschaft" setzt sich aus kulturellen, politischen, wirtschaftlichen sowie moralisch-<br />

„gemeinschaftlichen“ Institutionen und Teilsystemen zusammen, je nachdem ob der Strukturaspekt<br />

der Herrschaft (objektiv vorgegebene Chance bezüglich der Kontrolle über Personen (Autorisierung)<br />

oder Sachen (Allokation)), der Signifikation oder der Legitimation im Vordergrund steht. Zitat:<br />

"Alles gesellschaftliche Leben vollzieht sich in, und ist konstituiert durch, Überschneidungen von<br />

Gegenwärtigem und Abwesendem im Medium von Raum und Zeit." (Giddens: "Die Konstitution<br />

der Gesellschaft.", S. 185)<br />

Institutionen werden hier als routinisierte Einzelhandlungen und Interaktionen verstanden. Das<br />

Überleben in komplexen Gesellschaften setzt die Fähigkeit zur Routinisierung von Handlungen<br />

voraus.<br />

(Hauptkritikpunkte dieses Konzepts sind unzureichende Möglichkeiten der Erkenntnis und des<br />

Fortschritts bzw. der Entwicklung, ein ambivalenter und v.a. zu emphatischer Akteursbegriff, ein zu<br />

stark akzentualisierter Handlungsaspekt, sowie die fehlende Beachtung systemischer Eigenschaften,<br />

die aus wechselseitiger Interaktion entstehen.)<br />

56.5.2. Methodische Fragen<br />

Hier betont Giddens das Problem der doppelten Hermeneutik<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik 36 , das sich auf das Spannungsfeld zwischen<br />

Selbstinterpretation des Forschers und Interpretationen zweiter Ordnung bezieht.<br />

Der Soziologie kommt hierbei die hermeneutische Aufgabe zu a) die wissenschaftlichen Begriffsschemata<br />

aufzuklären und zu kontrollieren, weil es theoriefreie Daten nicht geben kann, b) die<br />

wissenschaftlichen Bedeutungsrahmen zu begreifen und c) die Bedeutungsrahmen, die der Orientierung<br />

der handelnden Akteure im Alltag dienen, zu verstehen. Die große Relevanz der doppelten<br />

Hermeneutik für die Soziologie ergibt sich aufgrund von Bedeutungsüberschneidungen zwischen<br />

Auslegungen im Alltag und Auslegungen in der Wissenschaft.<br />

Während sich der Gegenstandsbereich der naturwissenschaftlichen Forschung als indifferent gegenüber<br />

dem, was Menschen über ihn zu wissen behaupten, erweist, wirken sich sozialwissenschaftliche<br />

Theorien u.U. direkt auf das Handeln von Akteuren aus. Jedes Wissen kann die Situationsdefinition,<br />

das Handeln und dessen Bewertung beeinflussen und schließlich selbst wieder aus diesen reproduziert<br />

werden (doppelte hermeneutische Reflexivität von Wissen und Handeln). Laut interpretativer<br />

Soziologie hat es jede soziologische Analyse "mit einer vor-interpretierten Welt zu tun, in der die<br />

Bedeutungen, die von aktiven Subjekten entwickelt werden, tatsächlich in die reale Konstitution oder<br />

Produktion jener Welt Eingang finden." (Franz Welz in "Lexikon der soziologischen Werke", S. 237)<br />

Zitat: "Es liegt im inneren Wesen des reflexiv auf die Bedingungen der Systemreproduktion angewandten<br />

Wissens, daß es die Umstände, auf die es sich ursprünglich bezogen hat, verändert."<br />

(Giddens: "Konsequenzen der Moderne.", S. 74)<br />

36 http://de.wikipedia.org/wiki/Hermeneutik<br />

411

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!