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Bauman, Zygmunt<br />

"Die gesellschaftliche Konstruktion der Ambivalenz":<br />

Bauman beschäftigt sich in dem Text mit der sozialen Schließung, sprich der Inklusion und Exklusion<br />

von Fremden an. Er bezieht sich darin vor allem auf das Beispiel der Juden. Der Versuch von Juden,<br />

sich anzupassen, endete in seinem Text nach Marthe Roberts sarkastischer Zusammenfassung so: „Bei<br />

sich zu Hause leben, denken, fühlen und schreiben die jungen Leute aus Prag wie Deutsche, äußerlich<br />

den anderen gleich, doch außerhalb ihrer Viertel täuscht sich niemand. Die anderen erkennen sie<br />

sofort an ihrem Gesicht, ihrem Benehmen, ihrem Akzent. Gewiss sind sie assimiliert, doch nur in<br />

dem geschlossenen Raum ihres geborgten Deutschtums, oder anders gesagt, sie sind an ihre eigene<br />

Entwurzelung ´assimiliert´.“Für Bauman waren die Juden die prototypischen Fremden in Europa.<br />

Er nannte sie die „sich selbst vermehrenden Unkräuter in der Welt, die aus sorgfältig gepflegten<br />

Gärten bestanden, Nomaden unter den Sesshaften – nur Zigeuner teilten diese Eigenschaft mit den<br />

europäischen Juden – und also mussten sie, für Hitler, auch deren letztes Schicksal teilen.“ Sie waren<br />

universale Fremde, denn ihre Fremdheit war nicht auf einen bestimmten Ort beschränkt. Sie waren<br />

auch keine Besucher aus einem anderen Land, denn dieses „andere Land“ existierte nicht, und es gab<br />

eigentlich gar kein Land, in dem sie das Recht beanspruchen konnten, keine Besucher oder Fremde<br />

zu sein. Juden waren „die „verkörperte Fremdheit, die ewigen Wanderer, der Inbegriff der Nicht-<br />

Territorialität, das Wesen der Heimatlosigkeit, ein nicht exorzierbares Gespenst der Konventionalität<br />

im Haus des Absoluten, eine nomadische Vergangenheit in der Ära der Sesshaftigkeit.“<br />

Franz Kafka schrieb in einem Brief an Max Brod über die Generation der zu Deutschen gemachten<br />

Juden (zu denen er selbst gehörte) folgende Selbstdiagnose:<br />

„Mit den Hinterbeinchen klebten sie noch am Judentum des Vaters und mit den Vorderbeinchen<br />

fanden sie noch keinen neuen Boden. Die Verzweiflung darüber war ihre Inspiration.“<br />

Bauman war der Ansicht, dass „ein Fremder zu sein bedeutet, fähig zu sein, ständige Ambivalenz zu<br />

leben, ein Ersatzleben der Verstellung.“ 3<br />

Liquid Modernity<br />

(Flüchtige Moderne)<br />

Die in der Französischen Revolution erhobene Forderung nach "Verdampfung aller Stände" sollte dazu<br />

führen, dass neue Stabilitäten geschaffen werden. Nach über zweihundert Jahren des Kampfes um<br />

Freiheit und Emanzipation müssen wir einsehen, dass eine Kluft zwischen dem befreiten Individuum<br />

de jure und seinen Einflussmöglichkeiten de facto entstanden ist. Zygmunt Bauman entwirft das Bild<br />

einer Moderne, die sich durch exterritorial und mobil gewordene Machtstrukturen auszeichnet. Das<br />

Individuum ist zwar in die Freiheit entlassen, muss das soziale Gewebe jedoch in Heimarbeit selbst<br />

herstellen. Es gibt kein Schaltzentrum der Macht mehr, die Strukturen sind flüchtig, die Freiheit<br />

beliebig. (siehe auch Klappentext)<br />

In Search of Politics<br />

(Die Krise der Politik)<br />

3 Bauman,Zygmunt (1993): Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit; Hamburg, S.45 ff.<br />

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