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Mannheim, Karl<br />

91.5. Das Werk in Themen und Thesen<br />

Überblick<br />

Karl Mannheims Biografie lässt sich in drei Hauptphasen unterscheiden: Ungarn, Deutschland,<br />

England. Seine ersten ungarischen Schriften, in denen er vorwiegend literarische und philosophische<br />

Themen bearbeitet, sind kaum bekannt. Danach folgt die deutsche, soziologisch-philosophische<br />

Phase (1921 -1933), in der er sich mit Themen wie Interpretation, Erkenntnis, Wissen beschäftigt<br />

und mit den, dem Wissen zugrunde liegenden sozialen Prozessen auseinandersetzt. In dieser Zeit<br />

verfasst er auch sein Hauptwerk „Ideologie und Utopie“ Noch bevor er Deutschland verlassen muss,<br />

schreibt er ein Resümee seiner Positionen. (Zur Problematik der Soziologie in Deutschland, 1929;<br />

Wissenssoziologie, 1931; Die Gegenwartsaufgaben der Soziologie, 1932) Darin erkennt man schon<br />

deutlich, dass Mannheim seine Zeit verstehen will. In seiner letzten Phase in England macht er es<br />

sich schließlich zur Aufgabe, Diagnosen zu erstellen und Verbesserungsprogramme zu entwickeln.<br />

Das erste Werk dieser Phase schreibt er noch auf deutsch (Mensch und Gesellschaft im Zeitalter<br />

des Umbaus, 1935), doch seine restlichen Publikationen verfasst er nur noch in englischer Sprache.<br />

Mannheim schrieb zwei Bücher (Diagnose of Our Time, 1943; Freedom, Power and Democratic<br />

Planning, 1950) wobei letzteres erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Außerdem verfasste er<br />

eine Vielzahl von Artikeln, die in populären Zeitschriften publiziert wurden.<br />

Wichtigste Themen und Thesen<br />

Karl Mannheim gilt als Begründer und wichtigster Vertreter der Wissenssoziologie, der Lehre von<br />

der historischen und sozialen Bedingtheit aller Erkenntnis, deren Grundlagen er vor allem in seinem<br />

1929 erschienenen Hauptwerk »Utopie und Ideologie« schildert.<br />

Für Mannheim ist jegliches Denken in sozialen Zusammenhängen jeglicher Art, Thema der Wissenssoziologie.<br />

Er vertritt die These, dass menschliches Denken und somit auch menschliches Wissen<br />

nicht nur von den Gegebenheiten des menschlichen Geistes und den Tatsachen der Welt abhängig<br />

ist, sondern entscheidend bestimmt wird von Faktoren des sozialen Seins. Die soziale "Seinsgebundenheit<br />

des Wissens" sagt somit aus, dass historisch-soziale Prozesse und Strukturen ebenso wie<br />

die Positionen der gesellschaftlichen Gruppen innerhalb dieser sozialen Strukturen unser Wissen<br />

beeinflussen. Die einzelnen Gruppen entwickeln spezifische Motive und Machtinteressen aufgrund<br />

ihres sozialen Standorts, diese prägen schließlich die Denkstrukturen und Weltanschauungen der<br />

Gruppe. Solche Denkstrukturen legen fest, wie eine Sache gesehen wird, wie sie einem bewusst wird<br />

und welches formulierbare Wissen daraus entstehen kann. Somit ist jedes Denken, auch das eigene,<br />

ideologisch, also perspektifisch zu betrachten. Denn aus unterschiedlichen Auslegungen des Seins<br />

entstehen eben verschiedene Ideologien.<br />

Der von Mannheim vorgeschlagene "allgemeine und totale Ideologiebegriff" bezieht sich somit<br />

auf die gesamte spezifische Denkstruktur und das darin formulierte Wissen einer jeden Gruppe.<br />

Jede Ideologie besitzt schließlich einen charakteristischen Denkstil, der in seiner Perspektive eingeschränkt<br />

ist und somit immer auf irgendeine Art unvollkommen und einseitig ist. Die verschiedenen<br />

Denkrichtungen lassen sich grundsätzlich auf wenige historisch spezifische Typen reduzieren, wobei<br />

Liberalismus, Konservatismus und Sozialismus die Hauptmuster darstellen.<br />

Die Wissenssoziologie versucht nun den gesamten ideologischen Bereich zusammen mit seinen<br />

historischen Wechselwirkungen und Veränderungen zu erfassen. Weiters kann sie Erklärungen für die<br />

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