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Wirkungsgeschichte der Theorie – Rückkehr nach Europa<br />

Theorien<br />

Das bekannte Sprichwort: „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“ bewahrheitet sich an<br />

der Person Alfred Schütz nur zu gut. Der Verlust einer derartigen soziologischen Kapazität an<br />

die USA lässt sich zudem nicht auf diese eine Person reduzieren, denn auch der unmittelbare<br />

Wirkkreis, die unmittelbaren theoretischen Anstöße und Impulse, die ersten Rezeptionen und<br />

eine Reihe an Forschern, die von Schütz inspiriert seine Ansätze Weiterentwickeln und sein<br />

begonnenes Werk vorantreiben bzw. vollenden, all diese Aspekte müssen als verlorenes Potential<br />

berücksichtigt werden. Aber auch in Amerika vergehen einige Jahre, bis die Idee von der sozialen<br />

Konstruktion der Wirklichkeit zum soziologischen Mainstream avanciert. Wie weiter oben bereits<br />

angedeutet muss in den 1940er und 1950er Jahren in der Soziologie von einer Dominanz der<br />

Theorien Talcott Parsons gesprochen werden. Er versucht die Funktion hinter den normativen<br />

Strukturen aufzuzeigen, die einen Zwang auf das Individuum ausüben. Dennoch setzt sich<br />

im Laufe der Zeit immer mehr eine kritische Gesinnung gegenüber der Dominanz Parsons<br />

in den soziologischen Diskussionen durch, bis schließlich von einer neuen Ära bzw. einem<br />

Paradigmenwechsel in der soziologischen Theorienlandschaft gesprochen werden kann, so dass eine<br />

verstärkte Auseinandersetzung und Rezeption von Alfred Schütz stattfindet. Es wechselt der Fokus<br />

von der Funktion hinter den normativen Strukturen, hin zum wesentlichen Sinn, den verschiedene<br />

Lebensmuster und die Vorgänge gemeinsam haben, nach denen die Menschen diesen Sinn herstellen.<br />

Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Schütz Zeit seines (viel zu kurzen) Lebens keine<br />

wissenschaftliche Reputation in soziologischen und philosophischen Kreisen erfahren hätte, aber die<br />

gravierende Tragweite seiner Gedanken für die soziologische Theorie blieb weitgehend unerkannt.<br />

Der Verlauf seiner (in diesem Aufsatz letztlich ausführlicher als ursprünglich angedacht dargestellten)<br />

Biografie und die damit einhergehende zerstreute sowie auf zwei Kontinente und Sprachräume<br />

verteilte Publikationstätigkeit spielt dabei sicherlich eine entscheidende Rolle. 1932 erscheint „Der<br />

sinnhafte Aufbau der Realität“ im Wiener Springerverlag. Erst 1960 erfolgt eine Neuauflage und<br />

1967 die Übersetzung ins Englische. „Der sinnhafte Aufbau der Realität“ ist das Resultat einer 12<br />

jährigen intensiven Forschungstätigkeit und gewissermaßen das Fundament, in dem Schütz die<br />

meisten seiner zentralen wissenschaftlichen Anliegen, die ihn Zeit seines Lebens beschäftigen<br />

sollten, bereits angelegt und umrissen hatte. Dennoch erfährt dieses Werk im deutschsprachigen<br />

Raum sehr wenige Rezensionen und geht schließlich in den politischen und militärischen Wirren des<br />

2. Weltkrieges mehr oder minder unter. In englischer Sprache liegt dieses Werk erst 35 Jahre nach<br />

dessen Erstveröffentlichung vor, wobei Schütz bereits 8 Jahre nicht mehr unter den Lebenden weilt.<br />

Was zur Einleitung einer angemessenen Rezeptionsphase neben der Übersetzung des sinnhaften<br />

Aufbaus ins Englische ebenso unerlässlich ist, ist die Veröffentlichung von Schütz’ „collected<br />

papers“ durch seine Frau Ilse Schütz. Diese Publikationen erfolgen 1962, 1964 und 1966 und<br />

ermöglichen gemeinsam mit dem sinnhaften Aufbau erstmals einen Blick auf das weit verstreut<br />

publizierte Werk, allerdings vorerst nur in englischer Sprache. (Die gesammelten Werke erscheinen<br />

1971 und 1972 in deutscher Sprache was zugleich die Rezeption Schütz’ Werk im deutschen<br />

Sprachraum einleitet.) Im Anschluss an diese Publikationen formiert sich die Argumentationsfront<br />

gegen den Strukturfunktionalismus zu der Soziologen wie Natanson, Berger und Luckman,<br />

in weiterer Folge Harold Garfinkel 298 , Kurt H. Wolff 299 , Tamotso Shibutani, und Erving<br />

298 http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Soziologische</strong>_<strong>Klassiker</strong>/_Garfinkel,_Harold<br />

299 http://de.wikibooks.org/wiki/<strong>Soziologische</strong>_<strong>Klassiker</strong>/_Wolff,_Kurt_H.<br />

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