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Lindenberg, Siegwart<br />

84.4.4. Die Methode der abnehmenden Abstraktion<br />

Diese Methode ist ein Teil der Rationalen Wahl. Lindenberg entwickelte die Methode für den Fall,<br />

dass ein einfaches und abstraktes situationslogisches Modell nicht zur Erklärung eines Phänomens<br />

ausreicht, da Menschen oft so handeln wie es nicht erwartet wird. Es wird von einem relativ einfachen<br />

Modell ausgegangen und es erfolgt eine schrittweise Anpassung bis ein Modell erreicht wird, das<br />

eine realistische Abbildung darstellt.<br />

Hintergrund ist das Konzept der theoriegesteuerten Analyse, deren Sinn es ist, nach allgemeinen<br />

Hauptaspekten eines Phänomens zu suchen, um dies erklären zu können. Die Unterscheidung in<br />

zwei Dimensionen ist nötig:<br />

• Haupt- und Nebenaspekte eines Phänomens, wobei die Hauptaspekte, diejenigen Aspekte sind,<br />

die berücksichtigt und analysiert werden müssen, um überhaupt zu einer adäquaten Lösung zu<br />

kommen. Die Nebenaspekte sind Sachverhalte, die die Qualität der Lösung des Problems erhöhen<br />

können.<br />

• Allgemeine und besondere Aspekte eines Problems. Dabei stellen allgemeinen Aspekte, allgemeine<br />

Strukturen, ein allgemeines Schema dar, innerhalb derer unterschiedliche Situationen ablaufen.<br />

Besondere Aspekte definieren nur einen Teilbereich bzw. die Anwendungsbedingungen<br />

84.4.5. Gemeinschaft – Gesellschaft - Sharing Groups<br />

Ausgehend vom Begriff der Gemeinschaft, die den einzelnen Mitgliedern unter Umständen soziale<br />

Wertschätzung in hohem Maß vermittelt, sind Normen und kontinuierliche informelle Interaktionen<br />

für Lindenberg Ausgangspunkte für so genannte Sharing Groups. Als solche werden Gruppen<br />

bezeichnet, in denen sich Akteure Ressourcen teilen müssen, um überleben zu können. Die Abhängigkeit<br />

wird größer, je mehr sich die Akteure teilen müssen. Demzufolge wird jedoch die Versorgung<br />

mit sozialer Bestätigung auch größer und steigert das psychische Wohlbefinden. Im Rahmen der<br />

Gesellschaft fehlt laut Lindenberg die Versorgung an sozialer Wertschätzung, hier steht das physische<br />

Wohlbefinden im Vordergrund. Durch diese Unterversorgung entsteht ein hoher Bedarf gerade<br />

danach. Innerhalb der Modernisierung und funktionalen Differenzierung entstehen wiederum neue<br />

Gemeinschaften, die Orientierung bieten und soziale Wertschätzung vermitteln.<br />

". . . klagt man über den Egoismus des Menschen und seine materialistische Neigung, die physisches<br />

Wohlbefinden weit höher als geistige Werte und Sorge um seine Mitmenschen stellt. Man wird auch<br />

das System kritisieren, das jeden dazu antreibt, in einem Wettrennen um höheren Status gegen alle<br />

anderen anzutreten. Dagegen träumt man von einer Gesellschaft, in der man sich um den anderen<br />

sorgt, in der gemeinsame Werte wieder zwischenmenschliche Beziehungen bestimmen, in der die nur<br />

scheinbar altmodische Unterscheidung von ‚richtig und falsch’ dem Individuum wieder einen Halt<br />

gibt." 9<br />

84.5. Literatur<br />

• Esser Hartmut (2002)<br />

9 Lindenberg, Siegwart (1984): Normen und die Allokation sozialer Wertschätzung, S. 190<br />

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