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Das Werk in Themen und Thesen<br />

ebenso die Mitmenschen. Gerade die totale Herrschaft ist unabhängig von Gefühlen und daher höchst<br />

rational. Die versachlichte Natur führt damit unweigerlich zur Versachlichung des Menschen. Es<br />

entsteht ein System, das sich nur noch selbst reproduziert, die bestehenden Verhältnisse konserviert<br />

und keinen Ausweg daraus mehr ermöglicht. Es entsteht eine totale Integration.<br />

• Universaler Verblendungszusammenhang<br />

Die Gesellschaft blockiert sogar ein Bewusstwerden der Situation. Deswegen sprach Adorno von<br />

einem universellen Verblendungszusammenhang. Dabei geht es nicht mehr nur um das Marxsche<br />

falsche Bewusstsein der Betroffenen.<br />

Zunächst beschrieb Marx für die beginnende Moderne dieses falsche Bewusstsein. Es beinhaltet eine<br />

normative Vorgabe, nämlich falsch zu sein und ist damit Grundlage für eine Revolution, genau dann,<br />

wenn es von den Betroffen wirklich als falsch aufgefasst wird. Als Beispiel möge ein Arbeitsvertrag<br />

dienen, der eine Identitätsgleichung von Arbeit und Geld herstellt. Falsch daran ist, dass die<br />

Arbeitskraft nicht wie eine Ware behandelt werden kann. Der Vertrag kommt aber dennoch zu stande,<br />

da die Beteiligten ihn als richtig ansehen. Wenn aber die negativ betroffenen Menschen das falsche<br />

erkennen, entwickeln sie ein revolutionäres Bewusstsein und die Grundlage für eine Revolution ist<br />

geschaffen.<br />

Die entwickelte Moderne kennt aber kein falsches Bewusstsein mehr und hier setzt Adorno an. Durch<br />

die totale Integration kann kein Bewusstsein der Falschheit mehr entwickelt werden. Falsch daran ist<br />

nun die Überzeugung der Menschen, dass es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt. Es entsteht<br />

damit ein restringiertes Bewusstsein.<br />

Der universale Verblendungszusammenhang beruht nach Adorno auf Ursachen. Eine davon liegt im<br />

dritten Pol des Konzepts der Kritischen Theorie, nämlich der Kultur. Durch eine Kulturindustrie<br />

wird die Gesellschaft reproduziert. Das bestehende Bewusstsein wird gefestigt und verstärkt. Andererseits<br />

bewirkt genau diese Kulturindustrie die völlige Integration der Individuen in die vorliegende<br />

Gesellschaft. Die Menschen entwickeln erst gar nicht das Bedürfnis die bestehende Situation umwälzen<br />

zu wollen. Die Kulturindustire produziert ein leibliches Fundament mit Motiven und Impulsen<br />

und lenkt damit die Menschen innerhalb eines festen Rahmens.<br />

So ist die Kulturindustrie ein Herrschaftsmittel, denn sie lenkt einerseits die Menschen in ihren<br />

Befriedigungen und andererseits stellt sie gleichzeitig die Mittel für deren Befriedigung zur Verfügung.<br />

Durch die Instrumentelle Rationalität handelt es sich dann um Konsum und die kulturellen<br />

Erzeugnisse haben einen Warenwert.<br />

• Die Kritische Theorie nach dem Ende der totalitären Staaten<br />

Das Ende der totalitären Staaten bedeutet in gewisser Weise nun eine Überprüfung der Kritischen<br />

Theorie. Adorno meinte allerdings, dass auch nach dem Ende derselben, ein totalitärer Charakter<br />

noch vorhanden ist. Er sprach von einer Fassade der liberal-demokratischen Staaten. Das bedeutet<br />

einerseits, dass solange ein Staatskapitalismus vorliegt auch eine Rückkehr des Faschismus jederzeit<br />

möglich ist. Der Kapitalismus ist also unmittelbar mit dem Faschismus verknüpft. Andererseits<br />

besteht eine latente Totalität. Sie äußert sich im Wesen der Gesellschaft durch die bürokratisierte<br />

Kontrolle der Staaten über seine Mitglieder. Diese Menschen sind völlig integriert und an das System<br />

gebunden.<br />

• Mimesis (Nachahmung) der Natur<br />

Adorno zeichnete allerdings eine gewisse Hoffnung für den Menschen. Durch ein sogenanntes<br />

mimetisches Verhalten soll sich an die Natur als Gegenüber angelehnt werden. Das bedeutet nicht<br />

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