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Soziologische Klassiker - Upload server

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Das Werk in Themen und Thesen<br />

die Quelle für die legitime Autorität in ihrer Verankerung in den gemeinsamen Normen und Werten<br />

einer Gesellschaft. Macht, die in legitimer Autorität wurzelt oder in eine solche verwandelt werden<br />

kann, erfährt die Zustimmung der ihr unterworfenen Menschen.<br />

In seiner Untersuchung des indirekten Austauschs spricht Blau über die eingeschränkte Gültigkeit<br />

der Profitproposition für die Analyse des sozialen Austauschs, die komplexere Makrostrukturen<br />

beinhaltet. Er beginnt mit einer Analyse des "Gefangenendilemmas". Zwei Verdächtige, die nicht<br />

miteinander kommunizieren können, erfahren, dass sie die Wahl haben, ein Geständnis abzulegen<br />

oder nicht. Sollte einer gestehen, der andere aber nicht, so wird der erste auf freien Fuß gesetzt<br />

und der andere wird zu zehn Jaheren Haft verurteilt. Wenn beide gestehen werden beide zu acht<br />

Jahren Gefängnis verurteilt. Sollten sich beide weigern, ein Geständnis abzulegen, werden beide<br />

wegen Mangel an Beweisen nur für ein Jahr eingesperrt. Im letzteren Fall erhalten sie die einjährige<br />

Haftstrafe für das geringere Vergehen, dessen sie überführt wurden. Die rationalste individuelle Wahl<br />

eines jeden Verdächtigen ist, ein Geständnis abzulegen, weil jeder das Geständnis des anderen und<br />

somit eine zehnjährige Haftstrafe befürchten muss. Was sie in diesem Fall bekommen, wären acht<br />

Jahre, also das zweitschlimmste Ergebnis. Könnten sie miteinander kommunizieren, so könnten sie<br />

sich absprechen, nicht gestehen und ein erheblich besseres Resultat erzielen als wenn sie getrennt<br />

voneinander entscheiden müssen. Blau nimmt das Beispiel der wenig einträglichen Folgen einer<br />

isolierten rationalen Wahl, um auf die Notwendigkeit hinzuweisen, Verhalten durch gemeinsame<br />

Normen und Werte in komplexen, interdependenten Kontexten zu steuern, wo eine direkte Steuerung<br />

nicht funktioniert. Hier ersetzt der indirekte den direkten Austausch. Das Handeln einer Person wird<br />

nicht länger nur von Belohnungen bestimmt, die sie aufgrund einer bestimmten Handlungswahl<br />

in Bezug auf eine andere Person und nur in Bezug auf diese erwartet. Eine breitere Gemeinschaft<br />

tritt auf den Plan und wird zur wichtigsten Quelle für Belohnungen. Diese Gemeinschaft gibt ihre<br />

Zustimmung zu einem Verhalten, das ihren üblichen Normen entspricht und missbilligt ein Verhalten,<br />

das nicht konform ist.<br />

Inequality and Heterogeneity: a primitive theory of social structures<br />

Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Status ist eines der interessantesten Charakteristika<br />

ihrer Sozialstruktur. Blau hebt besonders zwei Merkmale hervor: Einmal die Heterogenität einer<br />

Bevölkerung (ihre Zusammensetzung zB. nach Altersschichtung, Religion und Ethnozität), zum<br />

anderen den Grad ihrer Ungleichheit (Ausmaß der Unterschiede hinsichtlich Wohlstand, Einkommen<br />

oder Macht). In einer Gesellschaft mit hoher Heterogenität würde man beispielsweise in etwa gleich<br />

viele Individuen aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen erwarten. In einer Gesellschaft mit hoher<br />

Ungleichheit würde man eine große Anzahl Arme und wenige außerordentlich Reiche finden. Blau<br />

ist der Ansicht, dass ein hoher Grad von Heterogenität die Beziehungen zwischen den ethnischen<br />

Gruppen begünstigt, beispielweise Heiratsbeziehungen.<br />

Am Beispiel der Situation einer Frau, die in Japan lebt, wird gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sie einen Nicht-Japaner heiratet, äußerst gering ist. Wenn diese Frau nun nach Berlin umzöge,<br />

würde sich das wahrscheinlich ändern. Allein die Heterogenität macht es wahrscheinlicher, dass sie<br />

eine Beziehung mit einem Nicht-Japaner eingeht.<br />

Auch der Grad sozialer Ungleichheit einer Bevölkerung hat Folgen für die Sozialbeziehungen, hier<br />

zwischen Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten. Beispiel: Eine Schülerin in einem privaten<br />

Gymnasium. In dieser Umgebung gibt es keine Möglichkeit, Männer aus anderen sozialen Schichten<br />

kennen zu lernen. Falls diese Schülerin nach dem Abitur an eine Massenuniversität geht, wird die<br />

Wahrscheinlichkeit steigen, dass sie auch Männer aus anderen sozialen Verhältnissen kennen und<br />

lieben lernt.<br />

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