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Rezeption und Wirkung<br />

• Religionsphilosophie: Auch in seiner Religionsphilosophie vertritt James den Ansatz des "Pragmatismus".<br />

Er plädierte weiterhin dafür, sich eher mit den religiösen bzw. mystischen Erfahrungen des<br />

Einzelnen zu beschäftigen als mit religiösen Institutionen, da letztere ihren Ursprung in ersteren<br />

haben. Das Studium von religiösen Erfahrungen trage außerdem zum allgemeinen Verständnis der<br />

menschlichen Psyche bei, da religiöse Erfahrungen oft den Charakter alltäglicher Erfahrungen<br />

höherer Intensität trügen. James Aussagen über die Religion sind zum Teil inkohärent: Während<br />

sie einmal für ihn nur eine bewährte Idee im Sinne des "Pragmatismus" ist, stellt er sie ein anderes<br />

mal als einzigen Zugang zu einer überwissenschaftlichen Erfahrungswelt dar.<br />

• Geschichtsphilosophie: So wie für James in der Religion der Einzelne mit seinen Erfahrungen eine<br />

herausragende Rolle einnimmt, verhält es sich im allgemeinen auch in der Geschichte, d.h. sie ist<br />

für James primär das Werk einzelner Genies und nicht das der "Massen". Allerdings zählt er zu<br />

diesen Genies auch solche auf den Gebieten der Kunst und der Wissenschaft, und nicht nur große<br />

Militärs und Politiker.<br />

• Psychologie: James war der Urheber vieler bahnbrechender Konzepte und Theorien in der Psychologie,<br />

die er zum größten Teil in seinem Monumentalwerk "Principles of Psychologie" darlegt. Auf<br />

ihn geht Beispielsweise das Konzept des "Gedankenstroms" bzw. "Bewusstseinsstroms" zurück,<br />

weiterhin beschrieb er die Wahrnehmungswelt eines Kleinkindes auf revolutionäre Weise und<br />

lieferte eine große Anzahl an faszinierenden introspektiven Beobachtungen. Besondere Erwähnung<br />

verdient außerdem die James-Lange-Theorie der Emotion (so genannt weil unabhängig von James<br />

auch von Carl Lange (1834-1900) entwickelt). Sie besagt dass, entgegen der allgemeinen Vorstellung,<br />

ein Ereignis nicht ein Gefühl und dieses wiederum eine körperliche Reaktion hervorruft,<br />

sondern letztere direkt vom Ereignis hervorgerufen wird und das Gefühl lediglich eine Reaktion auf<br />

den Körperzustand ist. James lieferte hierfür ein berühmtes Beispiel, das als "James' Bear" bekannt<br />

ist: Wenn wir einen Bären sehen, laufen wir nicht davon, weil wir Angst haben, sondern wir<br />

haben Angst, weil wir davonlaufen. Das Gehirn reagiert also auf einen veränderten Körperzustand<br />

(Herzklopfen, starke Atmung, Adrenalinausstoß etc.) mit dem Gefühl. Ein Gefühl ohne Körper<br />

wäre also unmöglich.<br />

75.6. Rezeption und Wirkung<br />

James war schon zu Lebzeiten ein bekannter und vielgelesener Wissenschaftler und blieb dies auch<br />

nach seinem Tod, vor allem in seinem Hauptgebiet, der Psychologie. Jedoch haben seine Thesen<br />

auch Eingang in die Soziologie gefunden, vor allem durch Alfred Schütz, der sich James Konzept des<br />

"pluralistischen Universums" d.h. der Vielfalt von Lebenswelten und Konzepten für seine Soziologie<br />

zunutze machte. Auch James Idee, dass der Glaube eine Vorbedingung des Wissens ist, und seine<br />

Philosophie des Pragmatismus spiegelt sich teilweise in Schütz' Konzept der Lebenswelt wieder.<br />

Viele von James Thesen leben auch heute in veränderter Form wieder auf, so z.B. die James-Lange-<br />

Theorie der Emotionen, die eine große Ähnlichkeit mit Antonio Damasios Bewusstseinstheorie<br />

aufweist, weiterhin die Philosophie des Pragmatismus, die man als frühen Vorläufer des umstrittenen<br />

Memetik-Konzepts betrachten kann.<br />

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